Friedrich Klein

Berliner Pfarrer
 (DR)

Im Jahr 1942 wurde der seit 1935 an der Immanuelkirche in Berlin-Prenzlauer Berg diensthabende Pfarrer Friedrich Heinrich Klein (1905-1944) vom Reichskriegsgericht wegen Verführung eines 19-Jährigen zu "widernatürlicher Unzucht" zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Angewandt wurde dazu der Paragraf 175 Reichsstrafgesetzbuch. Er stellte seit 1872 sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe.

Der 1905 in Homburg (Saar) geborene Klein sympathisierte zunächst mit den Nazis, war seit 1933 Mitglied der NSDAP und zählte zu den "Deutschen Christen". Später änderte sich seine politische Haltung und er hielt für seinen 1939 verhafteten Amtsbruder von der Immanuelgemeinde, Pfarrer Johannes Schwartzkopff, einen Gottesdienst ab. Schwartzkopff zählte zu der oppositionellen "Bekennenden Kirche".

Im Juni 1941 wurde Klein zum Dienst in der Wehrmacht eingezogen. Weil er mehrere Fremdsprachen beherrschte, wurde er beim Abhören des Funk- und Telefonverkehrs der Alliierten eingesetzt. In der S-Bahn lernte er im gleichen Jahr den damals 19-jährigen Unteroffizier Karl-Heinz Scheuermann kennen, mit dem er viel Zeit verbrachte. Im Dezember 1941 wurde er wegen des Verdachts der "widernatürlichen Unzucht" festgenommen.

Beide Männer wurden zunächst vom Feldkriegsgericht wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. Im Herbst 1942 wurden beide Urteile kassiert und Klein vom Reichskriegsgericht zu drei Jahren Haft verurteilt.

Anfang 1943 entfernte seine Landeskirche ihn aus dem Kirchendienst. Die Kirchenleitung teilte ihm mit, er habe damit "den
Anspruch auf sämtliche Dienstbezüge und auf Versorgung, sowie die Befugnis, die Amtsbezeichnung zu führen, und die Rechte des geistlichen Standes verloren".

Klein kam ins Gefängnis Torgau. Im Juli 1944 wurde ihm die Möglichkeit der "Bewährung im Fronteinsatz" eingeräumt. Seit August 1944 gilt er als vermisst. (epd)