Priester erhält Friedenspreis für Segnung homosexueller Paare 

Für Akzeptanz und Respekt

Den Friedenstagepreis 2021 der Kirchheimbolander Friedenstage vom 31. Oktober bis 12. Dezember erhält der katholische Priester Carsten Leinhäuser aus dem nordpfälzischen Winnweiler. Leinhäuser hatte homosexuelle Paare gesegnet. 

März: Vatikan sagt "Nein" zur Segnung homosexueller Paare / © Angyalosi Beata (shutterstock)
März: Vatikan sagt "Nein" zur Segnung homosexueller Paare / © Angyalosi Beata ( shutterstock )

Der 1979 im Saarland geborene Theologe Carsten Leinhäuser habe im Frühjahr die Aktion "#liebegewinnt" gestartet und sich mit der Segnung homosexueller Paare gegen die offizielle Lehre seiner Kirche gestellt, teilte Norbert Willenbacher als Sprecher des Arbeitskreises am Samstag in Kirchheimbolanden dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Es gebe kein fixes Preisgeld, durch Spenden kämen für überregionale Preisträger üblicherweise rund 10.000 Euro und für regionale Preisträger rund 1.000 Euro zusammen.

Segnung trotz Abweichung von offizieller Linie

Pfarrer Leinhäuser habe mit seiner Aktion gezeigt, dass Menschen, die von einer vermeintlichen Norm abweichen und dafür Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren, akzeptiert und respektiert würden, sagte Willenbacher.

Der Priester des Bistums Speyer stehe dafür, dass Liebe ein Segen sei und Menschen, die sich liebten, auch gesegnet würden. Dies gelte auch für homosexuelle Paare, auch wenn Leinhäuser, der unter anderem Diözesan-Jugendseelsorger war, damit von der offiziellen Linie seiner Kirche abweiche, sagte Willenbacher.

Rund 200.000 Euro Spendengelder

Bei bisher insgesamt rund 900 Veranstaltungen seit dem Bestehen der Friedenstage sind dem Arbeitskreis zufolge etwa 200.000 Euro an Spendengeldern zur Dotierung des Friedenstagepreises zusammengekommen. Dieser würdige den "unaufhebbaren Zusammenhang von Nachdenken und Handeln" bei der Friedensthematik bei Einzelpersonen, Initiativen oder Organisationen weltweit und auf lokaler Ebene.

Die Friedenstagepreise für 2020 und 2021 werden coronabedingt zusammen am 4. Dezember ab 18 Uhr in der Stadthalle im nordpfälzischen Kirchheimbolanden verliehen. Preisträger für 2020 ist Clemens Ronnefeldt, der als Friedensreferent des Internationalen Versöhnungsbundes gewaltfreie Lösungsansätze für Konflikte auf dem Balkan und im Nahen Osten entwickelt hat. Weitere Preisträger sind die Seenotretterin und Umweltschützerin Carola Rackete, der Förderverein ambulante Hospizarbeit im Donnersbergkreis sowie haupt- und ehrenamtliche Helfer im Gesundheitsamt und im Impfzentrum Kirchheimbolanden.

Kirchheimbolander Friedenstage seit 1975

Die 47. Kirchheimbolander Friedenstage laden vom 31. Oktober bis 12. Dezember zu 35 Veranstaltungen ein. Am 9. November ist ab 18 Uhr am dortigen Synagogenvorplatz eine Gedenkfeier für die Opfer der Reichspogromnacht von 1938 geplant. Redner sind unter anderen die Journalistin Beate Klarsfeld als Sonderbotschafterin der Unesco. Im Anschluss verleiht ihr Landrat Rainer Guth (parteilos) die Friedenstaube des Landrats. Mit ihrem Mann Serge macht Beate Klarsfeld seit Jahrzehnten auf die Schicksale ermordeter Juden in Frankreich aufmerksam und trug dazu bei, dass sich NS-Verbrecher vor Gericht verantworten mussten.

Die Kirchheimbolander Friedenstage wurden 1975 in der Hochphase des Kalten Krieges auf Initiative des 2018 verstorbenen protestantischen Pfarrers Elmar Funk von der Ortsgruppe der Menschenrechtsorganisation Amnesty International gegründet. Zahlreiche Verbände, Gruppierungen und politische Vereinigungen sowie Kirchen, Schulen und Kindertagesstätten gestalten eigenverantwortlich die Veranstaltungen der Friedenstage, die von einem Arbeitskreis koordiniert werden.


Quelle:
epd
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