Die Deutsche Bischofskonferenz geht auf Distanz zu einem Appell rechtskonservativer Geistlicher gegen die Corona-Maßnahmen, den mehrere ranghohe Kardinäle unterstützen. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, erklärte, die Bewertung der Corona-Pandemie durch die Bischofskonferenz unterscheide sich grundlegend von dem Aufruf, wie ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilte.
Weitere Einschätzungen gab es dazu nicht. Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands kommentiere man grundsätzlich nicht, hieß es. Kein Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz habe den Appell unterstützt. Ende April hatte die Bischofskonferenz das Gottesdienstverbot wegen des Infektionsrisikos als vernünftig und verantwortungsvoll bezeichnet. Zugleich wurden die angekündigten Lockerungen begrüßt.
Der im Internet veröffentlichte Corona-Aufruf enthält Verschwörungstheorien etwa zu den Einschränkungen der Religionsausübung infolge der Pandemie. Zu den Unterzeichnern gehören der ehemalige Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, und der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun. (epd/Stand 10.05.2020)
12.05.2020
Der Zentralrat der Juden kritisiert mit Blick auf die Corona-Krise Verschwörungstheorien und sogenannte Hygiene-Demonstrationen. Das Auschwitz Komitee nimmt derweil Anstoß am jüngsten Aufruf katholischer Geistlicher um Kardinal Müller.
"Es tritt gerade ein, was ich seit Wochen befürchte", sagte Zentralrats-Präsident Josef Schuster in Berlin. Rechtsradikale nutzten die durch die Corona-Krise entstandenen Ängste, um antisemitische Verschwörungsmythen und ihr radikales Weltbild zu verbreiten - "im Internet aber auch auf sogenannten Hygiene-Demos".
Schuster betonte, wer an einer Demo gegen die Grundrechts-Einschränkungen teilnehme, müsse sich bewusst machen, an wessen Seite er demonstriert und welche Aussagen dort verbreitet werden.
Wörtlich sagte er: "Mit Antisemiten und Rechtsradikalen darf man sich nicht gemein machen." Gegen die derzeitigen Maßnahmen mit Symbolen zu demonstrieren, die an den Holocaust erinnern, sei geschmacklos und verhöhne die Opfer der Schoah.
Auschwitz Komitee kritisiert Aufruf katholischer Geistlicher
Das Internationale Auschwitz Komitee hat einen am Wochenende verbreiteten Aufruf von katholischen Geistlichen zur Coronavirus-Pandemie scharf verurteilt. Wenn sich jetzt auch noch Bischöfe der katholischen Kirche angesichts der Corona-Krise der rechtsextremen und antidemokratischen Verschwörungshysterie annähern, sei dies ein fatales Signal für den demokratischen Zusammenhalt der Gesellschaften in Europa, erklärte Komitee-Vizepräsident Christoph Heubner in Berlin.
In dem in mehreren Sprachen veröffentlichten Aufruf warnen einige katholischen Bischöfe, unter ihnen Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der frühere Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, vor der Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entziehe. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz distanzierte sich von dem Schreiben.
Holocaust-Überlebende sind fassungslos
Die zunehmende Propagierung antisemitischer Verschwörungstheorien in den Debatten um die Corona-Pandemie ließen Überlebende des Holocaust nur noch fassungslos zurück, erklärte Heubner. Dass auch in dieser Krisensituation Holocaust-Leugner und Antisemiten die Gelegenheit nutzten, ihre giftigen Lügen in der Gesellschaft zu verteilen und ihre perfiden Verschwörungstheorien mit den Ängsten der Menschen zu verbinden, sei nicht anders zu erwarten gewesen.
Aber für Holocaust-Überlebende sei es ein unwürdiger und unerträglicher Zustand, wenn Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die bei Demonstrationen ihre berechtigten kritischen Anfragen an Regierungen und Parteien auf die Straße tragen, dies gemeinsam mit Holocaust-Leugnern und Antisemiten tun.
Die Deutsche Bischofskonferenz geht auf Distanz zu einem Appell rechtskonservativer Geistlicher gegen die Corona-Maßnahmen, den mehrere ranghohe Kardinäle unterstützen. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, erklärte, die Bewertung der Corona-Pandemie durch die Bischofskonferenz unterscheide sich grundlegend von dem Aufruf, wie ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilte.
Weitere Einschätzungen gab es dazu nicht. Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands kommentiere man grundsätzlich nicht, hieß es. Kein Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz habe den Appell unterstützt. Ende April hatte die Bischofskonferenz das Gottesdienstverbot wegen des Infektionsrisikos als vernünftig und verantwortungsvoll bezeichnet. Zugleich wurden die angekündigten Lockerungen begrüßt.
Der im Internet veröffentlichte Corona-Aufruf enthält Verschwörungstheorien etwa zu den Einschränkungen der Religionsausübung infolge der Pandemie. Zu den Unterzeichnern gehören der ehemalige Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, und der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun. (epd/Stand 10.05.2020)