Die Heiligen Drei Könige von A bis Z

Morgenland - Mailand - Sauerland

​Die Heiligen Drei Könige haben einiges an Strecke gemacht. Sie kamen daher aus dem Morgenland, ursprünglich zur Krippe in Bethlehem. Von dort ging es zunächst nach Konstantinopel und später dann nach Mailand, Köln, Arnsberg und Tokio.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Papst Franziskus feiert im Petersdom die Messe am Neujahrstag am 1. Januar 2016. Sternsinger aus Deutschland und Österreich bringen als Heilige Drei Könige mit Krone und Gewand kostümiert Wein und Brot für die Kommunion. (KNA)
Papst Franziskus feiert im Petersdom die Messe am Neujahrstag am 1. Januar 2016. Sternsinger aus Deutschland und Österreich bringen als Heilige Drei Könige mit Krone und Gewand kostümiert Wein und Brot für die Kommunion. / ( KNA )

Arnsberg: Vor den französischen Revolutionstruppen wich das Kölner Domkapitel mit dem Domschatz und den Reliquien der Heiligen Drei Könige 1794 ins sauerländische Arnsberg aus. Bei den Arnsberger Prämonstratensern angekommen, die dem Domkapitel Asyl gewährten, erhielt der Fuhrknechtsmeister Ludger aus Salwey zur Belohnung "so viele Kronentaler in den aufgehaltenen blauen Kittel geworfen, wie dieser tragen konnte". Erst 1804 kehrten die Reliquien zurück.

Bethlehem: Das Matthäus-Evangelium berichtet - je nach Übersetzung - von Weisen, Magiern (griech. "magoi") oder Astrologen aus dem Osten, die, einer Sternenkonstellation folgend, über Jerusalem in die Davidstadt Bethlehem kamen, um den neugeborenen "König der Juden" zu suchen. Sie fanden das Jesuskind in einem Stall und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Caspar: Aus dem "Morgenland", so heißt es, reisten die Wissenschaftler oder auch Könige, später Caspar, Melchior und Balthasar genannt, zur Krippe. Welcher von ihnen schwarz gewesen sein soll, ist bis heute nicht geklärt. Meist gilt volkskundlich Caspar als "Vertreter Afrikas", manchmal aber ein anderer von ihnen [s. auch Xenophobie/Rassismus].

Dreizahl: Der Kirchenlehrer Origenes (ca. 185-255) erwähnte erstmals die Dreizahl der Magiern, die er aus ihren drei Geschenken herleitete. Die Dreizahl steht im Christentum auch für vollkommene Heiligkeit.

Epiphanias: Der Dreikönigstag (6. Januar) wird auch Epiphanias genannt, das Hochfest der "Erscheinung des Herrn". Bis heute ist das Dreikönigsfest in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt gesetzlicher Feiertag.

Frankfurt: Als dem Domkapitel in seinem Exil in Arnsberg [s. dort] das Geld knapp wurde, mussten Teile des Domschatzes abtransportiert, eingeschmolzen und veräußert werden. 5 Pfund Gold und 155 Pfund Silber brachten einen Erlös von 13.513 Gulden. Der kostbare Dreikönigsschrein des Nikolaus von Verdun [s. dort] landete schwer beschädigt in Frankfurt. Zahlreicher Perlen und Edelsteine entledigt, entkam er immerhin dem Schmelzofen und wurde später restauriert.

Gold: ... gehörte zu den wertvollen Geschenken, die die "Könige" ihrem neugeborenen Amtskollegen mitbrachten [s. auch Weihrauch].

Herodes: Der römische Klientelkönig wollte die drei Besucher aus dem Morgenland einspannen, um den Aufenthaltsort des neuen "Königs der Juden" in Erfahrung zu bringen und den Jungen töten zu lassen. Diese machten aber bei ihrer Rückkehr einen Bogen um Jerusalem. Am biblischen, aber wohl fiktiven "Kindermord in Bethlehem" trifft sie keine Schuld.

Inanspruchnahme: Bis heute werden die Heiligen Drei Könige auch als Schutzpatrone der Reisenden, Pilger, Kaufleute, Gastwirte und Kürschner angerufen.

Josef: ... musste sich doch schon sehr wundern über all diese Vorgänge. Seine junge Verlobte Maria empfängt als Jungfrau einen Sohn Gottes, und mehrere Könige kommen zu Besuch in den Stall, um dem Kind wertvolle Geschenke zu bringen.

Kölner Dom: ... wurde erst um seine wichtigsten Reliquien herum im 13. Jahrhundert neu erbaut und zu einem der bedeutendsten Wallfahrtszentren des Mittelalters [s. auch Mailand].

Legende: Der Kölner Chorbischof Florentius von Wevelinghoven gab 1364, wohl zum 200. Jahrestag der Entführung der Reliquien aus Mailand, bei dem Ordensmann Johannes von Hildesheim eine umfassende "Historia Trium Regum" in Auftrag. Die lateinische Schrift ist der literarische Grundstock der Dreikönigslegende. In keiner historischen Quelle Mailands vor 1164 ist von solchen Reliquien die Rede.

