Zukunftsforscher Horst Opaschowski glaubt, dass die Corona-Pandemie den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken kann: "Jetzt bildet sich eine Selbsthilfegesellschaft aus der Einsicht, aufeinander angewiesen zu sein", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Werte wie spontane Hilfsbereitschaft und die Übernahme sozialer Verantwortung könnten nach der Krise eine größere Rolle spielen - "und vielleicht kehrt endlich wieder mehr menschliche Wärme ein".
Dabei werde aber keine Zeit der barmherzigen Samariter anbrechen, so der Wissenschaftler: "Wir werden jetzt nicht alle zu Mutter Teresa oder Albert Schweitzer. Es entwickelt sich eine Geben-und-Nehmen-Gesellschaft. Motto: Ich helfe dir jetzt, beim nächsten Mal hilfst du mir aber. Es geht um kalkulierte Hilfsbereitschaft - ohne die wäre Solidarität übrigens nicht möglich." (KNA / 30.3.20)
02.04.2020
Anruf vom Bundespräsidenten: Frank-Walter Steinmeier hat den Kirchen für ihre "frühzeitige und umsichtige Unterstützung" in der Corona-Krise gedankt. Sie hätten beispielsweise früh Maßnahmen zum Schutz der Menschen getroffen.
Zudem hätten sie unzählige Veranstaltungen und vor allem Gottesdienste abgesagt, erklärte Steinmeier am Donnerstag in Telefonaten mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.
Diese Maßnahmen bedeuteten "einen beispiellosen Einschnitt in das religiöse Leben", betonte Steinmeier, der selbst Protestant ist.
"Gleichzeitig gibt es in den Gemeinden viele kreative Ideen, um den Menschen unter den widrigen Umständen geistliche Angebote zu machen und sie virtuell zusammenzubringen, zum Beispiel durch gestreamte Gottesdienste oder zeitgleiche gemeinsame Gebete."
Bätzing: "Außergewöhnliche Prüfung"
Die Menschen hätten ein großes Bedürfnis nach Gemeinschaft im Glauben, sagte Bischof Bätzing. Die Kirchen reagierten mit einem vielfältigen Beratungsangebot, insbesondere Telefonseelsorge, Krankenhaus- und Behindertenseelsorge sowie Hospizbegleitung und Trauerpastoral.
Diese "außergewöhnliche Prüfung" durch die Pandemie könne "nur durch viel gegenseitiges Verständnis und gelebte Solidarität gemeistert werden", betonte er. Es gebe viele Zeichen der Ermutigung und der Hoffnung. "Zudem erhoffe ich mir von den Herausforderungen auch neue Impulse für den Weg der Kirche."
Bedford-Strohm erklärte, die Kirchen wollten "gerade jetzt in dieser Passionszeit an der Seite derer sein, die besonders zu kämpfen haben". An Ostern solle "die Botschaft von der Auferstehung laut und deutlich" ins Land gerufen werden, fügte der EKD-Chef hinzu: "Die Botschaft, dass nicht der Tod das letzte Wort hat, sondern das Leben siegt, war selten so wichtig wie heute."
Steinmeier gratuliert
Steinmeier würdigte den Einsatz der Kirchen und anderer Glaubensgemeinschaften: Sie unterstützten derzeit viele Menschen "spirituell und seelsorglich unter sehr erschwerten Bedingungen".
Ferner gratulierte er Bätzing zu dessen Wahl zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz sowie Bedford-Strohm zu dessen 60. Geburtstag.
Persönliche Begegnungen sollen nachgeholt werden, wenn es die Umstände wieder zulassen, hieß es.
Zukunftsforscher Horst Opaschowski glaubt, dass die Corona-Pandemie den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken kann: "Jetzt bildet sich eine Selbsthilfegesellschaft aus der Einsicht, aufeinander angewiesen zu sein", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Werte wie spontane Hilfsbereitschaft und die Übernahme sozialer Verantwortung könnten nach der Krise eine größere Rolle spielen - "und vielleicht kehrt endlich wieder mehr menschliche Wärme ein".
Dabei werde aber keine Zeit der barmherzigen Samariter anbrechen, so der Wissenschaftler: "Wir werden jetzt nicht alle zu Mutter Teresa oder Albert Schweitzer. Es entwickelt sich eine Geben-und-Nehmen-Gesellschaft. Motto: Ich helfe dir jetzt, beim nächsten Mal hilfst du mir aber. Es geht um kalkulierte Hilfsbereitschaft - ohne die wäre Solidarität übrigens nicht möglich." (KNA / 30.3.20)