Zuhören können ist das Wichtigste im Beruf von Annelie Bracke. Sie leitet die Katholische Telefonseelsorge in Köln. "Beim Zuhören bin ich wie ein Instrument und frage mich, inwiefern das, was mir erzählt wird, etwas in mir zum Klingen bringt", sagt die studierte Psychologin und Theologin. Rund 60 mal am Tag klingelt das Telefon bei der Kölner Katholischen Telefonseelsorge. Annelie Bracke und ihre etwa 50 haupt- und ehrenamtlichen Kollegen sind rund um die Uhr kostenfrei erreichbar. Die meisten Anrufer erzählen von schwierigen Lebenssituationen, kleinen und vor allem großen Kümmernissen, von Einsamkeit, Wut, Trauer und Ratlosigkeit.
Geboren wurde Annelie Bracke in Paderborn, wo sie auch aufwuchs. Nach dem Abitur am dortigen Gymnasium St. Michael studierte sie Germanistik und Katholische Theologie auf Lehramt an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Parallel dazu studierte Bracke in Münster und in Zürich Psychologie. Als Diplom-Psychologin arbeitete sie in der Katholischen Beratungsstelle für Eltern Kinder und Jugendliche in Köln wie auch in der Abteilung "Kinder- und Jugendpsychiatrie" des St. Josefs-Hospitals in Bochum. Seit 1992 ist Annelie Bracke in der Katholischen Telefonseelsorge Köln beschäftigt, die sie seit 2000 auch leitet. Darüber hinaus leitet sie auch eine eigene Praxis für Psychologische Psychotherapie.
Wie jeder Mensch kennt Annelie Bracke Leid und Schmerz auch aus ihrem Leben. Sie erzählt von einer schweren Krankheit und wie diese ihr Leben verändert hat. "Ich hatte viel Angst und es war oft schwer. In dieser Zeit ist aber auch Vertrauen gewachsen: mein Vertrauen in Gott, in das Leben und in mich selbst." Zur Seelsorge am Telefon ist Annelie Bracke schon zu Studienzeiten während eines Auslandsjahres in Zürich gekommen. Dort hat sie bei der Schweizer Telefonseelsorge, der "Dargebotenen Hand", gearbeitet und auch das mediterrane Leben der größten Schweizer Stadt sehr genossen. Dass sie einmal Leiterin der Katholischen Telefonseelsorge in Köln sein würde, hat sie damals natürlich noch nicht gedacht. "Aber schon als Kind war ich bei den Theaterstücken, die wir Mädchen und Jungen in unserer Straße aufgeführt haben, besonders gern die Regiesseurin. Ich bin gerne Netzwerkerin und Brückenbauerin."