Mailand: Auf Befehl des Kölner Erzbischofs Rainald von Dassel, Erzkanzler von Kaiser Friedrich Barbarossa, wurden die angeblichen Reliquien 1164 aus dem unterworfenen Mailand in seine Bischofsstadt verschleppt. Erst damals tauchten allerdings überhaupt erst entsprechende Dreikönigs-Legenden auf. Demnach soll die heilige Helena, Mutter Kaiser Konstantins, im Heiligen Land nicht nur das "wahre Kreuz" Jesu, seinen "heiligen Rock" und den Schleier Marias, sondern auch die Gebeine der Könige entdeckt und nach Konstantinopel gebracht haben. Wie diese von dort nach Mailand gelangt sein sollen, wissen erst Berichte ab dem 12. Jahrhundert.

Nikolaus von Verdun (um 1130/40 - nach 1205)... schuf den Kölner Dreikönigsschrein, der zu den wichtigsten Goldschmiedearbeiten des Mittelalters gehört [s. auch Frankfurt].

Ochs und Esel: ... gehören als tierisches Ensemble in jede gute Krippe von Bethlehem. Die Evangelien wissen noch nichts von ihnen. Erst das wohl um 625 verfasste Pseudo-Matthäus-Evangelium berichtet von den stummen Zeugen des welthistorischen Geschehens.

Päpstliches Missionswerk der Kinder: Heute ziehen am Dreikönigstag [s. dort] die "Sternsinger" - Kinder, die als Caspar, Melchior und Balthasar verkleidet sind -, von Haus zu Haus, um für Kinder in Not zu sammeln und um den Segen "C + M + B" ("Christus mansionem benedicat" - Christus segne dieses Haus) zu spenden.

Quellen: Für die Heiligen Drei Könige gibt es vier wichtige Quellen: das Matthäus-Evangelium (2,1-12), das nicht biblische ("apokryphe") Pseudo-Evangelium des Jakobus (21,1-22,1), die weit ausholende "Historia Trium Regum" von 1364 [s. auch Legende] und die "Legenda Aurea" (Goldene Legende) des Jacobus de Voragine (um 1264).

Reisekosten: Über die Kosten des Nahost-Trips ist nichts überliefert - ebenso wenig wie über die Übernachtungen der "Weisen" vor Ort. In der Herberge war ja laut Weihnachtsgeschichte kein Platz mehr frei.

Sauerland: Zu den Verehrern der Heiligen Drei Könige kamen seit der Franzosenzeit weitere von jenseits des Rheins hinzu: Bis heute besuchen am 6. Januar viele Sauerländer den Gottesdienst im Kölner Dom, um "ihren" Königen die Ehre zu erweisen [s. auch Arnsberg].

Tokio: Ihre größte Reise machten die Könige - zumindest ein streichholzschachtelgroßer Teil von ihnen - im März 2016. Damals erneuerte Kardinal Rainer Maria Woelki mit diesem Geschenk die Kölner Bistumspartnerschaft mit dem japanischen Tokio. Der damalige Tokioter Erzbischof Peter Okada sagte, die Könige seien einst aus dem Osten in den Westen gekommen. Nun kehrten sie als völkerverbindendes Zeichen wieder zurück - wenn auch in einen ferneren Osten als zuvor.

Unterbrechungen: Auch wenn die Verehrung der Könige eine Kontinuität von der Bibel bis heute suggeriert, scheint der Weg von Bethlehem zurück in ihre jeweiligen Heimatorte, danach gemeinsam nach Konstantinopel, Mailand und Köln nicht wirklich stringent.

Volksglaube: ... machte aus den Magiern Könige verschiedener Erdteile. Seit dem sechsten Jahrhundert werden ihre Namen mit Caspar, Melchior und Balthasar angegeben.

Weihrauch: In der Kunst wird zumeist Caspar als Afrikaner gezeigt, der dem Christkind Myrrhe schenkt, Melchior als Europäer mit Goldschatz und Balthasar als asiatischer König, der Weihrauch zur Krippe bringt.

Xenophobie und Rassismus: Darf - in Zeiten von "Black Lives Matter" - ein schwarzer König an der Weihnachtskrippe stehen? Und dürfen Kinder, verkleidet und teils schwarz geschminkt, von Haus zu Haus ziehen? Aber umgekehrt: Sollen wirklich nur noch die 'drei weißen heiligen Könige' durch die Straßen ziehen? Oder wäre nicht genau das eine Form von Rassismus?

Yemen: die vorderasiatische Heimat des Weihrauchbaums "Boswellia sacra", von wo einer der Könige dem neugeborenen Jesus sein wohlriechendes Geschenk brachte. Die Mystikerin Hildegard von Bingen empfahl die Anwendung von Weihrauch gegen Schwerhörigkeit.

Zweifel: Historiker äußern erhebliche Zweifel an der Echtheit der Dreikönigs-Reliquien. Eher scheint die angebliche Überführung aus Mailand ein geschickter PR-Coup Inszenierung von Kaiser Friedrich Barbarossa und Kanzler Rainald von Dassel [s. auch Mailand].

 

Quelle:
KNA