Der Welternährungsgipfel soll das Image der UN-Landwirtschaftsorganisation verbessern

Hungerkrise setzt FAO stark unter Druck

Auf die Frage, was die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) gegen ihren schlechten Ruf unternehme, reagiert ihr Generaldirektor Jacques Diouf zumeist empört. Dennoch beauftragte er eine unabhängige Kommission, die Arbeit seiner Organisation zu beurteilen. Auch der bis Donnerstag in Rom tagende Welternährungsgipfel soll dazu beitragen, das Existenzrecht der FAO zu bestätigen, das von Kritikern in Zweifel gezogen wird.

 (DR)

Zunächst hatte auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die UN-Organisation in den Schatten gestellt, indem er die internationale Konferenz über die Ernährungskrise, Klimawandel und Biosprit zur Chefsache erklärte. Doch am Mittwoch bekräftigte er: "Wir arbeiten zusammen" und bezog sich damit auf eine ganze Reihe von internationalen Organisationen, angefangen mit der FAO.

"Wir können es uns nicht leisten, diesen Kampf zu verlieren", mahnte Ban Ki Moon mit Blick auf die Preisspirale bei Lebensmitteln und den zunehmenden Hunger weltweit. Die mehr als 180 Teilnehmerstaaten sollten Rom mit der "konkreten Verpflichtung" verlassen, gemeinsam mit der Zivilgesellschaft einen rasch umzusetzenden Aktionsplan auszuarbeiten, der kurzfristig zu vernünftigeren Preisen führt.

Krise unterschätzt?
Die FAO muss sich indes gegen den Vorwurf verteidigen, die Ernährungskrise unterschätzt oder gar mit dazu beigetragen zu haben.
Der schwierige Reformprozess der UN-Organisation mit Sitz in Rom soll allerdings kein Thema bei dem dreitägigen Gipfel sein. Nach der Vorstellung des äußerst kritisch ausgefallenen Berichts der Evaluierungskommission im Juni 2007 beansprucht die FAO jetzt mehrere Jahre, um auf die darin enthaltenen Vorschläge zu reagieren.

Ausgerechnet Dioufs Landsmann, der senegalesische Präsident Abdulaye Wade, nutzte den Gipfel aber, um seine Kritik an der FAO zu erneuern.
Hatte er vor kurzem noch die Abschaffung der Organisation gefordert, rief er sie nun in Rom dazu auf, Entwicklungsländer nicht als "Bettler" zu behandeln. Afrikanische Länder verfügten mittlerweile selbst über gut ausgebildete Experten, die nicht ständig mit Programmen überhäuft werden sollten, die in Rom ausgearbeitet wurden.

"Nur" 30 Milliarden Doller notwendig
FAO-Generaldirektor Diouf wies Wades Kritik zurück und machte dagegen im anklagenden Ton die Industriestaaten für mangelnde Erfolge bei der Hungerbekämpfung verantwortlich. Weltweit hungern derzeit 850 Millionen Menschen. Die Welt bräuchte "nur 30 Milliarden Dollar jährlich, um die Geißel des Hungers auszumerzen", sagte er. Wenn die Geberländer die FAO nur mit genügend Geld ausstatten würden, könne die Ernährungskrise behoben werden. Programme und Projekte habe seine Organisation bereits zur Genüge ausgearbeitet.

Genau an diesem Punkt setzen die Kritiker an. Die FAO verzettele sich in einer Vielzahl von Projekten, anstatt sich auf ihre Kernkompetenz zu konzentrieren. Statt zahlloser Einzelprojekte zu unterstützen sollte sie Politiker beraten, das für die Bekämpfung von Hunger und Armut nötige Wissen vermitteln und internationale Standards für Statistiken über den Zustand von Landwirtschaft und Ernährung in den einzelnen Ländern schaffen.

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