Ein Kommentar zur bayerischen Kreuzdebatte

Amtsstubenkreuzer Söder

In der DOMRADIO.DE Redaktion hängt in jedem Raum das Kreuz. Uns geht es dabei aber nicht um unsere Kölner Identität, so wie es Markus Söder auf seinem Kreuzzug um die bayerische Lebensart geht. Ein Kommentar von Ingo Brüggenjürgen.

Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Edgar Schoepal (DR)
Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Edgar Schoepal ( DR )

Ja, Himmeherrgodnoamoi-Kruzefixhalleluja-Sakrament! Jetzt durchkreuzt der neue bayerische Ministerpräsident doch glatt die Pläne der AfD. Diese selbsternannten Retter des christlichen Abendlandes sollen im anstehenden Landtagswahlkampf die CSU auf keinen Fall rechts überholen. Also lässt der neue starke Mann in Bayern in allen Amtsstuben seines Freistaates ein Kreuz aufhängen. Im Kreuz spiegele sich "unsere bayerische Identität und Lebensart", meint Söder. Und weiter: "Das Kreuz ist nicht ein Zeichen einer Religion." So so, der unheilige Markus denkt dabei also eher an Weißwurst, BMW und Laptop oder Lederhose und nicht an die christlichen Kirchen?

Söders Kritiker fürchten bereits, das Kreuz könne schnell zu bayerischer Folklore werden. Gemach, gemach - möchte man da sagen. Das Kreuz wird auch den Amtsstubenkreuzer Söder überdauern. Denn das Kreuz hat schon ganz andere Angriffe überstanden und ob ausgerechnet die CSU im Zeichen des Kreuzes siegen wird, ist auch noch nicht ausgemacht, liegen doch die Christlichsozialen z.B. bei der Aufnahme von Flüchtlingen und dem Familiennachzug mit den Kirchen heftig über Kreuz. Auch wirkt der jüngste Kreuzeserlass doch reichlich billig und durchsichtig. Jeder Versuch der Vereinnahmung des Kreuzes aber wird scheitern - da kann man das Kreuz noch so stolz vor sich hertragen.

Klar - auch bei mir im Zimmer hängt ein Kreuz. Auch in allen Redaktionsräumen unseres Multimediasenders fehlt es nicht. Denn das Kreuz ist ein Zeichen dafür, dass am Ende die Liebe und niemals der Tod siegt. Das Kreuz ist Anspruch und Auftrag gleichermaßen. Es grenzt niemanden aus und erinnert alle an die notwendige Christusnachfolge. Denn nur wer das Kreuz seines Lebens annimmt, den Auftrag Christi ernst nimmt und versucht, sein Leben immer wieder neu daran zu orientieren, dem wird die Fülle des Lebens schon hier und jetzt zuteil - und am Ende der Zeiten das Heil. Wenn die Kreuze in allen bayerischen Dienststellen dem dienen sollen, mag es ein guter Anfang sein. Wenn der bayerische Kreuzbube aber nur für die Kreuze auf dem Wahlschein der CSU sorgen will, darf man ruhig dem Sprichwort folgen: "Wo der Teufel das Kreuz voranträgt, da gehe nicht nach!"

Hinweis: Ingo Brüggenjürgen ist Chefredakteur des katholischen Multimediasenders DOMRADIO.DE in Köln.


Quelle:
DR
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