Bätzing sieht in Zusammenleben in Bethlehem Vorbild für die Welt

Religionen trennen nicht

Mit einem Besuch im Felsendom, der Geburtskirche und dem Austausch mit Palästinensern hat Bischof Georg Bätzing seinen Heiliglandbesuch fortgesetzt. Er machte sich für eine Zwei-Staaten-Lösung stark und richtete sich an die Jugend.

Bischof Georg Bätzing und Maher Nicola Canawati, Bürgermeister von Bethlehem / © Andrea Krogmann (KNA)
Bischof Georg Bätzing und Maher Nicola Canawati, Bürgermeister von Bethlehem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Frieden im Heiligen Land wird es laut dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, erst geben, wenn Israelis und Palästinenser in Freiheit in eigenständigen Staaten leben können. "Alles andere hat keine Zukunft", sagte der Limburger Bischof bei einem Besuch am Montag im palästinensischen Flüchtlingslager Deheische in Bethlehem. Deshalb unterstütze die Kirche in Deutschland immer noch die Zwei-Staaten-Lösung.

24.12.2024: Die Sonne geht über den Häusern auf einem Hügel der Stadt Bethlehem im Westjordanland am Heiligabend auf. Foto: Matias Delacroix/AP / © Matias Delacroix/AP (dpa)
24.12.2024: Die Sonne geht über den Häusern auf einem Hügel der Stadt Bethlehem im Westjordanland am Heiligabend auf. Foto: Matias Delacroix/AP / © Matias Delacroix/AP ( dpa )

"Bethlehem ist der Geburtsort Jesu. Hier sollen die Menschen frei leben können", so Bätzing, der insbesondere die palästinensische Jugend dazu aufrief, die Hoffnung nicht aufzugeben. Er sei sehr bewegt vom Mut der Menschen, ihr Leben trotz aller Schwierigkeiten in die Hand zu nehmen und Verantwortung füreinander zu tragen.

Als "Vorbild für die arabischen Länder und die ganze Welt" bezeichnete Bätzing das Zusammenleben von palästinensischen Christen und Muslimen. Das geschwisterliche Zusammenleben und die gegenseitige Unterstützung der Religionen sei ein zukunftsweisender Vorzug des palästinensischen Volkes.

Jugend wünscht sich Frieden

Bei dem Treffen, an dem unter anderem auch der Bürgermeister von Bethlehem, Maher Nicola Canawati, der Gouverneur von Bethlehem, Abu Khalil Lahham, sowie der Mufti der Stadt, Scheich Abd al-Majid Amerna, teilnahmen, erzählten Kinder und Jugendliche dem Bischof von ihrer Lebenssituation. "Wir freuen uns zusammen und sind zusammen traurig, die Religionen trennen uns nicht", sagte ein Jugendlicher auf Deutsch. Die jungen Palästinenser seien gegen Streit und wünschten sich Frieden, der auf Gerechtigkeit und Wahrheit beruhen müsse.

Die Jugendlichen baten Bätzing, die Stimme der palästinensischen Jugend nach draußen zu tragen und hörbar zu machen. Die Jungen seien nicht nur die Zukunft des palästinensischen Volkes, sondern der Welt, so Bätzing. "Ihr wisst, dass die Welt besser werden kann. Sie muss es werden, und euch dazu den Weg zu ebnen, sind wir Erwachsenen euch schuldig."

Umfangreiches Besuchsprogramm

Zuvor hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Bürgermeister Canawati getroffen, die Geburtskirche und die benachbarte Katharinenkirche besucht sowie das Kinder- und Waisenhaus "Creche" in Bethlehem, das vom französischen Schwesternorden der "Töchter der Barmherzigkeit des heiligen Vinzenz von Paul" geleitet wird.

Bischof Georg Bätzing bei seinem Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem / © Andrea Krogmann (KNA)
Bischof Georg Bätzing bei seinem Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Am Vormittag hatte er zudem in Jerusalem den Haram al-Scharif (Tempelberg) mit dem Felsendom besucht sowie Scheich Azzam Katib von der zuständigen islamischen Wakf-Behörde getroffen. Auf Bätzings viertägigem Programm stehen ferner Treffen mit deutschen Spitzendiplomaten und ranghohen Kirchenvertretern, mit Vertretern des Islam, lokaler zivilgesellschaftlicher Organisationen sowie politischer Stiftungen.

Er suche das Gespräch mit Israelis und Palästinensern, um mehr über die aktuelle Situation, die Hoffnungen, Ängste und Friedensperspektiven zu erfahren, die nach dem Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 und mehr als zwei Jahren Krieg im Gazastreifen "in weite Ferne" gerückt seien, so Bätzing vor seiner Reise. Die Freilassung der überlebenden Geiseln aus dem Gazastreifen, die zumindest offiziell bestehende Waffenruhe sowie internationale Friedensbemühungen seien Schritte in die richtige Richtung. Jedoch könne von Frieden "noch lange keine Rede" sein.

Die Stadt Bethlehem

Das rund zehn Kilometer südlich von Jerusalem gelegene Bethlehem ist seit 1996 Teil der autonomen Palästinensergebiete. Die knapp 30.000 Einwohner zählende Stadt ist laut den biblischen Berichten der Geburtsort Jesu. Im Zusammenhang mit der Volkszählung unter dem römischen Kaiser Augustus heißt es beim Evangelisten Lukas: "Auch Josef machte sich auf den Weg. Von Nazareth in Galiläa ging er nach Bethlehem, das in Judäa liegt. Das ist der Ort, aus dem König David stammt."

Bethlehem (epd)
Bethlehem / ( epd )
Quelle:
KNA