Theologische Betrachtung zu Weihnachten

Sehnsucht nach Frieden

"Friede sei mit euch allen." Das waren die ersten Worte von Robert Prevost im Mai dieses Jahres nach seiner Wahl zum Papst. Diese Weihnachtsbotschaft ist im Jahr 2025 und auch mit Blick auf das kommende Jahr hochaktuell.

Autor/in:
Fabian Brand
Symbolbild Krippenfiguren / © jan j. photography (shutterstock)
Symbolbild Krippenfiguren / © jan j. photography ( shutterstock )

Gebannt schauten zahlreichen Menschen auf der ganzen Welt im vergangenen Mai auf einen provisorischen Schornstein. Auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle war er errichtet worden, um mitzuteilen, ob ein neuer Papst gewählt ist. Und dann war es am Abend des 8. Mai auch so weit, als der weiße Rauch aufstieg. 

Der neue Papst Leo XIV. steht bei seiner Amtseinführung auf dem Petersplatz. / © Michael Kappeler (dpa)
Der neue Papst Leo XIV. steht bei seiner Amtseinführung auf dem Petersplatz. / © Michael Kappeler ( dpa )

Kurz darauf trat der neue Papst Leo XIV. im strahlend weißen Papstgewand auf den Balkon der Petersbasilika. Dort sprach er dann die ersten Worte zu den gespannten Gläubigen: "Der Friede sei mit euch allen".

Gespannt schauen auch die Hirten auf den Feldern von Bethlehem, wer ihnen da in einem strahlend weißen Gewand erscheint. Es ist nicht der neue Papst, sondern es ist ein Engel. Ein Bote Gottes, der vom Himmel herabkommt, um den Menschen eine gute Nachricht, eine Frohe Botschaft zu verkünden. 

Und was der Engel den Hirten zu sagen hat, das hat es in sich: Friede den Menschen auf Erden, denn heute ist euch der Heiland geboren. Das sind die Worte, die die Hirten zu hören bekommen und die sie in Staunen versetzen. Denn damit haben sie mitten in tiefster Nacht nicht gerechnet.

Krieg und Gewalt rücken näher heran

Friede den Menschen auf Erden: Vielleicht sind es gerade diese Worte, nach denen wir uns an diesem Weihnachtsfest 2025 so ganz besonders sehnen. Denn die Welt um uns herum sieht doch alles andere als friedvoll aus. 

Auch in diesem Jahr wurden wir wieder von Gewalt, Krieg und Terror begleitet. Der Krieg in der Ukraine hält auch an diesem Weihnachten noch an. Die schrecklichen Bilder aus Israel und Gaza sind auch heute noch in unseren Köpfen und Herzen präsent. Drohnen, die über Flughäfen auftauchen und uns die Verletzlichkeit unserer Sicherheit vor Augen stellen. 

In diesem Zusammenhang wurde immer wieder davon gesprochen, dass wir kriegstüchtig - im Sinne der Verteidigung - werden müssen. Dass wir uns darauf einstellen müssen, dass Krieg und Gewalt zukünftig noch näher an uns heranrücken werden.

Weihnachten als Fest des Friedens

Weihnachten ist das Fest des Friedens. Das jedenfalls betonen wir immer wieder. Und ja, wir sehnen uns nach Frieden. Gebannt schauen wir darauf, dass auch zu uns einer kommt, der uns zuruft: Friede den Menschen auf Erden! 

Nein, die Engel auf den Feldern von Bethlehem haben nicht vom Krieg gesprochen, nicht von Kriegstüchtigkeit und Aufrüstung. Sie haben den Frieden verkündet und damit den Hirten aus dem Herzen gesprochen. Denn Friede, das war auch ihre Sehnsucht, nach der sie sich ausstreckten. 

Ein Leben, fernab von Gewalt und Krieg, das war auch die Hoffnung der Menschen vor über 2000 Jahren. An Weihnachten hat sie sich erfüllt. Denn an Weihnachten ist er Mensch geworden, den der Prophet Jesaja als "Fürst des Friedens" bezeichnet. 

An Weihnachten kommt er in unsere Welt, dessen Frieden wir heute noch in jedem Gottesdienst weitergeben. "Der Friede sei mit euch allen": Diese ersten Worte des neuen Papstes hallen in unserer Welt Tag für Tag immer wieder.

Vorurteile abbauen und einander mit Liebe begegnen

In dieser Heiligen Nacht hören wir wieder die Botschaft vom Frieden. In diesem Jahr zünden wir wieder das Friedenslicht an, das uns Pfadfinder aus Bethlehem bringen. Auch heuer sprechen wir vom "Fest des Friedens". 

Aussendungsfeier Friedenslicht 2025 / © Beatrice Tomasetti (DR)
Aussendungsfeier Friedenslicht 2025 / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Doch Friede ist kein Selbstläufer, auch an diesem Weihnachten 2025 nicht. Aber wir können zu Boten des Friedens werden, indem wir anfangen, diesen weihnachtlichen Frieden weiterzutragen. Indem wir einander die Hand reichen, Versöhnung einüben und Schritte auf den anderen zugehen. 

Indem wir anderen Menschen mit Liebe begegnen, Vorurteile abbauen und miteinander diese Welt gestalten. Es gibt so viele Möglichkeiten, den Frieden schon im Kleinen beginnen zu lassen. Friedlich zu leben und friedvoll zu sprechen und zu handeln. 

Denn vielleicht ist es doch das, wonach wir uns wirklich sehnen: Dass wir mehr vom Frieden sprechen als vom Krieg, dass wir mehr Bilder der Versöhnung sehen.

Wir feiern Weihnachten im Heiligen Jahr der Hoffnung. Es ist unsere Hoffnung, dass wir die Erfahrung der Hirten auf den Feldern von Bethlehem teilen dürfen. Die Erfahrung, dass auch wir an diesem Weihnachtsfest Menschen begegnen, die uns zurufen: Friede den Menschen auf Erden. Darauf warten wir an diesen Tagen gebannt.

Weihnachten

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wann genau vor etwa 2.000 Jahren Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Feier des 25. Dezember als Geburtsfest Jesu ist erstmals für das Jahr 336 in Rom bezeugt.

Weihnachten heißt so viel wie heilige, geweihte Nächte. Die Geburt Jesu bedeutet nach christlichem Verständnis die Menschwerdung Gottes; in Jesus hat sich Gott den Menschen mitgeteilt, sich in ihre Geschichte hinein begeben, sich ihrer erbarmt und ihnen Heil geschenkt. Deshalb gilt Weihnachten als Fest der Liebe.

Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod (dpa)
Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod ( dpa )
Quelle:
KNA