Jan Frerichs

Jan Frerichs / © Angela Krumpen  (ak)

"Barfuß und wild" heißt aber auch die franziskanische Lebensschule, die Jan Frerichs in Bingen-Gaulsheim anbietet. Warum "Barfuß und wild"?
 
Barfuß und wild ist eine Haltung
 
Barfuß gehen ist nicht wörtlich gemeint, heißt nicht ohne Schuhe an den Füßen vom Mainzer ZDF anzureisen. "Barfuß unterwegs sein stellt die Frage: wer bin ich?", sagt Jan Frerichs. "Barfuß heißt, die Schutzhaut wegzulassen, zu erfahren, wer ich ohne sie bin. Mich ganz unmittelbar berühren lassen. Als ganze Person."
 
Und warum wild? "Wir zivilisierte Menschen haben keinen Kontakt mit der Wildnis mehr", sagt Jan Frerichs, wir werden nicht mehr existentiell berührt von Wind und Wetter: "Es geht bei der Wildnis auch darum eine zivilisatorische Schicht abzutragen. Dann können wir unsere innere Wildnis erkunden, dann können wir innere Konflikte merken." Und wenn wir das merken, dann könnten wir Grenzen überschreiten, wachsen, sagt Frerichs.
 
Die Natur ist die Lehrerin, die Natur ist die erste Bibel
 
"Im Kern", erklärt Jan Frerichs seine franziskanische Lebensschule, "sind es Auszeiten in der Natur." Diese Auszeiten können ein Nachmittag oder vier Tage und vier Nächte am Stück sein, aber "wir gehen immer mit dem Ziel raus, Gott zu finden."
 
"Es geht nicht um übernatürliche Erfahrungen", erzählt Jan Frerichs, "sondern darum, sich selber kennenzulernen." Moses sei im Dornbusch Gott begegnet - und habe danach seine Aufgabe gekannt. Darum gehe es, "mit der Natur in den Dialog zu gehen und eine Erfahrung machen, die mich ganz berührt und lebendig werden lässt."
 
Ich wusste, dass ich das machen muss
 
Mitte 30 hatte der Theologe Jan Frerichs viel erreicht, war ein erfolgreicher Fernsehjournalist mit Festanstellung beim ZDF. Davon träumen viele. Aber Jan Frerichs war nicht glücklich, wusste, dass etwas fehlte, aber nicht was. So ging er erst in die Natur, wollte in die Wüste Sinai, landete wegen der politischen Unruhen im Nahen Osten, dort, wo er auf keinen Fall hin wollte: im Wald. Jan Frerichs stellte sich im Wald seiner tiefen Angst. Danach wusste er, was er tun musste.
 
Jan Frerichs musste mehr über seinen früh verstorbenen Vater herausfinden. Er reiste nach Brasilien in die Heimat seines Vaters. Fand heraus, dass dieser nicht immer der Diplomat war, als den ihn seine Mutter heiratete. Sondern zuerst Priester. Dann wurde er Familienvater. Und Journalist. "Plötzlich verstand ich, warum ich das alles gemacht hatte", staunt Jan Frerichs heute noch, verstand auf einmal sich und seinen eigenen Weg viel besser.  
 
Franziskus und die franziskanische Spiritualität
 
So viele Wendungen dieser Weg auch machte, ein roter Faden blieb: die franziskanische Spiritualität. Und so erzählt Jan Frerichs in der Sendung von Franziskus, von seinem Lehrer, dem Franziskanerpater Richard Rohr, davon wie er als junger Mann selbst Franziskanerbruder wurde und nach fünf Jahren den ersten Orden verließ. Und schließlich davon, wie er heute im dritten Orden der Franziskaner als Familienvater und Stadteremit in Bingen lebt.
 
Um es mit Franziskus zu sagen: Pax et Bonum!

(Erstausstrahlung: 17.03.2019)