Armenische Kirche ruft zu "Verteidigung des Vaterlandes" auf

Zuspitzung des Konflikts

​Die armenisch-apostolische Kirche zeigt sich besorgt wegen der Zuspitzung des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan um Artsach. Zugleich ruft die Kirche zu einer "Verteidigung des Vaterlandes" auf.

Karekin II. (l.), Oberster Patriarch und Katholikos aller Armenier / © Paolo Galosi/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Karekin II. (l.), Oberster Patriarch und Katholikos aller Armenier / © Paolo Galosi/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Katholikos-Patriarch Karekin II. hatte deshalb am Sonntag seinen Italien-Besuch vorzeitig abgebrochen. Zugleich wurden Dokumente über eine Anheuerung islamistischer Söldner aus Syrien durch die Türkei bekannt.

Wie der Informationsdienst "Pro Oriente" (Montag) berichtet, veröffentlichte die armenisch-apostolische Kirche am Sonntag eine Botschaft des Katholikos "an die armenische Nation". Darin heiße es, die aserbaidschanischen Streitkräfte hätten den Waffenstillstand gebrochen und auf der ganzen Grenzlinie eine Offensive begonnen. Unbewaffnete Zentren in Artsach (Berg-Karabach), darunter auch die Hauptstadt Stepanakert, seien bombardiert worden.

Weiter wird aus der Botschaft zitiert: "Artsach, ein Teil unserer Heimat, ruft uns wieder zur Verteidigung der Rechte unserer Nation, unserer Zukunft und der nationalen Ehre auf." Der Patriarch appelliert an alle im Land, alle internenen Auseinandersetzungen "beiseite zu lassen" und "das Vaterland zu verteidigen". Schließlich ruft das Kirchenoberhaupt Gottes Schutz für "unsere tapferen Soldaten und ihre Kommandanten" herab.

Söldner und religiöse Motive

Am Montag veröffentlichte der vatikanische Pressedienst "Asianews" eine Nachricht, wonach von türkischer Seite 4.000 islamistische Milizionäre aus dem türkisch besetzten nordsyrischen Afrin nach Baku transportiert wurden, um sie dort für drei Monate als Söldner für die Attacken auf Artsach und Armenien zur Verfügung zu stellen.

"Asianews" gelangte nach eigenen Angaben auch in den Besitz der Aufzeichnung eines Appells der "Sultan-Murad-Brigade"; einer jener islamistischen Milizen, die in Syrien von der türkischen Armee unterstützt und benützt werden. Darin heiße es unter anderem: "Die Freiwilligen aus Syrien werden in vorderster Linie an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze eingesetzt werden."

"Asianews" zitiert eine Talkshow des Senders "Orient" der syrischen Islamisten. Dort werde kritisiert, dass die "Kämpfer" jetzt an der armenischen Grenze gegen die "christlichen Kreuzritter" eingesetzt werden sollten, "statt Assad in Idlib zu bekämpfen".

In den Äußerungen der "Kämpfer", die "Asianews" aus verschiedenen Quellen vorlägen, sei offen vom "Heiligen Krieg der Muslime gegen die Christen" die Rede; die Attacken auf Artsach und Armenien seien Teil davon. Mittlerweile sei in Aserbaidschan der berüchtigte Terrorist Abu Amsha aus dem syrischen Hama eingetroffen, der sich in Libyen "ausgezeichnet" hat. Seine Leute gälten als die schlimmsten "Mörder und Söldner", mit extremem Hass gegen die "ungläubigen Christen".

Kampfhandlungen trotz internationaler Appelle

Trotz internationaler Appelle gingen die Kämpfe im Kaukasus zu Wochenbeginn weiter. Die beiden früheren Sowjetrepubliken beschossen sich nach Angaben ihrer Verteidigungsministerien auch am Montag mit Artilleriefeuer. Berg-Karabach sprach von 28 weiteren Toten auf seiner Seite; seit Sonntag sind es demnach 59. Aserbaidschan meldete sechs Tote.

Laut der russischen Agentur Interfax wurden auch rund 200 Armenier verletzt. Aserbaidschan meldete 19 Verletzte und ordnete eine Teilmobilmachung an. In Armenien gilt diese schon seit Sonntag. Zudem haben beide Länder das Kriegsrecht verhängt. Die schwersten Kämpfe um die Region seit 2016 waren am Sonntag wieder aufgeflammt; beide Länder geben sich gegenseitig die Schuld. Armenien hat ein Verteidigungsbündnis mit Russland; die Türkei ist ein Verbündeter Aserbaidschans.


Quelle:
KNA