Komponist Wallrath freut sich auf Uraufführung im Kölner Dom

Neue Musik für die Heiligen Drei Könige

Ohne die Reliquien der Heiligen Drei Könige gäbe es wohl nicht den Dom – und viel weniger Dreikönigs-Lieder aus Köln. Ein bekanntes Lied - neu für Chor eingerichtet - erklingt am 6. Januar erstmals im Gottesdienst. Klaus Wallrath hat es komponiert.

Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom, davor der Hochaltar / © DOMRADIO.DE (DR)
Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom, davor der Hochaltar / © DOMRADIO.DE ( DR )

DOMRADIO.DE: Sie sind Komponist und Kirchenmusiker in Düsseldorf. Jetzt am Dreikönigstag, DOMRADIO.DE überträgt live, ist die Uraufführung Ihrer Lied-Kantate “Es führt drei König Gottes Hand” im Kölner Dom. Wie kam es dazu?

Klaus Wallrath (Komponist und Kirchenmusiker an der Basilika St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim: Das geht auf eine Initiative unseres Präses des Cäcilienverbandes im Erzbistum Köln, Markus Bosbach, zurück. Er hat mich schon vor einiger Zeit gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, eine Motette zu diesem Lied zu schreiben. Aus Anlass seines silbernen Priesterjubiläums hatte er die Idee, zusammen mit Generalvikar Markus Hoffmann dem Kölner Dom und der Kölner Dommusik ein solches Stück zu schenken. Die Aufführung sollte eigentlich schon letztes Jahr sein, das war aber pandemiebedingt nicht möglich gewesen. Jetzt kommt es Gott sei Dank am Dreikönigstag endlich dazu.

DOMRADIO.DE: Basis Ihrer Komposition ist das bekannte Dreikönigslied "Es führt drei König Gottes Hand", das schon lange im Erzbistum Köln gesungen wird. Aus diesem Lied wird eine Lied-Kantate. Wie muss man sich das vorstellen? Kommt Chor und Orgel dazu?

Wallrath: Das Lied hat fünf Strophen und es ist, wie Sie schon sagten, eins der bekanntesten und beliebtesten Dreikönigslieder - und ich finde, es ist auch eines der schönsten Lieder, die wir haben mit einer langen Tradition. Ich selbst kenne das Lied von Kindesbeinen an. Es hat eine sehr hymnische Melodie und einen wunderbaren Text, der auf Friedrich Spee zurückgeht, der ja zu den bedeutendsten barocken Dichtern und auch Theologen zählt. Und diese fünf Strophen habe ich versucht, wie in einer durchkomponierten Erzählung hintereinander zu vertonen, und dabei den Text in behutsamer Weise auszudeuten. Das heißt, die Melodie ist immer hörbar, auch die Gemeinde ist beteiligt: In der ersten und der letzten Strophe ist die Gemeinde mit dabei und darf kräftig mit einstimmen. Dazu macht der Chor Ausschmückungen und deutet den Text aus. Also: die Melodie klingt immer durch, aber es gibt dann immer solche ausdeutenden Momente.

DOMRADIO.DE: Ich kenne Menschen, die ein bisschen zusammenzucken, wenn sie von zeitgenössischer Musik hören. Wie würden Sie denn Ihre Musik beschreiben? Ich sage mal salopp, das Zeitalter der schiefen Töne scheint ja vorbei zu sein...

Wallrath: Ja, das kann man generell so nicht sagen, weil es sicherlich sehr unterschiedliche Komponisten gibt. Sie haben ja schon gesagt, dass ich Kirchenmusiker bin. Das ist, denke ich, der Grund dafür, dass ich jemand bin, der in der Praxis arbeitet und die Praxis in der Gemeinde vor Ort kennt und im Grunde dafür auch schreibt. Das heißt, das, was ich komponiere oder arrangiere, ist in den meisten Fällen für einen konkreten Anlass - entweder in meinem eigenen Bereich, in der eigenen Gemeinde oder wie in diesem Fall ein Auftrag für eine andere Kirche. Da bin ich immer sehr praxisorientiert und deswegen muss man da, glaube ich, keine Sorge haben, dass die Musik, wie Sie sagen, zu schief wird (lacht).

DOMRADIO.DE: Dann sind wir auf die Uraufführung gespannt! Was bedeutet das eigentlich für Sie persönlich, dass dieses explizite Dreiköniglied im Kölner Dom unweit der Reliquien der Heiligen Drei Könige dann uraufgeführt wird?

Wallrath: Ich freue mich schon darauf, es hören zu können. Und ich muss sagen, das ich es als Ehre empfinde, dass die Anfrage gekommen ist und dass der Jugendchor des Kölner Doms die Uraufführung jetzt machen wird.

DOMRADIO.DE: Sie haben schon gesagt, Sie sind Komponist und auch Kirchenmusiker in Düsseldorf, genauer gesagt an der Basilika St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim. Schauen wir mal ein bisschen auf Corona, weil das ist einfach das dominante Thema. Wie sehr hat denn diese Pandemie Ihr künstlerisches Leben in den vergangenen knapp zwei Jahren bestimmt?

Wallrath: Ich muss schon sagen, natürlich hat die Pandemie das Leben sehr und nachhaltig bestimmt. Aber da spreche ich, glaube ich, für alle Kollegen und Kolleginnen. Denn der Pandemie konnten wir uns als Menschen, die mit anderen Menschen zusammen singen, natürlich nicht entziehen. Jetzt gerade dramatisiert sich das Ganze ja auch wieder. Und ich schaue da auch wieder etwas sorgenvoll in die Zukunft. Es gibt eigentlich seit Beginn von Corona keinen wirklich geregelten Probenbetrieb. Zeitweise war während der Lockdowns gar nichts möglich. Wir haben dann natürlich versucht, andere Möglichkeiten zu finden, etwa durch Online-Proben oder durch Proben in Kleingruppen, in denen man agiert hat. All das waren Dinge, wo man auch gemerkt hat, wie dankbar die Menschen dafür waren, dass man ihnen Angebote machen konnte, bei denen sie selbst sich singend ausdrücken konnten. Aber es ist schon insgesamt eine sehr belastende Situation.

DOMRADIO.DE: Dann noch einmal die letzte Frage zu der Uraufführung am Donnerstag im Kölner Dom. Sind Sie da eigentlich als Komponist vorher aufgeregt? Oder sind Sie ganz entspannt, weil Sie nicht dirigieren müssen?

Wallrath: Es ist immer eine spannende Frage bei Aufführungen, bei denen man nicht selber beteiligt ist, wie die Interpreten, wie der musikalische Leiter oder die Leiterin das Ganze umsetzen werden. Das ist immer spannend. In diesem Fall im Kölner Dom bin ich sehr ruhig und sehr sicher, dass das eine wunderbare und sehr schöne Aufführung wird, weil mein lieber Kollege, Domkantor Oliver Sperling, das Ganze leiten wird, den ich sehr gut kenne und sehr schätze. Und ich bin sicher, dass er das in der wirklich besten und adäquatesten Weise umsetzen wird.

Das Interview führte Mathias Peter.


Blick in den Hochchor des Kölner Domes / © Boecker
Blick in den Hochchor des Kölner Domes / © Boecker
Quelle:
DR
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