An Afrikas Bauern soll Saatgut verteilt werden - Italien schlägt Getreidebank vor

UN-Gipfel fordert Soforthilfen gegen Hungerkrise

Staats- und Regierungschefs haben beim Welternährungsgipfel in Rom zu umfangreichen Soforthilfen für die ärmsten Entwicklungsländer aufgerufen. An die Bauern müsse dringend Saatgut und landwirtschaftliches Gerät verteilt werden, um eine Ausbreitung des Hungers abzuwenden, erklärten Vertreter afrikanischer Staaten, der Weltbank und der Vereinten Nationen am Mittwoch.

 (DR)

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte eindringlich vor einem Scheitern der Bemühungen. «Wir können es uns nicht leisten, diesen Kampf zu verlieren», mahnte er mit Blick auf die Preisspirale bei Lebensmitteln und den zunehmenden Hunger weltweit. Die Teilnehmer sollten die Konferenz an diesem Donnerstag mit der «konkreten Verpflichtung» verlassen, gemeinsam mit der Zivilgesellschaft einen rasch umzusetzenden Aktionsplan auszuarbeiten, der kurzfristig zu vernünftigeren Preisen führe.

An der dreitägigen Konferenz der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) nehmen Vertreter von mehr als 180 Staaten teil, darunter etwa 40 Staats- und Regierungschefs. Wegen der Lebensmittelkrise will das Welternährungsprogramm (WFP), eine Schwesterorganisation der FAO, seine Ausgaben für Nothilfe in diesem Jahr um 1,2 Milliarden US-Dollar erhöhen, um den etwa 60 am stärksten betroffenen Ländern zu helfen.

«Der Hunger ist mit den schwunghaft steigenden Lebensmittel- und Treibstoffpreisen auf dem Vormarsch», warnte WFP-Exekutivdirektorin Josette Sheeran. Wenn die internationale Gemeinschaft den drastischen Anstieg nicht rasch stoppe, werde sich die Zahl der Menschen in extremer Armut in Kürze auf zwei Milliarden verdoppeln. Insgesamt plant ihre Organisation, fünf Milliarden Dollar für Nothilfe an 90 Millionen Menschen in 78 Ländern einzusetzen.

Die Ernährungskrise ist nach Expertenmeinung nur zu bewältigen, wenn die Folgen des Klimawandels angegangen werden. Der stellvertretende FAO-Generaldirektor Alexander Müller betonte: «Die ärmsten Länder sind am stärksten vom Klimawandel betroffen, deshalb müssen wir vor allem dort Anpassungsstrategien entwickeln helfen.» Kleinbauern müssten durch moderne Techniken, Informationen und Kredite in die Lage versetzt werden, auf den Klimawandel zu reagieren.

Italien regte die Gründung einer europäischen Getreidebank an, um die drastischen Preissteigerungen auf dem Lebensmittelmarkt zu dämpfen.
Die zu gründende Institution solle Vorräte für den Notfall aufbauen, sagte Außenminister Franco Frattini. Aufgabe der Bank wäre es, die Agrarpreise zu stabilisieren und die Risiken infolge der Spekulation mit Lebensmitteln zu reduzieren.

Italien will laut Frattini die Hungerkrise zu einem Schwerpunkt machen, wenn sein Land 2009 die Präsidentschaft der Gruppe der sieben wichtigsten Industrienationen und Russlands (G-8) übernimmt. Kritik an der positiven Haltung der FAO gegenüber genmanipulierten Nahrungsmitteln und Biotreibstoff wies er als ideologisch motiviert zurück.

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