Abt erwartet "realistisches Bild" durch Visitation in Heiligenkreuz

"Werkzeug zur inneren Erneuerung"

Nach turbulenten Monaten im Stift Heiligenkreuz setzt der neue Abtpräses Pius Maurer auf Transparenz und Vertrauen. Die vom Vatikan angeordnete Visitation soll "ein realistisches Bild" der Gemeinschaft ermöglichen.

Heiligenkreuz / © Botond Horvath (shutterstock)

Der neue Abtpräses der österreichischen Zisterzienser, Pius Maurer, sieht in der laufenden Apostolischen Visitation im Stift Heiligenkreuz eine Chance für eine ehrliche Bestandsaufnahme der Gemeinschaft. Die Visitatoren sollen "ein realistisches Bild der Klostergemeinschaft" zeichnen, sagte Maurer. Das berichtete der ORF am Donnerstag.

Maurer ist seit dieser Woche Nachfolger von Maximilian Heim als Abtpräses der österreichischen Zisterzienser. Gegenüber dem ORF wollte er die vom Vatikan angeordnete Untersuchung nicht kommentieren. Er betonte jedoch, dass eine Visitation "ein kircheninternes Werkzeug zur inneren Erneuerung einer Gemeinschaft" sei. "Jedes Kloster braucht immer wieder Momente der Selbstbesinnung und Erneuerung", so Maurer.

Maurer: Rom will der Gemeinschaft helfen

Für das Gelingen der Visitation sei laut Maurer "ein Klima des Vertrauens und der Vertraulichkeit absolut notwendig". Die vom Vatikan beauftragten Visitatoren - Jeremias Schröder, Abtprimas der Benediktiner, und die Ordensfrau Christine Rod - bezeichnete Maurer als "sehr erfahrene Ordensleute". Ihre Aufgabe sei es, den Verantwortlichen in Rom Bericht zu erstatten, die dann Entscheidungen treffen, die der Gemeinschaft und ihrem Umfeld eine Hilfe sein sollten.

Zisterzienser und Trappisten

Die Zisterzienser gehören zu den strengsten Orden der katholischen Kirche. Benannt ist der benediktinische Reformorden nach dem 1098 gegründeten Kloster Citeaux bei Dijon. Die hierarchisch-feudale Gliederung unter ein Mutterkloster wie Cluny lehnten die Zisterzienser ab; jedes Kloster ist völlig selbstständig.

Die Betonung von Handarbeit, Bodenkultur, Rodung und Landwirtschaft gaben dem Orden nicht zuletzt eine große Bedeutung bei der deutschen Ostsiedlung. Ortsbezeichnungen wie "-roda" oder "-rod" (Volkenroda, Himmerod) deuten oft auf Zisterzienser-Gründungen hin.

Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / ©  Katharina Ebel (KNA)
Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / © Katharina Ebel ( KNA )

Das Stift Heiligenkreuz im Wienerwald kam im Sommer in die Schlagzeilen. Der Vatikan hat eine Apostolische Visitation der Abtei angekündigt. Das zuständige Dikasterium in Rom teilte in einem Schreiben mit, es habe Hinweise erhalten, die die Leitung und Verwaltung des Stifts betreffen. Ziel der Visitation sei es, diesen Hinweisen nachzugehen. Der Besuch soll in den kommenden Wochen beginnen. Laut ORF fänden derzeit Online-Befragungen im Umfeld des Klosters statt.

Auch die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt seit Sommer im Zusammenhang mit dem Kloster. Gesucht wird der Verfasser anonymer Schreiben, die an mehrere Institutionen in Österreich versandt wurden. Darin werden laut Landeskriminalamt Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs und der Verletzung des Beichtgeheimnisses im Umfeld des Stifts erhoben. Das Kloster selbst hatte die Briefe zur Anzeige gebracht.

Zisterzienserkloster Heiligenkreuz

Zisterzienserkloster Heiligenkreuz im Wienerwald / © DB Christian Fürst (dpa)
Zisterzienserkloster Heiligenkreuz im Wienerwald / © DB Christian Fürst ( dpa )

Die Zisterzienserabtei Heiligenkreuz wurde 1133 durch den heiligen Markgrafen Leopold III. aus dem Geschlecht der Babenberger gegründet. Die Zisterzienser waren damals eine neue, erst 1098 entstandene Reformbewegung der Benediktiner, und hatten großen Zulauf an Berufungen aus allen Schichten der Bevölkerung. 

Quelle:
KNA