Kardinal Kasper hinterfragt Aufgaben des Kardinalskollegiums

Neu nachdenken

Kardinäle wie Julius Döpfner oder Franz König hätten eine neue Epoche der Kirchengeschichte begonnen, sagt Walter Kasper, früher Behördenleiter im Vatikan. Das Kardinalskollegium müsse seine Aufgabe neu definieren, fordert Kasper.

Walter Kasper, emeritierter Kurienkardinal / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Walter Kasper, emeritierter Kurienkardinal / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper hat sich für eine Reform der Aufgaben des Kardinalskollegiums ausgesprochen. Im Zuge der synodalen Veränderung der Kirche und der Dezentralisierung müssten die Kardinäle neu ihren Platz finden, sagte Kasper bei einem Vortrag am Mittwochabend in Salzburg.

Möglich wäre etwa, die altkirchliche Tradition der Provinz- und Plenarkonzilien neu zu beleben, um der Vielfalt an Kulturen und Kulturräumen besser gerecht zu werden. Hier könnte den Kardinälen eine neue Funktion zukommen, so Kasper; als Vorsitzende der Plenarkonzilien in ihrem Bereich und Repräsentanten der Kirchen aus diesem Bereich. So würde sich eine Art Zwei-Kammer-System aus Bischofssynode und Kardinalsrat etablieren.

"Niedergang und Dekadenz"

Kasper referierte im Rahmen des Symposiums "Benediktiner als Kardinäle", das noch bis Freitag in der Salzburger Erzabtei St. Peter stattfindet. Kaspers Eröffnungsvortrag stand unter dem Titel "Kardinäle im Dienst der Kirche und des Papsttums". In seinem Vortrag zeichnete Kasper die wechselhafte Geschichte des Kardinalats nach. 

Die Zuständigkeit der Kardinäle sei immer wieder starken Wandlungen unterworfen gewesen. Wurzelnd in der Liturgie mit dem Papst als Zeichen der Einheit der Kirche, sei ihre Funktion zunehmend politisiert und zum Spielball der mächtigen römischen Familien geworden, führte der 91-Jährige aus. Im Spätmittelalter schließlich seien die Kardinäle "zunehmend in den Niedergang und die Dekadenz Roms hineingezogen worden".

Auf den Ursprung besinnen

In der Neuzeit schließlich seien Kardinäle zunehmend - parallel zu den weiterhin existierenden Fürstbischöfen - zu Kurienbeamten geworden. Die kirchliche Leitungsfunktion wurde zurückgedrängt und erst unter Papst Johannes XXIII. und durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) wieder neu entdeckt, führte Kasper aus. Mit Kardinälen wie Augustin Bea, Julius Döpfner, Giovanni Battista Montini und auch Kardinal Franz König habe in dieser Hinsicht gleichsam eine neue Epoche der Kirchengeschichte begonnen.

Heute sei es daher geboten, so Kasper, sich auf den Ursprung des Kardinalskollegiums zurückzubesinnen: Evangelisierung und Eucharistiefeier in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom. "Beides, die Gemeinschaft im Wort und die Gemeinschaft im Sakrament hat das Zweite Vatikanische Konzil in der Communio-Ekklesiologie als Leitidee vorgegeben."

Kardinalskollegium

Das Kardinalskollegium ist das wichtigste Beratergremium des Papstes. Zudem hat es die Aufgabe, "für die Papstwahl zu sorgen", wie es im Kirchenrecht (Can. 349) heißt. Am Konklave zur Wahl eines neuen Kirchenoberhauptes dürfen nur jene Kardinäle teilnehmen, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.

Der Papst wählt die Kardinäle frei aus. Sie müssen laut Kirchenrecht "wenigstens die Priesterweihe empfangen haben, sich in Glaube, Sitte, Frömmigkeit sowie durch Klugheit in Verwaltungsangelegenheiten auszeichnen; wer noch nicht Bischof ist, muss die Bischofsweihe empfangen".

Auftakt zur Kurienreform: Vollversammlung des Kardinalskollegiums am 12. Februar 2015 / © Cristian Gennari (KNA)
Auftakt zur Kurienreform: Vollversammlung des Kardinalskollegiums am 12. Februar 2015 / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA