Katholischer Bischof wirbt bei Anglikanern für Einheit

"Nicht zu eigenen Missionen berufen"

Das anglikanisch-katholische Gipfeltreffen in Rom und England geht zu Ende. In der anglikanischen Kathedrale von Canterbury forderte ein katholischer Bischof die rund 50 Bischöfe und Bischöfinnen beider Konfessionen zur Einheit auf.

Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt (KNA)
Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt ( KNA )

"Wir Anglikaner und Katholiken sind aufgerufen, einzeln und gemeinsam Jesus-Partner zu sein", sagte Kardinal Stephen Chow Sau-yan,Bischof von Hongkong in seiner Predigt. "Die zwölf Apostel und die Jünger waren nicht dazu berufen, Lager zu bilden, für ihre eigenen Missionen zu arbeiten oder gegeneinander zu konkurrieren", sagte Chow. Vielmehr sollten sie eine Gemeinschaft bilden, die im Namen des dreieinigen Gottes betete und urteilte, lehrte und diente, betonte der katholische Bischof.

Bischof Stephen Chow Sau-yan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Bischof Stephen Chow Sau-yan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

"Growing Together"

Am Dienstag hatte das Treffen der anglikanischen und katholischen Bischöfe aus 27 Ländern unter dem Motto "Growing Together" (Gemeinsam wachsen oder auch Zusammenwachsen) in Rom begonnen, an dem zeitweise auch Papst Franziskus und Anglikaner-Primas Erzbischof Justin Welby von Canterbury teilnahmen. 

Im südenglischen Canterbury setzten die Bischöfe am Samstag ihre Diskussionen über Themen aus Kirche und Welt fort und berieten über ein Papier zu Möglichkeiten des gemeinsamen Zeugnisses und der engeren Zusammenarbeit der beiden bedeutenden christlichen Konfessionen. Die Veröffentlichung des Dokuments soll in Kürze erfolgen. Zur anglikanischen Kirche gehören weltweit zwischen 77 und 85 Millionen Mitglieder; zur katholischen rund 1,4 Milliarden.

Pilgern zu gemeinsamen Wurzeln 

Bei der Begegnungswoche pilgerten die Bischöfe zu heiligen Stätten in Rom und Canterbury, die für die gemeinsamen Wurzeln beider Traditionen von Bedeutung sind. Als Fazit betonten sie, wie wichtig es sei, einander zuzuhören und voneinander zu lernen, Gemeinsamkeiten zu feiern und Möglichkeiten zu beraten, als Partner im Evangelium zusammenzuarbeiten. Das Treffen wurde von der Internationalen anglikanisch-römisch-katholischen Kommission für Einheit und Mission (IARCCUM) organisiert, die von beiden Kirchen für den ökumenischen Dialog gegründet wurde.

Papst Franziskus begrüßt Justin Welby, anglikanischer Erzbischof von Canterbury im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus begrüßt Justin Welby, anglikanischer Erzbischof von Canterbury im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Ungewöhnliche Geste der Ökumene

In einer ungewöhnlichen Geste setzten Papst Franziskus und Anglikaner-Primas Welby am Donnerstag ein starkes Zeichen für die Einheit der Christen. Am Grab des Apostels Paulus in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern beauftragten sie katholische und anglikanische Bischöfe paarweise, Zeugen dieser Einheit zu sein. Je ein Katholik und ein Anglikaner traten gemeinsam an den Altar und tauschten zunächst mit dem Papst und dann mit Welby den Friedensgruß aus. Da in der anglikanischen Kirche auch Frauen Priester werden können, gab es dabei auch einige wenige geschlechtergemischte Paare.

Am Freitag feierten die Bischöfe einen Gottesdienst in der Kirche San Gregorio al Celio, von wo aus Papst Gregor der Große den heiligen Augustinus im Jahr 597 nach England geschickt hatte, um der erste Erzbischof von Canterbury zu werden.

In Canterbury wurde in der dortigen anglikanischen Kathedrale wie auch in der einzigen katholischen Kirche der Stadt, der Pfarrkirche St. Thomas von Canterbury, wiederum ökumenische Gastfreundschaft praktiziert: Die Predigt hielt der anglikanische Bischof von Quebec (Kanada), Bruce Myers. In Rom hatte Anglikaner-Primas Welby im Petersdom gesprochen.

England und Rom

In den Jahrhunderten nach der Reformation standen in England der Papst und "die Papisten" in einem ganz schlechten Ansehen. Erst im 20. Jahrhundert wendete sich allmählich das Blatt. Aus Anlass eines hochrangigen vatikanisch-anglikanischen Welttreffens in Rom und Canterbury zeichnet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zentrale Stationen einer Geschichte von gegenseitiger Befruchtung, Anfeindung und Ausgrenzung - und zuletzt allmählicher Wiederannäherung - nach:

Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt (KNA)
Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt ( KNA )
Quelle:
KNA