Ton in der Debatte um bayerischen Kreuz-Beschluss wird schärfer

"In erster Linie ein religiöses Symbol"

Die Debatte um den bayerischen Kabinettsbeschluss zu Kreuzen in Amtsstuben hält weiter an. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder verteidigte den Beschluss.

Kreuz an der Wand / © Harald Oppitz (KNA)
Kreuz an der Wand / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Kreuz sei "in erster Linie ein religiöses Symbol", gehöre aber auch zu den Grundfesten des Staates, sagte Ministerpräsident Söder den ARD-Tagesthemen am Donnerstagabend. Er wundere sich, "dass wir über Toleranz für andere Religionen reden und uns nicht trauen, zu unserer eigenen Religion zu stehen."

"Wer ein Kreuz aufhängt, muss sich nicht rechtfertigen"

CSU-Generalsekretär Markus Blume attackierte die Kritiker der Regelung. "Wer ein Kreuz aufhängt, legt damit ein Bekenntnis ab und muss sich nicht rechtfertigen", sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland am Freitag. "Bei den Kritikern haben wir es mit einer unheiligen Allianz von Religionsfeinden und Selbstverleugnern zu tun."

Dem widersprachen die Grünen. Blumes Vorwurf sei "geprägt von Intoleranz und Kulturchauvinismus", erklärten die Bundestags-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt und der stellvertretender Fraktionsvorsitzende Konstantin von Notz. Die CSU habe das christliche Symbol "zum Gegenstand eines billigen Wahlkampfmanövers" gemacht.

Verfassungklage wahrscheinlich?

Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) erklärte, der Staat dürfe nicht für eine bestimmte Religion oder Weltanschauung Partei ergreifen. Das Kreuz zu einem "bloßen Kultursymbol umzudefinieren ist abwegig", so der IBKA-Vorsitzende Rene Hartmann.

Der Würzburger Staatsrechtler Horst Dreier hält unterdessen eine Verfassungsklage gegen den Beschluss für wahrscheinlich. "Es würde mich wundern, wenn die Sache nicht vor Gericht landet", sagte er der "Main-Post" am Donnerstag. Er selbst halte den Beschluss "rechts- und integrationspolitisch für ein verheerendes Signal und verfassungsrechtlich für mindestens sehr heikel".

Andersgläubige nicht ausgrenzen

Der frühere bayerische Kultusminister Hans Maier (CSU) sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), es wäre besser gewesen, "alle bei uns lebenden Religionen zur Verständigung und zur Zusammenarbeit aufzurufen", statt Andersgläubige durch Symbolpolitik auszugrenzen.

Alle sollten sich zu ihrem Glauben bekennen und diesen in der Öffentlichkeit vertreten. "Das käme auch der Politik und nicht zuletzt dem Freistaat Bayern zugute", so der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

Kreuz-Pflicht verfehle den Sinn

Söder macht durch die Kreuz-Pflicht nach den Worten der Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer das christliche Symbol zum "Logo für Bayern". "Er verfehlt damit völlig den Sinn. Das Kreuz lässt sich nicht auf eine Werteordnung reduzieren", sagte die Freiburger Professorin dem Deutschlandfunk. Söder instrumentalisiere das Zeichen und verfehle den Signalgehalt des Kreuzes sowie dessen christliche Botschaft.

Am Dienstag hatte das bayerische Kabinett beschlossen, ab 1. Juni im Eingangsbereich von Dienstgebäuden ein Kreuz als "sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland" aufzuhängen.


Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) / © Lino Mirgeler (dpa)
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) / © Lino Mirgeler ( dpa )
Quelle:
KNA
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