Frieden im Heiligen Land wird es laut dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, erst geben, wenn Israelis und Palästinenser in Freiheit in eigenständigen Staaten leben können. "Alles andere hat keine Zukunft", sagte der Limburger Bischof bei einem Besuch am Montag im palästinensischen Flüchtlingslager Deheische in Bethlehem. Deshalb unterstütze die Kirche in Deutschland immer noch die Zwei-Staaten-Lösung.
"Bethlehem ist der Geburtsort Jesu. Hier sollen die Menschen frei leben können", so Bätzing, der insbesondere die palästinensische Jugend dazu aufrief, die Hoffnung nicht aufzugeben. Er sei sehr bewegt vom Mut der Menschen, ihr Leben trotz aller Schwierigkeiten in die Hand zu nehmen und Verantwortung füreinander zu tragen.
Als "Vorbild für die arabischen Länder und die ganze Welt" bezeichnete Bätzing das Zusammenleben von palästinensischen Christen und Muslimen. Das geschwisterliche Zusammenleben und die gegenseitige Unterstützung der Religionen sei ein zukunftsweisender Vorzug des palästinensischen Volkes.
Jugend wünscht sich Frieden
Bei dem Treffen, an dem unter anderem auch der Bürgermeister von Bethlehem, Maher Nicola Canawati, der Gouverneur von Bethlehem, Abu Khalil Lahham, sowie der Mufti der Stadt, Scheich Abd al-Majid Amerna, teilnahmen, erzählten Kinder und Jugendliche dem Bischof von ihrer Lebenssituation. "Wir freuen uns zusammen und sind zusammen traurig, die Religionen trennen uns nicht", sagte ein Jugendlicher auf Deutsch. Die jungen Palästinenser seien gegen Streit und wünschten sich Frieden, der auf Gerechtigkeit und Wahrheit beruhen müsse.
Die Jugendlichen baten Bätzing, die Stimme der palästinensischen Jugend nach draußen zu tragen und hörbar zu machen. Die Jungen seien nicht nur die Zukunft des palästinensischen Volkes, sondern der Welt, so Bätzing. "Ihr wisst, dass die Welt besser werden kann. Sie muss es werden, und euch dazu den Weg zu ebnen, sind wir Erwachsenen euch schuldig."
Umfangreiches Besuchsprogramm
Zuvor hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Bürgermeister Canawati getroffen, die Geburtskirche und die benachbarte Katharinenkirche besucht sowie das Kinder- und Waisenhaus "Creche" in Bethlehem, das vom französischen Schwesternorden der "Töchter der Barmherzigkeit des heiligen Vinzenz von Paul" geleitet wird.
Am Vormittag hatte er zudem in Jerusalem den Haram al-Scharif (Tempelberg) mit dem Felsendom besucht sowie Scheich Azzam Katib von der zuständigen islamischen Wakf-Behörde getroffen. Auf Bätzings viertägigem Programm stehen ferner Treffen mit deutschen Spitzendiplomaten und ranghohen Kirchenvertretern, mit Vertretern des Islam, lokaler zivilgesellschaftlicher Organisationen sowie politischer Stiftungen.
Er suche das Gespräch mit Israelis und Palästinensern, um mehr über die aktuelle Situation, die Hoffnungen, Ängste und Friedensperspektiven zu erfahren, die nach dem Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 und mehr als zwei Jahren Krieg im Gazastreifen "in weite Ferne" gerückt seien, so Bätzing vor seiner Reise. Die Freilassung der überlebenden Geiseln aus dem Gazastreifen, die zumindest offiziell bestehende Waffenruhe sowie internationale Friedensbemühungen seien Schritte in die richtige Richtung. Jedoch könne von Frieden "noch lange keine Rede" sein.