Nach einem spektakulären Entführungsfall in Nigeria mit Hunderten verschleppten Kindern und Lehrern sind nun offenbar Dutzende weitere Betroffene wieder frei. Dies bestätigte der zuständige katholische Bischof Bulus Dauwa Yohanna am Montag dem Hilfswerk missio Aachen. Demnach stehen 100 Kinder aus der Schule St. Mary seiner Diözese Kontagora unmittelbar vor der Rückkehr zu ihren Familien.
"Die Kinder sind nicht mehr bei den Entführern. Ihren genauen Aufenthaltsort kennen wir aktuell nicht. Sie werden von Regierungsbehörden betreut und sollen jetzt in Gruppen zu ihren Familien zurückkehren. Dies will die Regierung organisieren", so der Bischof in einem Telefonat.
Noch 165 Personen in der Hand der Entführer
Die Schule St. Mary im Bundesstaat Niger war am 21. November von Unbekannten überfallen worden. Mehr als 300 Kinder und Lehrkräfte wurden entführt. Einige Dutzend konnten rasch entkommen. 100 weitere kamen nun frei. Rund 165 Verschleppte befinden sich den Angaben zufolge noch in der Hand der Entführer.
Der Bischof von Kontagora zeigte sich zuversichtlich, dass die Verhandlungen der Regierung bald zu weiteren Freilassungen führen.
Dies sei nicht zuletzt der medialen Aufmerksamkeit und dem Druck durch die internationale Gemeinschaft zu verdanken. Ob Lösegeld gezahlt werde, könne er nicht sagen, so der Geistliche. Er gab zu bedenken, dass die meisten betroffenen Kinder aus armen Familien stammten: "Sie haben manchmal nicht genug zu essen. Die Entführer können von diesen Familien unmöglich Lösegeld fordern und bekommen."
Hilfswerk startet Aktion für Christen in Nigeria
Das katholische Hilfswerk missio Aachen fordert unterdessen anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte am Mittwoch mehr Schutz für Christinnen und Christen in Nigeria. "Ein sicheres Weihnachtsfest muss in Nigeria höchste politische Priorität haben", erklärte der Präsident des Hilfswerks, Dirk Bingener, am Montag. "Die Menschen in Nigeria brauchen jetzt ein sichtbares Zeichen internationaler Solidarität."
Dazu soll die missio-Aktion "Sichere Weihnachten für Nigerias Christen" beitragen: Teilnehmende können bis zum 27. Dezember auf der Internetseite des Hilfswerks eine vorbereitete E-Mail an Nigerias Präsidenten Bola Tinubu mit entsprechenden Forderungen senden.
"Angesichts der angespannten Sicherheitslage im Land bitten wir den Präsidenten, Maßnahmen zu ergreifen, damit die Christen in Nigeria ohne Angst vor Entführungen oder Angriffen Weihnachten feiern können", so Bingener. Weihnachtsgottesdienste in Nigeria seien in der Vergangenheit mehrmals Ziel von Anschlägen gewesen. Auch der aktuelle Entführungsfall zeige, wie schwierig die Lage sei.