Klagen über Wucher bei spanischen Bestattern in Corona-Krise

"Spezialsarg mit Vakuumverpackung" und nebulöse Trauerfeiern

Zu den traurigen Zahlen der Corona-Pandemie gesellt sich eine bedrückende Erkenntnis: Bei jeder Krise gibt es Profiteure. In Spanien entpuppen sich einige Bestattungsunternehmen zumindest als schwarze Schafe. 

Autor/in:
Von Andreas Drouve
Bestatter tragen einen Sarg auf den Friedhof von Barcelona / © Emilio Morenatti (dpa)
Bestatter tragen einen Sarg auf den Friedhof von Barcelona / © Emilio Morenatti ( dpa )

So makaber es klingt: Bestattungsinstitute zählen zu den Gewinnern der gravierenden Corona-Krise in Spanien. Allerdings häufen sich die Klagen über skrupel- und pietätlose Abzocke. 

Spanien ist von die Coronavirus-Pandemie besonders stark betroffen; die Zahl der Todesfälle ist weltweit die zweithöchste nach Italien. Am Samstag wurden mehr als 830 Corona-Opfer an einem einzigen Tag gemeldet.

Das Geschäft mit dem Tod floriert

Nun mehren sich Beschwerden über Beerdigungsunternehmen, die die Notsituation gegenüber den Angehörigen ungeniert ausnutzen. Die Geschäfte mit dem Tod florieren - bis hin zum Betrug. 

Dank seiner Popularität hat der katalanische Liedermacher Oriol Barri den Fall seines Großvaters, eines Opfers der Pandemie, öffentlichkeitswirksam ans Licht gebracht. Die Details der knapp 4.000 Euro hohen Rechnung des Bestatters schockierten die Familie derart, dass Barri sich entschloss, das Dokument über die Sozialen Medien zu verbreiten. 

Spezialsärge treiben Preise in die Höhe

Fast die Hälfte des Preises machte, so der Musiker, ein "Spezialsarg mit Vakuumverpackung" aus - weil der Hochbetagte an den Folgen des Coronavirus gestorben war. Damit sollten die Lebenden vor einer möglichen Gefahr für ihre Gesundheit durch den Leichnam bewahrt werden. Ein anderer Posten wies für über 500 Euro eine nebulöse Kombination aus Trauerzeremonie und Lagerung in der Kühlkammer aus. Allerdings hatte eine herkömmliche Trauerfeier niemals stattgefunden. 

Der Einspruch der Familie führte dazu, dass das Bestattungsunternehmen letztlich anbot, die Rechnung um ein Viertel zu reduzieren. Das werteten manche als dringende Empfehlung an Hinterbliebene, wie auf einem Basar lieber vorher den Preis auszuhandeln. 

Geschädigte schließen sich zusammen

Der Missbrauch ist mit Händen zu greifen. Auf Twitter hat sich die Plattform "Afectados Memora" gebildet, eine Gruppe der, so wörtlich, "Betroffenen, Geschädigten und Betrogenen" durch Bestattungsinstitute; es gibt bereits einige hundert Follower. 

Beschwerden wie die von Barri häufen sich derzeit in ganz Spanien. Kostenvoranschläge steigen mitunter auf das Doppelte des Üblichen. Zumindest in Katalonien ist sich die Politik des Vorgehens mancher Bestattungsinstitute bewusst, wie die Zeitung "La Vanguardia" berichtet. Die Regionalregierung will nun ein Gesetz auf den Weg bringen, das "Maximalpreise" für Bestattungskosten und Dienstleistungen festlegt.


Quelle:
KNA
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