Kirchen in Deutschland und das Coronavirus

Keine einheitliche Linie

Wegen des Coronavirus machen katholische Kirchen im westfälischen Bielefeld zu. Im niederrheinischen Kreis Heinsberg hingegen, wo bundesweit die meisten Erkrankten leben, fielen bislang nur vereinzelt katholische Gottesdienste aus.

Menschen mit Atemschutzmaske / © Cristian Gennari (KNA)
Menschen mit Atemschutzmaske / © Cristian Gennari ( KNA )

Im Unterschied dazu lässt die evangelische Kirchengemeinde Heinsberg alle Gottesdienste seit Anfang März ausfallen.

Voraussichtlich bis 20. März finden im Pastoralverbund Bielefeld-Ost keine Gottesdienste statt, wie dieser am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärte. Bis zu diesem Zeitpunkt müssten alle Pfarrer der Gemeinde in Quarantäne bleiben. Die Geistlichen hätten Kontakt zu einem infizierten Gemeindemitarbeiter gehabt.

Im Kreis Heinsberg haben laut Bistum Aachen bislang nur vereinzelt katholische Gottesdienste und Veranstaltungen nicht stattgefunden.

Die evangelische Kirchengemeinde Heinsberg orientiere sich bei ihrer Absage von Gottesdiensten daran, wie Schulen und andere öffentliche Einrichtungen mit Corona umgingen, sagte Pfarrer Sebastian Walde.

Während einer Israel-Reise angesteckt

In Bielefeld-Ost sollen die sieben Kirchen des Pastoralverbunds bis Freitag geschlossen bleiben. Die Maßnahme gelte bereits seit Samstagabend, erklärte die Gemeinde. Vermutlich ist sie die erste katholische Pfarrei in Deutschland, die alle Gottesdienste wegen Corona absagen muss. Ein Mitglied des Pastoralteams hatte sich während einer Israel-Reise mit dem Virus angesteckt. Er befinde sich in Quarantäne, teilte die Stadt mit.

Bundesweit wurden unterdessen einige kirchliche Großveranstaltungen abgesagt. Dazu gehört die Eröffnung zur "Woche der Brüderlichkeit" der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit am Sonntag, die mit mehr als 1.000 Teilnehmern in Dresden stattfinden sollte.

Empfehlung der Deutschen Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz empfiehlt Gottesdienstbesuchern, direkten Kontakt zu anderen beim Beten und beim Friedensgruß zu vermeiden. Zudem sollen Kommunionausteiler die Hostie in die Hand der Gläubigen geben und nicht in den Mund legen. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) rief zu Vorsorge und Aufklärung auch in Moscheegemeinden auf. Großveranstaltungen "ohne gottesdienstlichen Hintergrund" sollten vermieden, auf Umarmungen und Händeschütteln verzichtet werden.

Die Epidemie hatte bisher weitreichende Auswirkungen auf das religiöse Leben in Italien und auf das Heilige Land. Zum ersten Mal in der Geschichte werden in ganz Italien die öffentlichen Gottesdienstfeiern ausgesetzt. Bisher galt dies nur für besonders stark gefährdete Gebiete in Norditalien. Papst Franziskus feierte am Montagmorgen die Frühmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta erstmals ohne weitere Teilnehmer. Stattdessen wurde der Gottesdienst per Livestream übertragen.

In Israel müssen sich Menschen, die in den vergangenen 14 Tagen die Region um die palästinensische Stadt Bethlehem besucht haben, in Quarantäne begeben.


Symbolbild Coronavirus / © Savanevich Viktar (shutterstock)
Symbolbild Coronavirus / © Savanevich Viktar ( shutterstock )
Quelle:
KNA