Katholisches Büro NRW bewertet neue Corona-Maßnahmen

Keine einzige Infektion durch katholische Gottesdienste in NRW

Am Ende der langen Beratungen zwischen Kanzlerin und Länderchefs steht kein einheitliches Ergebnis. Eins ist aber klar: Gottesdienste sollen öffentlich bleiben. Das katholische Büro NRW schätzt die Beschlüsse ein und blickt auf Weihnachten mit Corona.

Gottesdienstbesucher mit Mundschutz / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Gottesdienstbesucher mit Mundschutz / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Bis in den späten Mittwochabend haben Kanzlerin und Ministerpräsidenten um einheitliche Corona-Regeln für den Herbst und Winter gerungen, die auch Kirchen und Gottesdienste betreffen. Auf dem Weg gab es offenbar einige Widerstände. Die Kanzlerin war nicht zufrieden. Die Ergebnisse seien nicht hart genug, dass wir Unheil abwehren. Einigkeit und gemeinsames Vorgehen sieht dann doch ein bisschen anders aus, oder?

Antonius Hamers (Leiter des Katholischen Büros NRW): Wenn wir auf die pandemische Situation schauen, die wir in den letzten Monaten hatten, glaube ich, dass wir mit unserem Föderalismus ganz gut gefahren sind, durch den wir unterschiedliche Regelungen in den unterschiedlichen Bundesländern haben. Dass in Mecklenburg-Vorpommern, wo die Zahlen sehr viel geringer sind, anders darauf reagiert wird als zum Beispiel in Berlin, halte ich zunächst einmal für plausibel.

DOMRADIO.DE: Sperrstunde ab 23 Uhr für die Gastronomie in Corona-Hotspots, das gilt dann aktuell zum Beispiel für Köln und Düsseldorf. Private Feiern im öffentlichen Raum in diesen Hotspots mit 50er-Inzidenz werden auf zehn Personen begrenzt. Nach NRW-Ministerpräsident Armin Laschet haben die Bürger in den Corona-Hotspots das Recht auf klare, verbindliche Regeln, die jeder nachvollziehen kann. Ist dieses Anliegen damit auch in seinem Sinne umgesetzt?

Hamers: Es kommt jetzt darauf an, wie das Ganze in Nordrhein-Westfalen umgesetzt wird. Das ist ja letztlich Ländersache. Und selbstverständlich trägt es einmal zur Akzeptanz bei, aber eben auch zur Umsetzungsmöglichkeit, wenn es klare Regeln gibt. Wenn sie für die Menschen auch nachvollziehbar sind und sie sich von den Menschen einprägen lassen. Das ist natürlich schwierig, wenn von Ort zu Ort unterschiedliche Regeln herrschen.

Zugleich ist auf der anderen Seite die Situation sehr unterschiedlich: Die Kreise in Ostwestfalen haben momentan zum Teil eine sehr, sehr viel geringere Inzidenz als die Großstädte am Rhein. Insofern finde ich es durchaus plausibel, wenn man da von Ort zu Ort auch zu unterschiedlichen Regeln kommt. Aber es muss bestimmte Grundregeln geben, die überall die gleichen sind.

DOMRADIO.DE: Wir schauen mal in Richtung der Kirchengemeinden. Es gab die Meldung, dass sich in einer Bibelschule mit Internat in Lemgo im Kreis Lippe mehr als die Hälfte der Schüler mit dem Coronavirus infiziert haben. 64 von 117 Getesteten seien positiv. Wie sieht die Verbreitung des Virus generell in kirchlichen Einrichtungen aus?

Hamers: Wir haben bislang, insbesondere was unsere Gottesdienste angeht, keinen einzigen Fall, wo es zum Infektionsgeschehen im Zusammenhang mit einem katholischen Gottesdienst gekommen ist. Darauf legen wir großen Wert, weil wir natürlich auch die Regeln einhalten, weil wir in Absprache mit der Staatskanzlei eigene Regeln erlassen haben. Und es kommt jetzt von der Staatskanzlei der Vorschlag, diese Regeln weiterzuentwickeln, diese Selbstverpflichtung weiterzuentwickeln. Darauf gehen wir selbstverständlich gerne ein, um auch weiterhin den Menschen, die zu uns zu Gottesdiensten kommen, die Möglichkeit zu eröffnen, auch sicher Gottesdienst zu feiern. Selbstverständlich ist es in den übrigen Einrichtungen wie Schulen zum Teil dazu gekommen, dass Schüler in Quarantäne mussten, wie in vielen anderen Schulen auch. Mir ist nicht bekannt, dass es konkret in einer katholischen Schule zu einem Infektionsgeschehen gekommen ist.

DOMRADIO.DE: In gut zwei Monaten wollen wir Weihnachten feiern, auch mit Gottesdiensten in den Kirchen, oder außerhalb an der frischen Luft – je nachdem, was dann möglich ist. Muss das nach den beschlossenen Verschärfungen von gestern alles noch einmal auf den Prüfstand?

Hamers: Wir werden alles daransetzen, dass wir nicht wieder in die Situation kommen, nur noch Gottesdienste ohne Öffentlichkeit feiern zu können wie in der Situation, die wir bei diesem ersten sogenannten "Lockdown" gehabt haben. Wir wollen insbesondere mit Blick auf Advent und Weihnachten Gottesdienste mit Öffentlichkeit feiern. Und wir werden dafür sorgen, dass es Regeln gibt, die diese Gottesdienstfeiern auch so gestalten, dass es auf der einen Seite eine würdige und schöne Liturgie ist und die Menschen auf der anderen Seite nicht um ihre Gesundheit fürchten müssen.

DOMRADIO.DE: Und trotzdem müssen wir natürlich die Entwicklung abwarten. Das kann sich ja nun auch täglich wieder ändern ...

Hamers: Das ist wahr. Wir müssen immer wieder neu darauf reagieren, auch auf die Regeln, die vor Ort gegeben werden. Wir sind aber im Moment dabei, dafür zu sorgen, dass zumindest auf Landesebene für die Gottesdienste einheitliche Regeln abgesprochen werden.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Antonius Hamers / © Nicole Cronauge (Katholisches Büro NRW)
Quelle:
DR