Peter Erdö - Ein «Ratzingerianer» und Wojtyla-Kardinal
Der Primas von Ungarn verkörpert Seriosität - und das theologische Erbe Papst Benedikts XVI. (2005-2013). Man nennt ihn einen «Ratzingerianer». Geboren am 25. Juni 1952 in Budapest als erstes von sechs Kindern, studierte Erdö in kommunistischer Zeit in Budapest und Rom Jura und Theologie; eine Anwaltskarriere war ihm als Angehöriger einer bekannterweise religiös lebenden Familie verwehrt.
In den 80er Jahren lehrte Erdö Theologie in Esztergom und an der päpstlichen Universität Gregoriana. Nach dem Sturz des Kommunismus wurde er Dekan und später Rektor an der katholischen Peter-Pazmany-Universität Budapest, an deren Wiederaufbau er maßgeblichen Anteil hatte.
Ein Wojtyla-Kardinal
2003 wurde Erdö mit nur 50 Jahren überraschend Erzbischof von Esztergom-Budapest und Primas von Ungarn. Im selben Jahr nahm ihn Johannes Paul II. als damals jüngstes Mitglied ins Kardinalskollegium auf. Für zehn Jahre (2006-2016) leitete der Vorsitzende der nationalen Bischofskonferenz auch den Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE).
Im Vatikan ist der international reputierte Kirchenrechtler, der auch das ungarische Konkordat mitprägte, Mitglied mehrerer wichtiger Kurienbehörden. 2011 erhielt er den Auftrag von Benedikt XVI., im Streit zwischen Limas damaligem Kardinal Cipriani Thorne und der Päpstlichen Katholischen Universität von Peru zu vermitteln; jedoch erfolglos.
Über die ungarische Gesellschaft spricht Erdö schnörkellos: Der Kommunismus habe den «bürgerlichen Anstand ausgelöscht». Die freiwillige Befolgung von Rechtsnormen sei sehr niedrig.