Kardinal Adolf Bertram (1859-1945)

Kardinal Adolf Bertram (1859–1945), letzter deutscher Fürsterzbischof von Breslau und von 1919 bis 1945 Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz, ab 1939 "Plenarkonferenz der Bischöfe der Diözesen Großdeutschlands" / © KNA (DBK)
Kardinal Adolf Bertram (1859–1945), letzter deutscher Fürsterzbischof von Breslau und von 1919 bis 1945 Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz, ab 1939 "Plenarkonferenz der Bischöfe der Diözesen Großdeutschlands" / © KNA (Deutsche Bischofskonferenz)

Adolf Johannes Kardinal Bertram (14. März 1859 in Hildesheim - 6. Juli 1945 auf Schloss Johannesberg bei Jauernig) war ein deutscher Theologe, zunächst Bischof von Hildesheim, später Erzbischof von Breslau.

Bertram studierte ab 1877 Katholische Theologie an der Universität Würzburg und der Universität München und trat mit Studienbeginn in den katholischen Studentenverein Unitas-Hetania ein. Am 31. Juli 1881 empfing er in Würzburg die Priesterweihe. Anschließend studierte er Kanonisches Recht in Rom, wo er Mitglied des Anima-Kollegs wurde. 1883 promovierte er in Würzburg zum Doktor der Theologie und 1884 in Rom zum Doktor für Kanonisches Recht (Dr. iur. can.). Im gleichen Jahr trat er in das Hildesheimer Generalvikariat ein und stieg 1905 zum Generalvikar auf.

Nachdem er schon seit 1894 Domkapitular war, wurde er am 26. April 1906 zum Bischof von Hildesheim gewählt. Die Bischofsweihe spendete ihm am 15. August desselben Jahres der Fürstbischof von Breslau Georg Kardinal von Kopp; Mitkonsekratoren waren Hubertus Voß, Bischof von Osnabrück, und Wilhelm Schneider, Bischof von Paderborn. Nach dem Tod Kardinal von Kopps wurde Adolf Bertram am 25. Mai 1914 zum Fürstbischof der großen Diözese (seit 1930 Erzdiözese) Breslau gewählt, die allerdings schon 1922 durch die Angliederung von Ostoberschlesien an das wiedererstandene Polen und die Errichtung der Diözese Kattowitz verkleinert wurde. Im Vorfeld der Volksabstimmung in Oberschlesien verbot Bertram 1920 seinem Klerus jede politische Agitation, womit er sich besonders bei den polnischen Nationalisten - darunter der polnische Salesianerprovinzial und spätere polnische Primas August Hlond - unbeliebt machte. Aufgrund der Verteidigung des Anspruchs der polnisch sprechenden Diözesanen auf muttersprachliche Predigten in Gottesdienst, Beichte und Unterricht wurde er andererseits in späterer Zeit auch von den Nationalsozialisten angegriffen.

Aufgrund der schwierigen politischen Verhältnisse im Ersten Weltkrieg führte ihn Papst Benedikt XV. 1916 zunächst als Kardinal in pectore und gab die Ernennung erst nach Kriegsende am 5. Dezember 1919 bekannt, wobei er ihn am selben Tag als Kardinalpriester mit der Titelkirche Sant’Agnese fuori le mura in das Kardinalskollegium aufnahm. Während dieser Zeit war der Priester Johannes Pinsk als Geheimsekretär Bertrams tätig. Von 1919 bis zu seinem Tode nahm Bertram als Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz eine kirchenpolitisch bedeutende Stellung ein.

Bei Kriegsende 1945 floh er nach Jauernig in den tschechoslowakischen Teil der damaligen Diözese, wo er kurz danach in seiner Sommerresidenz Johannesberg starb und bestattet wurde.

(Quelle: Hildesheimer Geschichten)