DOMRADIO.DE: Sie leiten am Freitag den Domchor, den Knabenchor des Kölner Domes, beim Konzert. DOMRADIO.DE überträgt live in Ton und Bild ab 20 Uhr. Wie groß ist denn bei Ihnen die Vorfreude auf das Konzert?
Alexander Niehues (Leiter Kölner Dommusik und Domkapellmeister): Die ist natürlich sehr groß. Der Dom wird ganz gefüllt sein, wir werden großartige Musik machen. Es gibt also viele Gründe, sich richtig darauf zu freuen.
DOMRADIO.DE: Zusammen mit Oliver Sperling und dem Mädchenchor am Kölner Dom gestalten Sie, wie gesagt, das Konzert am Freitag ab 20 Uhr. Wie besonders ist es denn für Sie, dass Ihr erstes Konzert als neuer Domkapellmeister direkt das traditionsreiche Konzert “Die Domchöre singen, zum Advent” ist?
Niehues: Das ist etwas ganz Besonderes. Und es ist besonders schön. Gibt es denn schönere Musik als die im Advent oder zu Weihnachten?
DOMRADIO.DE: Und auf was für Musik können sich denn die Zuhörerinnen und Zuhörer freuen?
Niehues: Es gibt ein sehr vielfältiges Programm: Wir haben selbstverständlich “Klassiker” dabei wie “Macht hoch die Tür”, “Maria durch ein Dornwald ging”, “Komm, du Heiland aller Welt”, “In dulci jubilo” oder auch “Es ist ein Ros’ entsprungen”. Es wird aber auch Chormusik aus Frankreich zu hören sein, nämlich von Gabriel Fauré “Cantique de Jean Racine“ und wir singen den Gospel “Go Tell It On The Mountain”.
Und natürlich darf eine Komposition von meinem sehr geschätzten Kollegen Oliver Sperling nicht fehlen: “Ein Schweigen hat die Welt erfüllt”. Freuen können sich die Zuhörerinnen und Zuhörer auch auf “Carol of the Bells”. Es ist also für jede und jeden etwas dabei.
DOMRADIO.DE: Die Weihnachts- und Adventszeit ist eine stressige Zeit, die Domchöre sind im Dauereinsatz. Wie bereiten Sie Ihren Chor auf dieses Konzert vor?
Niehues: Wir proben fleißig, stärken die Stimmen durch gezielte Übungen und wir lernen die Chorliteratur. Denn es geht ja auch darum, diese Stücke möglichst auswendig zu können. So heißt es auch im Advent: intensives Proben, Auswendiglernen, Kondition und Disziplin. Also alles, was zu einer guten Chorarbeit gehört. Die Freude an der Musik darf natürlich dabei nie auf der Strecke bleiben.
DOMRADIO.DE: Seit dem 1. September sind Sie der neue Domkapellmeister am Kölner Dom. Mal ganz offen gesprochen: Wie fühlen Sie sich denn jetzt nach dreieinhalb Monaten im Amt?
Niehues: Auf der einen Seite fühle ich mich immer noch reich beschenkt. Die Tage dachte ich, dass das schönste Geschenk, das ich in diesem Jahr bekommen habe, die neuen Chöre mit den vielen Menschen sind, mit denen ich nun arbeiten darf.
Jetzt, nach drei Monaten ohne Pause, wird mir so langsam klar, was diese besondere Aufgabe alles von mir abverlangt. Klar, dass das auf der anderen Seite nicht spurlos an mir vorübergeht. Umso wichtiger ist, dass ich hin und wieder auch ein bisschen Entspannung einplane. Aber letzten Endes überwiegen der Respekt vor und die Freude über diese tolle Aufgabe.
DOMRADIO.DE: Der Domchor tritt sehr oft auf, auch Ihr zweiter Chor, das Vokalensemble Kölner Dom, singt ebenfalls häufig im Dom. Am Freitag singen der Domchor und der Mädchenchor von der Vierung aus, das ist vor dem zentralen Altar in der Mitte des Domes. Haben Sie sich eigentlich an den Dom und seine spezielle Akustik als Chorleiter schon gewöhnt?
Niehues: Ich würde sagen: Ja! Zum einen, weil das Singen auf dem Chorpodest (im südlichen Seitenschiff des Domes, d. Red.) für alle Beteiligten angenehm ist. Man hört sich dort sehr gut und die Größe des Domes spielt dort nicht so eine große Rolle.
Zum anderen singen wir auch vor dem Dreikönigenschrein oder im Binnenchor im östlichen Bereich des Domes. Dort lässt es sich auch sehr gut musizieren. Durch meine Erfahrungen am Freiburger Münster und am Mainzer Dom komme ich an sich mit großen Räumen sehr gut klar. Auf Freitag bin ich aber gespannt, wenn ich zum ersten Mal vor dem Chor am Vierungsalter stehen werde. Aber egal von welchem Ort im Dom man singt, ich bin immer wieder beeindruckt von dem tollen Effekt, wenn ein Schlussakkord verklingt und man die Dimension des Doms im Nachhall hören und erleben kann.
DOMRADIO.DE: Nach dem Adventskonzert ist vor dem Weihnachtsfest. Vor allem die Christmette ist immer ein sehr gut besuchter Gottesdienst im Kölner Dom. Wie gespannt sind Sie denn auf die Weihnachtstage am Kölner Dom?
Niehues: Ich freue mich darauf. Das Team der Dommusik ist ja bestens eingespielt, so dass ich mich da einklinken kann. Die eine oder andere Idee habe ich selbstverständlich schon eingebracht, aber letztlich muss man es einfach mal erleben. So freue ich mich auf Weihnachten im Dom. Denn was gibt es Schöneres als eine festliche Liturgie mit großer Gemeinde und weihnachtlicher Musik?
Das Interview führte Mathias Peter.