Beauftragter für Religionsfreiheit ist überzeugt von Papst Leo XIV.

"Ein bewegender Moment"

Seine Aufgabe ist es, sich für die Religionsfreiheit weltweit einzusetzen: Thomas Rachel ist Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Jetzt traf er Papst Leo XIV. Worum ging es ihm zuvorderst?

Autor/in:
Johannes Schröer
Thomas Rachel und Erzbischof Paul Gallagher / © David Dirksen (privat)
Thomas Rachel und Erzbischof Paul Gallagher / © David Dirksen ( privat )

DOMRADIO.DE: Wie war das für Sie als gläubigen Protestanten, dem Papst zu begegnen?

Thomas Rachel, Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit / © Tobias Koch (Auswärtiges Amt)
Thomas Rachel, Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit / © Tobias Koch ( Auswärtiges Amt )

Thomas Rachel (Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit): Es war ein bewegender Moment. Papst Leo ist eine beeindruckende Persönlichkeit und ich habe natürlich in dem kurzen Gespräch mit ihm auch über das bedrückende Problem der Verfolgung von Christinnen und Christen und religiösen Minderheiten gesprochen . Religionsfreiheit war Thema unseres kurzen Austauschs.

DOMRADIO.DE: Und wie hat er reagiert?

Rachel: Er nimmt das Thema auch sehr ernst und ich bin sehr dankbar, dass er sich als Papst schon klar zum Thema Religionsfreiheit geäußert hat. Es ist gerade die neue ausführliche Ausarbeitung von "Kirche in Not" herausgekommen, was nochmals auf vielen Hunderten Seiten länderspezifisch das Problem analysiert und auf den Tisch von allen Interessierten legt.

DOMRADIO.DE: Sie haben auch hohe Vatikan-Diplomaten, unter anderem den Außenminister des Vatikans, Erzbischof Gallagher getroffen und Gespräche geführt. Was haben Sie da besprochen?

Rachel: Auch mit Außenminister Gallagher waren natürlich  die bedrückenden Verstöße gegen die Religionsfreiheit ein wichtiges Thema, aber auch die Krisen und Kriege in der Welt, demvölkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine über den Gazastreifen und die anderen Konflikte in der Welt. Mich hat die sehr differenzierte Art und Weise, in der der Außenminister des Vatikans auf die Probleme schaut, beeindruckt, um aus einer solchen Differenzierung im Denken und Formulieren, Gesprächsfähigkeit auch zu unterschiedlichen Konfliktparteien zu erhalten.

DOMRADIO.DE: Wenn es um Religionsfreiheit geht, gibt es da bestimmte Schwerpunkte oder Länder, die da gerade im Fokus stehen?

Rachel: Wir haben über die dramatische Situation in Nigeria gesprochen.. Wir sehen, dass es dort sowohl die terroristische Bedrohung von Boko Haram gibt, wo Christinnen und Christen, aber auch Muslime ganz stark unter Druck kommen und umgebracht werden, aber auch im Mittelgürtel in Nigeria durch die Fulani massive Angriffe und Tötungen von Christinnen und Christen stattfinden. Es ist wichtig, dass dieses zum Thema gemacht wird und auch auf die Regierung in Nigeria im positiv verstandenen Sinne Einfluss genommen wird, damit sie sich schützend vor die religiösen Minderheiten stellt.

Thomas Rachel

"Die Meinung der Bundesregierung ist dem Vatikan wichtig und letztlich ist es eine Gemeinschaftsaufgabe." 

DOMRADIO.DE: Wie wichtig ist denn dem Vatikan die Meinung der Bundesregierung?

Rachel: Sie ist dem Vatikan wichtig und letztlich ist es eine Gemeinschaftsaufgabe. Das ist auch deutlich geworden. Natürlich muss die katholische Kirche als Weltkirche auch in diesem Thema engagiert sein und sich schützend vor diejenigen stellen, die in ihrer Religionsfreiheit bedroht sind. Als Vertreter der Bundesregierung mache ich dies natürlich auch mit Blick auf die Christinnen und Christen, aber auch auf andere Religionen, beispielsweise die Muslime, die in Myanmar vertrieben werden und in anderen Regionen der Welt. Letztlich brauchen wir drei Gruppen beieinander: die Kirchen und religiösen Akteure, die Vertreter von Staaten und Regierungen und eben auch Vertreter der Zivilgesellschaft, diesich für das Menschenrecht auf Religionsausübung einsetzen. Es geht schließlich um die einzelnen Menschen, die wir im Blick haben, damit sie ihre Religion so leben können, wie sie es für sich richtig halten oder auch eine Religion wechseln können oder auch darauf verzichten können.

Thomas Rachel

"Die Menschen brauchen in ihren angestammten Regionen eine Perspektive."

DOMRADIO.DE: Sie haben sich auch mit Vertretern von Hilfswerken gesprochen. Es gibt ja erhebliche Kürzungen der Bundesregierung bei der Unterstützung der armen Länder.

Rachel: Wir haben über die Herausforderungen, gerade auch für die Hilfswerke, aber auch die NGOs gesprochen. Auch sie sind von den massiven und vor allem abrupten Kürzungen der US-Administration bei US-AID betroffen, aber auch die Kürzungen im Bereich humanitärer Hilfe in Deutschland bleiben nicht ohne Folgen. Viele Bundestagsabgeordnete, zu denen auch ich gehöre, werben dafür, im Bereich der humanitären Hilfe mehr zu tun, als es im Moment vorgesehen ist. Wenn Sie sich den Sudan anschauen mit Millionen von Menschen, die hungern, oder den Südsudan, um einfach zwei gravierende menschenrechtliche und humanitäre Probleme anzusprechen. Hier müssen wir alle mithelfen, auch die Bundesrepublik Deutschland. Da sind wir den Menschen in Not schuldig. Zugleich müssen wir verhindern, dass weitere Fluchtbewegungen ins Elend führen. Die Menschen brauchen in ihren angestammten Regionen eine Perspektive.

DOMRADIO.DE: Herr Rachel, was nehmen Sie denn mit nach Berlin von Ihrem Besuch im Vatikan?

Rachel: Einen bewegenden Austausch mit dem Papst und dem Außenminister des Vatikans, was mich noch mal auch ein Stück beflügelt und zeigt, dass wir durch gemeinsames Wirken,für das Menschenrecht auf Religionsfreiheit einiges bewegen können. 

Es ist deutlich geworden, dass wir im Zusammenwirken der Kirchen und Regierungen, die dieses völkerrechtlich garantierte Recht in das Zentrum oder eben in den Bereich der Außenpolitik hineinstellen, Einiges erreichen können.

Das Interview führte Johannes Schröer.

Quelle:
DR

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