Für Christiane Reyer ist der Tod kein abstraktes Thema, sondern ein menschliches Gegenüber. Die vierfache Mutter und Lehrerin ist ehrenamtliche Sterbebegleiterin und begegnet ihm daher regelmäßig. Sie beschreibt gerade die letzten Momente eines Lebens als zutiefst berührend.
Was für viele unvorstellbar oder angsteinflößend klingt, ist für sie ein Geschenk: "Ich empfinde es als große Ehre, wenn ich einen Menschen beim letzten Atemzug begleiten darf", sagt sie gegenüber DOMRADIO.DE.
Reyer engagiert sich im Hospizdienst, seit vielen Jahren an der Seite von Menschen, die sich auf ihren letzten Weg machen. Sie erlebt dort Augenblicke, die sie als "aufregend und zugleich beruhigend" beschreibt.
Wenn die Atmung sich verändert, der Blick sich löst, der Mensch "nicht mehr ganz da ist" – dann weiß sie, dass dieser Übergang naht. "Ich habe das immer so erlebt, dass die letzten Atemzüge von Ruhe und Frieden geprägt waren“, sagt sie. Ein Moment, der für sie jedes Mal tief unter die Haut geht: "Das begleiten zu dürfen, ist wirklich der Wahnsinn."
Obwohl sie mitten im Leben steht – im Beruf, im Familienalltag, im Trubel einer großen Familie – ist die Sterbebegleitung für Reyer kein zusätzlicher Balanceakt, sondern ein Ausgleich. "Das ist meine Zeit", sagt sie. Zeit, in der sie nichts muss, sondern einfach da sein darf. Ein Hobby, das weniger mit Aktivität als mit Präsenz zu tun hat. Und eines, das sie flexibel an ihr Leben anpassen kann.
Vor allem aber schenkt ihr dieses Engagement eine Haltung: Dankbarkeit. "Mir bringt das eine ganz große Dankbarkeit für dieses Leben", sagt Reyer. Die Begegnung mit dem Sterben lässt sie das Gute im eigenen Alltag bewusster sehen.