Hilfswerke melden viele Spenden trotz Corona

Befürchtungen nicht eingetroffen

Die schlimmsten Befürchtungen vieler Hilfsorganisationen sind offenbar bisher nicht eingetroffen. Laut der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sind die Spenden trotz der Corona-Pandemie nicht deutlich zurückgegangen.

Autor/in:
Gottfried Bohl
Symbolbild Spende / © Titikul_B (shutterstock)

Das katholische Hilfswerk Misereor zum Beispiel rechnet demnach 2020 mit einem Jahresergebnis, das ungefähr das Niveau von 2019 erreicht. Und das, obwohl die Kollekte am fünften Fastensonntag, an dem in katholischen Kirchen in ganz Deutschland für Misereor gesammelt wurde, mitten in den ersten Lockdown und die Ergebnisse einbrachen - von 10 Millionen Euro 2019 auf 7,5 Millionen Euro.

Neue Möglichkeiten

Dass die Spenden insgesamt offenbar nicht deutlich zurückgegangen sind, hat nach Ansicht von Misereor-Geschäftsführer Thomas Antkowiak auch damit zu tun, dass in den meisten Hilfsorganisationen vieles digitaler geworden sei. Misereor habe unter anderem neue Wege gefunden, auf Spendenwillige einzugehen, die genau wissen wollen, wo ihr Geld hingeht.

"Manche unserer Organisationen haben damit gerechnet, dass ihre Spendeneinnahmen um 90 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgehen werden", sagte Max Mälzer, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats, der Zeitung. Doch neueste Zahlen seines Dachverbands für Januar bis September 2020 zeigten sogar einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum - sowohl bei der Gesamtspendensumme (plus 1,6 Prozent auf rund 3,3 Milliarden Euro) als auch beim der Anteil derer, die überhaupt spenden (von 23,4 auf 23,5 Prozent).

"In einem Jahr, in dem die Unsicherheit in der Bevölkerung groß ist, viele in Kurzarbeit gegangen sind oder arbeitslos wurden, ist das eine enorme Leistung", erklärte Mälzer: "Schon mit einem leichten Rückgang der Spenden wäre ich sehr glücklich gewesen."

Was die Entwicklung aus seiner Sicht noch bemerkenswerter macht, ist die Beobachtung, dass klassische Spenden zugenommen hätten, obwohl sich zugleich neue Spendenformen entwickelten. Mälzer nennt etwa das Extratrinkgeld beim Friseur, Unterstützungsgutscheine für das Lieblingsrestaurant oder Ticketspenden für die bedrohte Kulturkneipe. Dadurch habe er erwartet, dass viele auf klassischem Wege weniger spenden, so Mälzer weiter: "Aber die Leute haben offensichtlich beides getan."

Sorge um die Weihnachtskollekte

Erfreulich sei auch der Blick über den Tellerrand hinaus, ergänzte Anne Dreyer vom evangelischen Hilfswerk "Brot für die Welt". Viele zeigten große Solidarität mit Menschen in Ländern ohne soziale Sicherungssysteme: "In Indien oder in vielen afrikanischen und südamerikanischen Ländern wirkt sich ein Lockdown massiv auf Straßenverkäufer und Tagelöhner aus."

Bisher seien auch bei "Brot für die Welt" die Spendeneinnahmen gestiegen, so Dreyer weiter. Aber sie sorge sich sehr um die Weihnachtskollekte, die ähnlich wie beim katholischen Hilfswerk Adveniat rund die Hälfte der Jahreseinnahmen ausmache. Die Zahl der Gottesdienstbesucher an Weihnachten werde diesmal vermutlich weit weniger als halb so groß sein wie 2019. Umso wichtiger sei auch hier der Ansatz der Hilfswerke, online um Spenden zu werben.


Quelle:
KNA