Paritätischer lehnt Bußgelder für Impftermin-Schwänzer ab

Zwang hilft nicht

Sollten "Impfschwänzer" bestraft werden? Der Paritätische Wohlfahrtsverband lehnt Bußgelder für Menschen, die ihrem Corona-Impftermin fernbleiben, ab. Notwendig seien stattdessen mehr Impfaktionen in sozialen Brennpunkten und für Migranten.

Hinweisschild zum Impfzentrum / © Harald Oppitz (KNA)
Hinweisschild zum Impfzentrum / © Harald Oppitz ( KNA )

Das sagte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Dienstag). "Man sollte im Zweifel nicht warten, bis Menschen zum Impfen kommen", erklärte er. "Man sollte stattdessen zu ihnen hingehen, wie es in Berlin oder Köln ja auch schon geschehen ist."

Zwang hilft nicht

Gerade in migrantischen Milieus solle zudem mit bekannten Vorbildern zusammengearbeitet werden, sagte Schneider. Zwang in Form von Bußgeldern helfe nicht. "Was ist denn, wenn Betroffene nicht zahlen?" sagte er. "Man muss die Dinge vom Ende her denken."

Auch Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD) sprach sich gegen Bußgelder aus und forderte einen erneuten Einsatz von Impfmobilen in sozialen Brennpunkten. "Ob jemand geimpft ist oder nicht, darf keine soziale Frage sein", sagte er den Zeitungen. Auch Werbekampagnen könnten noch einmal eine Möglichkeit sein. Die Bundesregierung wolle die Menschen überzeugen, sich impfen zu lassen, betonte Scholz. Eine große Chance liege auch in den Impfungen in den Betrieben.

Mehr Freiheiten für Geimpfte

Aus Reihen der Ärzteschaft und der Politik waren zuletzt Forderungen laut geworden nach mehr Freiheiten für Geimpfte, um einen Anreiz für die Immunisierung zu schaffen, und nach Sanktionen für diejenigen, die ohne Absage einen Impftermin verstreichen lassen.

Die Bundesregierung reagiert skeptisch. Es gebe keine Planungen für Strafzahlungen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums sagte, es gebe keine Hinweise darauf, dass das Verstreichenlassen von Impfterminen ohne Absage ein massenhaftes Phänomen sei.

Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden bis einschließlich Sonntag fast 39 Prozent der deutschen Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Mindestens eine Impfdosis haben 56,5 Prozent erhalten. Laut RKI wird angesichts der ansteckenderen Delta-Variante derzeit davon ausgegangen, dass 80 Prozent der Bevölkerung gegen Covid-19 geimpft sein müssen, um durch die sogenannte Herdenimmunität einen nachhaltigen Schutz für alle zu erreichen.


Quelle:
epd