Synoden-Sprecher sieht Papst Leo XIV. auf neuem sprachlichen Weg

"Theologie der entwaffnenden Sprache"

Das sind ganz neue Töne aus Rom. Der Papst sieht Worte als Quelle von Frieden oder Spaltung. Welche ganz konkreten Folgen soll seine "Theologie der entwaffnenden Sprache" auch für digitale Plattformen haben?

Papst Leo XIV. bei seiner Ankunft zu einem Gottesdienst in der Volkswagen Arena in Istanbul (Türkei) am 29. November 2025 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. bei seiner Ankunft zu einem Gottesdienst in der Volkswagen Arena in Istanbul (Türkei) am 29. November 2025 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Papst Leo XIV. stellt seit Beginn seines Pontifikats den Einsatz für Frieden ins Zentrum seines Wirkens und verknüpft dieses Anliegen nach Einschätzung des Synoden-Kommunikationsverantwortlichen Thierry Bonaventura konsequent mit einer neuen "Theologie der entwaffnenden Sprache". 

In einem aktuellen Beitrag im Blog "Healing of Wounded Memories" der Stiftung "Pro Oriente" beschreibt Bonaventura den Ansatz des Papstes als ganzheitliche Antwort auf sprachliche Aggression, Polarisierung und digitale Gewalt.

Papst Leo XIV. spricht beim Adventskonzert "Konzert mit den Armen", am 6. Dezember 2025 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. spricht beim Adventskonzert "Konzert mit den Armen", am 6. Dezember 2025 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Bereits kurz nach seiner Wahl im Mai 2025 habe Leo XIV. einen ersten Schwerpunkt gesetzt, als er angesichts eines "Krieges der Worte" zu einem "unbewaffneten und entwaffnenden Frieden" aufrief. Gegenüber Medienvertretern formulierte er später den Leitgedanken seines Ansatzes: "Lasst uns die Worte entwaffnen - und wir helfen damit, die Welt zu entwaffnen." Worte könnten verletzen und töten, betonte der Papst, nicht nur Waffen.

Wie Bonaventura darlegt, entwickelte Leo XIV. sein Konzept in drei Phasen: einer anfänglichen theologischen Grundlegung im Frühjahr, einer anschließenden Fokussierung auf Herausforderungen und Gefahren der digitalen Kommunikation sowie einer systematischen Ausarbeitung im Apostolischen Schreiben "Neue Landkarten der Hoffnung entwerfen", das Ende Oktober veröffentlicht wurde. Darin ordne der Papst seine "entwaffnende Sprache" in einen umfassenden bildungstheoretischen Rahmen ein.

"Fügsame Sanftmut" gegen aggressiven Tonfall

Zugleich geht es Leo XIV. laut Bonaventura ausdrücklich nicht um theoretische Abhandlungen. Der Papst fordert Bildungseinrichtungen, Medien und digitale Plattformen dazu auf, Sprachmuster und Kommunikationsstile kritisch zu prüfen. Dem aggressiven Tonfall sozialer Medien stelle er eine Haltung "fügsamer Sanftmut" entgegen.

Wahre Stärke liege nicht in verbaler Dominanz, sondern in "der Verletzbarkeit des Zuhörens und dem Mut, die Wahrheit auszusprechen".

Leo XIV. setze bewusst auf eine pragmatische und verständliche Sprache, die ohne komplizierten theologischen Jargon auskomme, so Bonaventura. Die von ihm propagierte "Entwaffnung der Sprache" könne so zu einem breiteren gesellschaftlichen Kulturwandel beitragen.

Papst Leo XIV. spricht am Grab des heiligen Charbel Makhlouf am 1. Dezember 2025 im Kloster Sankt Maroun in Annaya (Libanon). / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. spricht am Grab des heiligen Charbel Makhlouf am 1. Dezember 2025 im Kloster Sankt Maroun in Annaya (Libanon). / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Friedvolle Kommunikation entspringe einem friedvollen Herzen, schreibt Bonaventura, und authentische Worte einem authentischen Leben; eine Veränderung der Sprache gehe stets mit einer Veränderung des Sprechenden einher.

Bonaventura gehörte zu den Referenten der jüngsten Pro-Oriente-Konferenz "Healing Wounded Memories: The Responsibility of Churches to Heal", die Mitte November in Wien mit 70 Teilnehmenden aus 25 Ländern stattfand. Er sprach dort im Rahmen einer Session zum Thema "Hate Speech and the Need to Disarm the Language".

Robert Francis Prevost (Papst Leo XIV.)

hier geht es zur Themenseite

Robert Francis Prevost gilt als ein Kardinal der Mitte. Obwohl US-Amerikaner ist der Ordensmann in Rom, der Kurie und der Weltkirche zu Hause. Zuletzt leitete der 69-Jährige die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. In dieser Funktion war Prevost in den vergangenen zwei Jahren zuständig für einen Großteil der Bischofsernennungen weltweit.

Papst Leo XIV / ©  Andrew Medichini/AP (dpa)
Papst Leo XIV / © Andrew Medichini/AP ( dpa )
Quelle:
KNA