Kurienkardinal Walter Kasper

Kardinal Walter Kasper / © Francesco Pistilli (KNA)

Walter Kasper wurde am 5. März 1933 in Heidenheim an der Brenz geboren und wuchs in Wangen im Allgäu auf. An der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, im Wilhelmsstift Tübingen und an der Ludwig-Maximilians-Universität München studierte er Katholische Theologie und Philosophie. Am 6. April 1957 wurde er in Rottenburg zum Priester geweiht. 1961 promovierte er und 1964 habilitierte er sich nach einer Assistentenzeit bei Hans Küng.

Am 17. Juni 1989 wurde er zum Bischof von Rottenburg-Stuttgart geweiht. Dabei erwarb sich der Theologieprofessor auf dem Bischofsstuhl, der zuvor in Münster und Tübingen lehrte, ähnliches Ansehen wie Karl Lehmann in Mainz. Im Februar 1992 etwa stellte Kasper sich im TV-Duell der Kirchenkritik des Paderborner Theologen und Psychoanalytikers Eugen Drewermann.

Im März 1999 holte Papst Johannes Paul II. den Dogmatiker in sein Ökumene-Team, den Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen. Nur ein halbes Jahr später, am 31. Oktober, durfte er in der Augsburger Sankt-Anna-Kirche die Gemeinsame Erklärung von Lutheranern und Katholiken zur Rechtfertigungslehre mit unterzeichnen.

Ein ökumenischer Meilenstein, mit dem der ursprüngliche theologische Stolperstein der Reformation Martin Luthers soweit aus dem Weg geräumt wurde, dass er nicht mehr als kirchentrennend gilt. Diesen ökumenischen Schwung brauchte Kasper, als er 2001 die Leitung des Päpstlichen Einheitsrates übernahm.

So brach nach der Errichtung katholischer Diözesen 2002 in Russland zwischen Rom und dem Moskauer Patriarchat eine Eiszeit aus. Als die Anglikaner in England Frauen zur Bischofsweihe zulassen wollten, warnte Kasper 2008 in London, damit verließen sie das gemeinsame Fundament. Durch Besuche und Gespräche konnten er und sein späterer Nachfolger, der Schweizer Kurt Koch, Verstimmungen ausräumen und Vertrauen zurückgewinnen. Am 1. Juli 2010 schließlich nahm Benedikt XVI. den altersbedingten Rücktritt Kaspers vom Amt des "Ökumeneministers" an.

Als ältester Kardinal zog er im März 2013, kurz vor seinem 80. Geburtstag ins Konklave ein, das den Erzbischof von Buenos Aires zum aktuellen Nachfolger Petri wählte. Kasper hat "eine innere Nähe zu diesem Papst", wie er einmal bekannte. Franziskus habe etwas Prophetisches an sich. Dass dieser bei seinem ersten sonntäglichen Mittagsgebet Kaspers Buch über "Barmherzigkeit" lobte, überraschte den Autor völlig.

(DOMRADIO.DE, kna / Stand 17.06.2019)