Gegenüber dem katholischen Hilfswerk missio Aachen berichtete der Bischof des Bistums Kontagora in Nigeria, der Angriff am 21. November auf die Schule und das Internat St. Mary, das auf dem Gelände eines Frauenordens in Papiri im Bundesstaat Niger liegt, habe ursprünglich den Ordensschwestern gegolten. Die Täter hätten jedoch sich kurzfristig umentschieden und 303 Jungen und Mädchen sowie zwölf Lehrkräfte in der Hoffnung auf Lösegeld entführt.
265 Kinder seien noch in Gefangenschaft, nachdem 50 Schüler entkommen konnten. "Keiner der zwölf Lehrkräfte wurde bisher freigelassen. Wir haben keinen direkten Kontakt zu den Entführern und konnten noch keine Kommunikation aufbauen", erklärte der Bischof gegenüber missio Aachen.
Es gab keine Sicherheitswarnungen der Behörden
Er weist mit neuen Hintergründen Vorwürfe der Behörden zurück, die Schule habe Sicherheitswarnungen vor der Massenentführung ignoriert. "Es gab keine offiziellen Warnungen. Weder der Bildungssekretär der Diözese noch die Schulleitung haben entsprechende Mitteilungen erhalten, wie sie mir persönlich bestätigten", betonte er im missio-Gespräch.
"Hätten wir konkrete Warnungen erhalten, hätten wir sofort reagiert. Bei früheren Gerüchten über Überfälle schlossen wir die Schule, um die Sicherheitslage neu zu bewerten, bevor wir den Unterricht fortsetzten", erläuterte Dauwa Yohanna. Bereits
2022 verstärkten Diözese und Schule nach einem weiteren konkreten Entführungsgerücht die Sicherheitsmaßnahmen durch den Bau einer Umfriedungsmauer und zusätzliches Sicherheitspersonal. "All das geschah aus eigener Initiative", so der Bischof.
Nigeria braucht konsequente strafrechtliche Verfolgung der Täter
Im missio-Gespräch warnt er davor, durch "polarisierende und eskalierende Aussagen" die gesellschaftliche Stimmung in seiner Heimat anzuheizen. "Seit Jahren bemühen wir uns, Vertrauen zu den Behörden und unseren nichtchristlichen Nachbarn aufzubauen. Dieses fragile Verhältnis dürfen wir nicht gefährden", mahnte er.
"Was uns wirklich helfen würde, wären verlässliche Geheimdienstinformationen, die Identifizierung extremistischer Gruppen und eine konsequente strafrechtliche Verfolgung der Täter", so Dauwa Yohanna im missio-Gespräch mit Blick auf die politische Führung Nigerias. Sie sei verantwortlich, die Sicherheit aller Menschen in seiner Heimat zu gewährleisten.
Gleichzeitig sei es notwendig, dass Christen im mehrheitlich muslimischen Bundesstaat Niger nicht weiter "stiller Diskriminierung" beispielsweise beim Erwerb von Land für kirchliche Gebäude ausgesetzt sind. "Solche strukturellen Benachteiligungen müssen abgebaut werden, damit christliche Gemeinschaften frei und sicher leben können", forderte der Bischof gegenüber missio Aachen.
Das Gespräch mit Bischof Bulus Yohana führte missio-Volontärin Nataliia Datskevych.