Bischof Wilmer fordert schnelleres EU-Handeln gegen Klimawandel

"Gottes Schöpfung brennt"

Bei Gesprächen in Brüssel ruft Bischof Heiner Wilmer zu mehr Tempo beim Klimaschutz auf. Außerdem äußert er sich zu einer ethischen KI-Politik und geopolitischer Verantwortung. Die EU sei ein Friedensprojekt, aber "kein Selbstläufer".

Niedrigwasser im Sommer am Rhein / © Julia Steinbrecht (KNA)
Niedrigwasser im Sommer am Rhein / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat die Europäische Union zu einem schnelleren und entschlosseneren Handeln im Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen. "Gottes Schöpfung brennt, und wir machen einfach stur weiter wie zuvor. Das muss sich ändern!", mahnte Wilmer am Mittwoch. 

Heiner Wilmer / © Harald Oppitz (KNA)
Heiner Wilmer / © Harald Oppitz ( KNA )

Die bisherigen Schritte der EU seien noch immer zu zögerlich, viele Mitgliedstaaten verfehlten wiederholt ihre selbst gesteckten Klimaziele. Wilmer ist in der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Europafragen zuständig.

Derzeit befindet sich Wilmer auf einer Gesprächsreise in Brüssel - in seiner Funktion als delegierter Bischof bei der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE). Im Zentrum der Gespräche stehen Europas geopolitische Verantwortung, der Schutz von Umwelt und Schöpfung sowie die ethische Gestaltung Künstlicher Intelligenz.

 "Die EU ist ein weltweit einzigartiges, wertegeleitetes Friedensprojekt in einem globalen Systemkonflikt von Demokratien mit Autokratien und Diktaturen", so Wilmer. "Die freiheitliche Demokratie und die EU sind echte Erfolgsmodelle, aber keine Selbstläufer. Wir alle müssen für unsere Freiheit weltweit einstehen. Die EU muss daher auch geopolitisch agieren."

Klima- und Umweltschutz ist Friedensarbeit

Dies gelte nicht nur für das Engagement für Frieden, Freiheit und Demokratie, sondern ebenso für den Klima- und Umweltschutz. "Die EU muss weltweit ihre Prioritäten der Sicherheit und der Wettbewerbsfähigkeit mit der Bewahrung der Schöpfung verbinden. An diesem kritischen Punkt brauchen wir ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Handeln. Weltweiter Klima- und Umweltschutz ist auch Friedensarbeit", betonte Wilmer.

Ein weiteres zentrales Anliegen sei der menschenwürdige Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Wilmer nannte KI eine "neue soziale Frage", auf die es klare ethische Antworten brauche. Der EU AI Act mit seinem spezifisch europäischen Ansatz sei ein erster Schritt - dem jedoch weitere folgen müssten. "Wir sollten uns in Europa und auf der ganzen Welt gemeinsam auf den Weg machen, um KI menschenwürdig und ethisch verantwortlich zu nutzen. All dies habe ich in meinen Gesprächen deutlich gemacht", sagte der Bischof. Wilmer wird in Brüssel von einer kleinen Delegation begleitet - mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Sekretariat der DBK, dem Katholischen Büro in Berlin sowie der COMECE.

Die EU-Bischofskommission COMECE

Etwa die Hälfte der Bewohner in der Europäischen Union sind nach Vatikan-Angaben Katholiken. Um den Dialog mit EU-Institutionen zu pflegen und Anliegen der katholischen Kirche zu Gehör zu bringen, unterhalten die Bischofskonferenzen der 27 Mitgliedstaaten eine eigene Kommission, die COMECE. Die Abkürzung steht für das lateinische "Commissio Episcopatum Communitatis Europensis".

Eingangsschild am Sitz der COMECE in Brüssel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eingangsschild am Sitz der COMECE in Brüssel / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA