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3. September-Woche: Obstmond, Kluge Frau und Kastanien zu Matthäus

In einer kleinen Reihe beleuchtet "Wetterprophet" Bernhard Michels altes Wetterwissen und Bauernregeln. Diesmal: "Warum der September ein Monat mit besonders vielen Namen ist."

 (DR)

"Scheiding nannte man den September im Indogermanischen früher, weil er den Sommer vom Herbst trennt. Es ist eine Zeit des Übergangs. Scheiding kommt von Schneiden, Abschneiden, Scheiden, Trennen", erklärt Bernhard Michels und da gibt es noch mehr zu berichten: "Alte Namen sind auch Herbstmond oder Herbstding. Je nach Region bezeichnete man ihn auch als Obstmond, Wildmond, oder Früchtemond. Und außerdem ist der September der Engelmonat. Es ist der Monat, in dem die meisten Engel ihren Gedenktag haben."

Wetterphänomene Wissenschaft und Bauernregeln

Wetterkapriolen narren selbst Wissenschaftler: Vorhersagen Tiefdruck- und Hochdruckgebiete ankündigen und großflächig Regengebiete oder wolkenlosen Himmel abbilden. Ob der Schauer dann wirklich im eigenen Garten runterkommt oder nicht, also lokale Wetterphänomene, kann man meistens nicht ablesen. Jedenfalls nicht am Wetterbericht.

Wie das Wetter im eigenen Umfeld wird, haben Bauern seit Jahrhunderten nicht nur beobachtet, sondern sie haben Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge mit Hilfe von Bauernregeln festgehalten und weitergegeben. Immer wieder werden von "Wetterpropheten" neue Zusammenhänge erkannt und gedeutet. Königskerze, Weinrebe oder Ameisenhügel – Wetterpropheten wagen anhand der ungewöhnlichsten Phänomene Vorhersagen.

Lostage der 3. September-Woche

War es ein ertragreiches Jahr, so begann jetzt für die Bauern die schönsten Tage: Alle Früchte waren geerntet. Auf dem Feld wurde der Winterroggen angebaut.
Im Laufe der Zeit haben sich Volksglaube, Wetterbeobachtungen und Wissen über die Natur zu Bauernregeln verwoben und mit bestimmten Tagen verbunden, den Lostagen. Von diesen sind die meisten Heiligengedenktage. Hier zwei aus dieser Woche:
 

17. September: hl. Hildegard
Hildegard von Bingen (1098–1179) war eine der herausragenden Frauen des deutschen Mittelalters. Sie war Naturwissenschaftlerin, Ärztin, Mystikerin, Dichterin und Komponistin. 1147 gründete sie ein Kloster bei Bingen, später ein weiteres bei Rüdesheim. Sie wurde bereits zu Lebzeiten wie eine Heilige verehrt. Sie ist Patronin der Esperantisten, Sprachforscher und Naturwissenschaftler.

Hildegard, die heilige Frau,
kündigt an den Herbst genau.

 

21. September: hl. Apostel und Evangelist Matthäus
Über den Zöllner Matthäus, dem die Überlieferung die Abfassung des ersten Evangeliums zuschreibt, ist nicht viel bekannt. Die griechische und lateinische Kirche verehrt Matthäus als Märtyrer, wobei Ort, Zeit und Art seines Todes unklar sind. Als Evangelist wird Matthäus mit einem Menschen oder Engel als Symbol dargestellt. Er ist Patron der Bankangestellten, Finanz-, Steuer- und Zollbeamten, Wechsler und Buchhalter, gegen Trunksucht, gegen unheilbare Krankheiten sowie für den Milchfluss bei Frauen.

Wenn Matthäus weint statt lacht,
Essig aus dem Wein er macht.
 

An Mattheis
Kastanien fallen haufenweis.

 

(Zitate sind Auszug aus: Kurt Haberstich / Gerhard Hartmann, Wie Heilige unser Wetter bestimmen, topos premium Verlag / 20.60 €)


Bildnis von Hildegard von Bingen am Altar der Rochuskapelle in Bingen (KNA)
Bildnis von Hildegard von Bingen am Altar der Rochuskapelle in Bingen / ( KNA )

Äpfel aus ökologischem Anbau / © Hanna Eder (epd)
Äpfel aus ökologischem Anbau / © Hanna Eder ( epd )

Bernhard Michels / © Heike Sicconi (DR)
Bernhard Michels / © Heike Sicconi ( DR )
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