Berliner Erzbischof würdigt deutsch-polnische Aussöhnung

"Kraftvoll Zeichen der Hoffnung setzen"

Im November wollen deutsche und polnische Bischöfe in Breslau an die Bedeutung des Dialogs zwischen beiden Ländern erinnern. Berlins Erzbischof Heiner Koch erinnerte in einen Gottesdienst in Fürstenwalde an das Leid vieler Menschen.

Blick auf Breslau und den Dom im Hintergrund / © Yasonya (shutterstock)
Blick auf Breslau und den Dom im Hintergrund / © Yasonya ( shutterstock )

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat die deutsch-polnische Aussöhnung gewürdigt. In einem deutsch-polnischen ökumenischen Gottesdienst im Dom zu Fürstenwalde/Spree erinnerte der katholische Geistliche laut vorab verbreitetem Predigtmanuskript an die wechselvolle Geschichte des vor 900 Jahren gegründeten Bistums Lebus. Die von 1124/25 bis 1598 bestehende Diözese lag zwischen den Bistümern Magdeburg und Posen und erstreckte sich beiderseits der mittleren Oder, die heute die Grenze zwischen Deutschland und Polen bildet.

Erzbischof Heiner Koch / © Nicolas Ottersbach (DR)
Erzbischof Heiner Koch / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Erzbischof Koch rief das Leid der Menschen in den vergangenen Jahrhunderten ins Gedächtnis und schloss dabei die Zeit des Nationalsozialismus und der Zwangsumsiedlung von Polen und Ukrainern ein. "Wir erinnern an die vielen Toten, die Verletzungen, an alles Unrecht und an alle Schuld, die damit verbunden waren und sind. Wir erinnern aber auch an die vielen Menschen, die mit viel Hoffnung immer wieder neu angefangen haben, die einen neuen Aufbruch gewagt und ihren Glauben gegen alle Widerstände bekannt haben!"

Kraftvoll Zeichen setzen

Christen wüssten sich von der Hoffnung getragen, "dass Gott in allen Stunden und auf allen Wegen mit uns geht, auch in Dunkelheit und Zweifel", so der Berliner Erzbischof. "Dafür stehen wir auch heute als Deutsche und Polen, als Protestanten und Katholiken. Und in dieser Hoffnung wollen wir einander tragen, trotz aller Gründe, die das Hoffen schwer machen in unserer Zeit. Und wir wollen - wie die Menschen vor uns - immer neu aufstehen und mutig und kraftvoll Zeichen der Hoffnung setzen in Gesellschaft, in Politik und in Kirche."

Zum Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren und zum historischen Briefwechsel der polnischen und der deutschen Bischöfe vor 60 Jahren, der dem Nachkriegs-Dialog zwischen Deutschen und Polen einen wichtigen Impuls gab, planen beide Bischofskonferenzen eine gemeinsame Botschaft und ein Treffen am 18. November in Breslau (Wroclaw). Die gemeinsame Erklärung soll die Aussöhnung zwischen den Völkern nach den Verheerungen von Krieg und deutscher Besetzung Polens sowie die Beiträge der Kirche zum Thema haben.

Katholische Kirche in Polen

Die römisch-katholische Kirche hat in Polen traditionell viel Einfluss. Das hat auch historische Gründe:

Spätestens seit Ende des 18. Jahrhunderts, als die drei Nachbarmächte den polnischen Staat für 123 Jahre ganz auflösten, gilt die Kirche als Bewahrerin der nationalen Identität. In den vergangenen Jahren verlor sie aber besonders in der jungen Generation an Ansehen.

Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk (shutterstock)
Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk ( shutterstock )
Quelle:
KNA