Katholische Kirche in Polen

Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk (shutterstock)
Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk ( shutterstock )

Die römisch-katholische Kirche hat in Polen traditionell viel Einfluss. Das hat auch historische Gründe:

Spätestens seit Ende des 18. Jahrhunderts, als die drei Nachbarmächte den polnischen Staat für 123 Jahre ganz auflösten, gilt die Kirche als Bewahrerin der nationalen Identität. In den vergangenen Jahren verlor sie aber besonders in der jungen Generation an Ansehen.

Bei der jüngsten Volkszählung 2021 bekannten sich rund ein Fünftel der Befragten weniger zur römisch-katholischen Kirche als noch beim Zensus zehn Jahre zuvor. Nur noch 27,1 Millionen Polinnen und Polen gaben an, katholisch zu sein; 2011 waren es 33,7 Millionen. Ihr Anteil an der Bevölkerung sank demnach von 87,6 auf 71,3 Prozent.

Entsprechend höher war die Zahl derer, die keine Religionszugehörigkeit angaben oder sich für konfessionslos erklärten.

Der Bischofskonferenz zufolge besuchten 2023 landesweit 29 Prozent der Katholikinnen und Katholiken die Sonntagsmesse. Am Religionsunterricht nahmen nach Angaben des kirchlichen Statistikinstituts im Schuljahr 2023/24 landesweit 78,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen teil. Die Zahl sinkt seit Jahren. Zur Häufigkeit von Kirchenaustritten gibt es keine offiziellen Informationen.

Unabhängige Kraft während kommunistischer Herrschaft

Unter der bis 1989 dauernden kommunistischen Herrschaft blieb die Kirche eine starke, unabhängige Kraft. Nach der Wahl des Krakauer Erzbischofs Karol Wojtyla zum Papst 1978 trug sie gemeinsam mit der Oppositionsbewegung "Solidarnosc" maßgeblich zum Ende des Kommunismus im Ostblock bei. In den 1990er Jahren nahm der Einfluss der Kirche auf die Parteipolitik allmählich ab. Dagegen spielte sie bei der Hinwendung Polens zur EU eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt Papst Johannes Paul II. (1978-2005) brachte die Bischöfe vor der 2003 durchgeführten Volksabstimmung über den EU-Beitritt auf einen europafreundlichen Kurs.

Mit mehr als 130 Bischöfen und 42 römisch-katholischen und 3 griechisch-katholischen Diözesen gehört Polens Bischofskonferenz zu den größten in Europa. Es gibt rund 10.000 Pfarreien, etwa 23.600 Diözesanpriester, 7.300 Ordensmänner sowie 15.600 Ordensfrauen. Die Priesterseminare meldeten in den vergangenen Jahren kontinuierlich weniger Eintritte, ähnlich die Frauenorden.

Im Bildungs- und Sozialwesen konnte die Kirche seit 1989 ihren Einfluss erheblich ausbauen. Durch zahlreiche Neugründungen stieg die Zahl katholischer Schulen auf rund 500. Zudem gibt es gut ein Dutzend katholische Hochschulen. Nationalheilige Polens sind die Märtyrer Adalbert (um 956-997) und Stanislaus (um 1030-1079). (kna/18.11.2025)