Schlechte Ernte befürchtet - düstere Prognose

Ohne Getreide nix los

Die anhaltende Trockenheit macht den deutschen Landwirten immer mehr zu schaffen, Getreidebauern klagen über den ausbleibenden Regen. Und nicht nur Deutschland sorgt sich um landwirtschaftliche Produkte: Die UN befürchtet konstant hohe Preise - in den kommenden zehn Jahren.

 (DR)

Besonders kritisch sie die Lage bei Weizen. Der Chef der Abteilung Agrar- und Pflanzenbau beim Deutschen Bauernverband, Jens Rademacher, sagte der BILD-Zeitung: "Wir sind in einer kritischen Phase." In vielen Gegenden habe es seit vier Wochen nicht mehr richtig geregnet.

"Rekord-Ernteerträge sind in diesem Jahr nicht mehr zu erwarten", sagte Rademacher dem Blatt. Allerdings sei es noch zu früh, von massiven Ernteausfällen auszugehen. Sollte es in den nächsten Tagen viel Niederschlag geben, könne immer noch mit einer guten Ernte gerechnet werden.

OECD/FAO-Bericht: Preise für Nahrungsmittel bleiben hoch
Die Preise für landwirtschaftliche Produkte werden voraussichtlich auch in den kommenden zehn Jahren weiterhin überdurchschnittlich hoch bleiben. Zu diesem Schluss kommen die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO und die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) in einem am Donnerstag in Paris vorgestellten Bericht. Zwar würden die derzeitigen Rekordmarken bei den Nahrungsmittelpreisen vermutlich nicht mehr erreicht. Dafür sei aber mit verstärkten Preisschwankungen zu rechnen.

Beide Organisationen unterstrichen, zur Bekämpfung der derzeitigen Nahrungsmittelkrise müssten die landwirtschaftliche Produktion und der Ertrag in Entwicklungsländern deutlich verbessert werden. Dazu brauche es eine Öffnung der landwirtschaftlichen Märkte, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bi der Vorstellung des sogenannten "Agricultural Outlook" von OECD und FAO. Die Regierungen könnten außerdem mehr tun, um Wirtschaftswachstum und Entwicklung in armen Ländern zu fördern und so die Kaufkraft der Ärmsten zu erhöhen.

Rund 862 Millionen Menschen leiden unter Hunger
FAO-Generaldirektor Jacques Diouf forderte die internationale Gemeinschaft auf, sich dafür einzusetzen, dass die hohen Lebensmittelpreise die Hungernden und Armen nicht noch schwerer treffen: "Heute leiden rund 862 Millionen Menschen unter Hunger und Mangelernährung - das unterstreicht die Bedeutung von neuen Investitionen in die Landwirtschaft." Das Thema müsse daher zurück auf die Tagesordnung der Entwicklungszusammenarbeit gebracht werden.

Laut dem Bericht werden die Preise für Reis und Zucker in den kommenden zehn Jahren voraussichtlich um weniger als zehn Prozent steigen, die für Weizen um knapp 20, für Butter um 30 und für pflanzliche Öle um rund 50 Prozent. Dabei ist mit erhöhten Schwankungen zu rechnen, weil die Vorräte voraussichtlich niedrig bleiben. Auch die zunehmenden Spekulationen auf Nahrungsmittel sowie der Klimawandel könnten sich negativ auf die Preisstabilität auswirken.

Wachsender Bedarf an Biotreibstoffen
Ein gewichtiger Grund für die Preisanstiege in den vergangenen zwei Jahren war laut dem "Agricultural Outlook" die anhaltende Trockenheit in vielen getreideproduzierenden Regionen der Welt. Dauerhaft würden die hohen Ölpreise, veränderte Essgewohnheiten, die Verstädterung und das Bevölkerungswachstum auch in Zukunft für höhere Nahrungsmittelpreise sorgen.

Als weiteren Faktor machen FAO und OECD den wachsenden Bedarf an Biotreibstoffen aus. Zwischen 2000 und 2007 habe sich die Produktion von Ethanol bereits verdreifacht. Bis 2017 werde sie sich demnach auf
127 Milliarden Liter jährlich nochmals verdoppeln. Die Biodiesel-Produktion werde sich daneben von heute elf Milliarden auf 24 Milliarden Liter im Jahr 2017 erhöhen.