Theologe Kossen kritisiert Abschottung durch "Migrationswende"

"Sinnlos wie unmenschlich"

Die Bundesregierung wertet die gesunkenen Zahlen von Asylanträgen als Erfolg ihrer Migrationspolitik. Der katholische Sozialpfarrer Kossen betont jedoch, dass die Ursachen für Migration nicht verschwunden seien.

Flüchtlingsfamilie geht durch die zu einer Massenunterkunft umfunktionierten Messehalle in Frankfurt / © Boris Roessler (dpa)
Flüchtlingsfamilie geht durch die zu einer Massenunterkunft umfunktionierten Messehalle in Frankfurt / © Boris Roessler ( dpa )

Der Sozialpfarrer Peter Kossen hat die Migrationspolitik der Bundesregierung scharf kritisiert. 

Pfarrer Peter Kossen / © Lars Berg (KNA)
Pfarrer Peter Kossen / © Lars Berg ( KNA )

Eine Politik der Abschottung und Ausgrenzung sei "ebenso sinnlos wie unmenschlich", erklärte Kossen am Montag in Lengerich. Wenn die Bundesregierung von einer "erfolgreichen Migrationswende" spreche, meine sie die gesunkene Zahl von Asylanträgen in Deutschland. 

Kein "Ende der riesigen Fluchtbewegungen weltweit" 

Es gebe jedoch weder ein "Ende der riesigen Fluchtbewegungen weltweit" noch eine Beseitigung der gravierendsten Fluchtursachen wie Klimawandel und die damit einhergehende Umweltzerstörung.

Es werde in Deutschland "in höchst fragwürdiger Weise über Migrantinnen und Migranten diskutiert", sagte Kossen weiter. Es werde der Eindruck erweckt, als seien sie zu viele und insgesamt unterschiedslos eine Überforderung. 

Es werde so getan, als sei die Einwanderung von vielen Menschen in Deutschland ein großer historischer Irrtum gewesen. Es gehe jedoch nicht darum, ob man Migration wolle, sondern darum, ob man sie gestalten wolle, sagte der Theologe. Die kollektive Diskriminierung von Migranten setze den inneren Frieden aufs Spiel. 

Migration als Chance für alternde Gesellschaft

Migration sei nicht in erster Linie ein Problem, sondern demografisch "die einzige Chance, die wir in Deutschland haben, nicht völlig zu vergreisen", erklärte der Sozialpfarrer angesichts einer älter werdenden Gesellschaft. 

Damit Migration zum Nutzen aller gelingen könne, brauche es ein Engagement der aufnehmenden Gesellschaft mit flächendeckenden Sprachkursen, Bildungschancen, Arbeit jenseits von Ausbeutung sowie politische Teilhabe. 

"Das wird und darf unserem Land etwas kosten!", erklärte der Vorsitzende des Vereins "Aktion Würde und Gerechtigkeit", der Arbeitsmigranten kostenlose Rechtsberatung und Sprachkurse anbietet.

Quelle:
epd