DOMRADIO.DE: Mit dem Ihr möchten wir Distanzen abbauen und mehr Nähe im Radio schaffen. Was könnten weitere Vorteile dieser persönlicheren Ansprache sein?
Linda Kaiser (Knigge-Expertin): Mit dem Du oder dem Ihr begegnen wir uns auf Augenhöhe und treffen uns in einem Raum von Gleichgesinnten. Das Du ist immer eine Vereinbarung, die wir treffen, wenn wir jemanden mögen und uns sympathisch sind.
DOMRADIO.DE: Wir mögen unsere Hörerinnen und Hörer. Auf der einen Seite stehen also die Moderatorinnen und Moderatoren, auf der anderen unsere Hörerinnen und Hörer. Schaffen wir damit auch ein Gemeinschaftsgefühl?
Kaiser: Auf jeden Fall. Das förmliche Sie zeigt doch eine größere Distanz und sehr großen Respekt an. Aber Respekt können wir auch in freundlicherer, zugewandterer Art und Weise des Sprechens ausdrücken. Das Ihr ist ein wunderbarer Hybrid, der irgendwo zwischen Sie und Du steht; also Respekt und Augenhöhe demonstriert und gleichzeitig förmlich und trotzdem zugewandt ist.
DOMRADIO.DE: Wie hat sich der Umgang in den vergangenen Jahren eigentlich entwickelt?
Kaiser: Das Du ist immer weiter auf dem Vormarsch. Entsprechend auch das Ihr, insbesondere, wo wir nicht die persönliche Vereinbarung treffen können. Das Sie tritt immer weiter in den Hintergrund. Wobei es sicherlich ein sehr sinnvolles Instrument der Sprache ist, erst einmal mit dem Sie einzusteigen und dann zum Ihr und Du überzugehen.
DOMRADIO.DE: Wir sind ja als Multimedia-Sender auch auf Instagram und Facebook aktiv. Dort Siezen wir auch nicht – für unsere Community ist diese Änderung nun vermutlich nur konsequent.
Kaiser: Es ist sicherlich eine gute Entscheidung, zum Ihr überzugehen und zu zeigen, wo man sich einordnet und Hörer abholen möchte.
Das Interview führte Carsten Döpp.