Die beiden großen Kirchen haben am Sonntag die Weihnachts-Spendenaktionen ihrer Hilfswerke Adveniat und Brot für die Welt eröffnet. Im Mainzer Dom eröffnete Bischof Peter Kohlgraf am ersten Adventssonntag die bundesweite Adveniat-Weihnachtsaktion 2025 unter dem Leitwort "Rettet unsere Welt – Zukunft Amazonas". In seiner Predigt hob er hervor, dass die Rettung der Welt nicht allein Gottes Werk sei. Christinnen und Christen seien in die Pflicht genommen, "am Auftrag des Schöpfers mitzuwirken, die Erde zu pflegen und zu bewahren."
Zwischen Klimakonferenz und Enzyklika Laudato si'
Anlass zur Sorge böten die aktuellen Entwicklungen. Die Ergebnisse der Klimakonferenzen seien ernüchternd, ökologische und soziale Krisen verschärften sich. Kohlgraf verwies auf die Enzyklika Laudato si’ von Papst Franziskus, deren Analyse auch zehn Jahre nach Veröffentlichung aktuell bleibe. Sie betone die globalen Zusammenhänge zwischen Umweltzerstörung, Armut, Krankheit, Flucht und Gewalt.
Bischof Kohlgraf kritisierte eine verkürzte Sicht auf den Menschen und wirtschaftliche Interessen, die politische Entscheidungen bestimmten. In vielen Ländern – auch in Deutschland – würden Migranten ferngehalten, ohne die Ursachen ihrer Flucht anzugehen. Die Adveniat-Aktion könne eine neue Sensibilität wecken, in der der Mensch und nicht der Profit im Zentrum steht.
Adventszeit als Einladung
Der Mainzer Bischof nahm Bezug auf die Lesung aus dem Römerbrief: "Es ist Zeit, vom Schlaf aufzustehen." Der Advent sei ein geistlicher Weckruf – nicht aus Angst, sondern aus Hoffnung. "Die Adventszeit ist eine Einladung, uns Gott, dem Nächsten und der Schöpfung neu zuzuwenden und unseren Platz zu suchen als Teil eines Ganzen, als Teil einer gemeinsamen Heimat, die von Gott geschaffen und geliebt ist," betonte Kohlgraf.
Kohlgraf zog ein Bild aus dem Alltag: Die Snooze-Taste am Wecker sei verlockend – aber irgendwann müsse man aufstehen. Ähnlich gehe die Menschheit mit der ökologischen und sozialen Krise um: Immer wieder werde aufgeschoben, verdrängt, vertagt. Doch der Glaube sei kein Beruhigungsmittel, sondern ein Aufruf zum Aufbruch.
Die Adveniat-Aktion sei deshalb mehr als eine Spendenkampagne. Sie erinnere an die Würde jedes Menschen und an die Verantwortung für die Schöpfung. "Niemand ist von dieser Pflicht entbunden", betonte Kohlgraf. Christliche Hoffnung sei nicht passiv, sondern konkret – und beginne dort, wo Einzelne aufstehen.
"Länder des Nordens tragen die Hauptverantwortung"
Jede und jeder in Deutschland müsse über das eigene Verhalten nachdenken, sagte Adveniat-Chef Martin Maier der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Unser Lebensstil ist nicht länger vertretbar."
Konkret bedeute dies, dass auch die Menschen in Deutschland "weniger Öl und Gas verbrauchen, weniger Müll verursachen und weniger Fleisch essen" müssten, fügte der Jesuit hinzu: "Denn die Länder des Nordens tragen die Hauptverantwortung für den Ausstoß von Treibhausgasen, während die Länder des Südens am stärksten darunter leiden."
Auch Brot für die ruft zum Klimaschutz auf
Auch das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt rief zum verstärkten Einsatz für Klimaschutz, Ernährungsgerechtigkeit und sauberes Wasser in aller Welt auf. Mehr als zwei Milliarden Menschen fehle der Zugang zu sauberem Trinkwasser, obwohl dieser Zugang als grundlegendes Menschenrecht anerkannt sei, sagte Präsidentin Dagmar Pruin in Karlsruhe. Bei der bundesweiten Eröffnung der Aktion "Kraft zum Leben schöpfen" kritisierte sie, die Folgen des Klimawandels seien ungerecht verteilt, denn diejenigen, die ihn nicht verursacht hätten, litten am meisten darunter.
Gottesdienst und Gestaltung
DOMRADIO.DE hat am ersten Adventssonntag das Pontifikalamt aus dem Mainzer Dom zur Eröffnung der Adveniat-Weihnachtsaktion 2025 mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf übertragen. Die musikalische Gestaltung lag bei mehreren Ensembles.
Den Gottesdienst in der Kathedrale feierten außerdem Bischof Franz-Josef Overbeck (Adveniat-Bischof), Bischof Dom Vicente Ferreira (Adveniat-Partner), P. Martin Maier SJ (Adveniat-Hauptgeschäftsführer), Pfr. Neimar Schuster (brasilianischer Ortspfarrer), P. Leandro Justina da Silva SJC und P. Jean Muzusangabo Ntibonera SJC (brasilianische Ordenspriester).
Die musikalische Gestaltung lag bei mehreren Ensembles, etwa bei der Musikgruppe der Portugiesischsprachigen Katholischen Gemeinde Mainz, Musikalischer Koordinator: Rogerio Santos de Menezes. Der Mainzer Domchor und die Mainzer Dombläser musizierten unter der Leitung von Karsten Storck; weitere Ausführende sind Domorganist Prof. Daniel Beckmann und Kantorin Cécile Kretz.
Dramatische Berichte aus der Pazifikregion
Reverend James Bhagwan, der Generalsekretär der Pazifischen Konferenz der Kirchen, berichtete in dem von der ARD übertragenen Gottesdienst von den Folgen für die Menschen in der Pazifikregion. In deren Alltag sei Wasser längst eine existenzielle Bedrohung - durch den steigenden Meeresspiegel, Umweltzerstörung und verschmutzte Flüsse: "Erlasst Schulden, die den Aufbau notwendiger Infrastruktur zunichtemachen!
Stoppt Investitionen, die Wälder, Flüsse und Korallenriffe zerstören, schützt Frauen und Kinder vor Gewalt, die mit Entwurzelung und Vertreibung einhergeht", forderte Bhagwan.
In der Vorweihnachtszeit und in den Weihnachtsgottesdiensten rufen die Kirchen traditionell zu Spenden für Hilfsprojekte weltweit auf. Dabei kommen Spendensummen in Millionenhöhe zusammen.
Erster Adventssonntag als Auftakt
Zu mehr Umwelt- und Klimaschutz rufen die katholische Kirche und die kirchliche Entwicklungsorganisation Adveniat bei ihrer Weihnachtsspendenaktion 2025 auf. Mit ihrem Appell "Rettet unsere Welt - Zukunft Amazonas" geht es um die Unterstützung von Menschenrechtlern und Projekten zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes, wie der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am vergangenen Donnerstag betonte. Er rief dazu auf, sich an die Seite jener Menschen zu stellen, die oft unter Einsatz des eigenen Lebens für die Bewahrung des Amazonas "als gemeinsames Haus und als globale Grundlage für zukünftige Generationen einstehen".
Zu Gast in Mainz, wo die Adveniat-Aktion an diesem ersten Adventssonntag offiziell startet, sind Gäste aus Brasilien. Adveniat-Chef Martin Maier kritisierte vorab die jüngsten Ergebnisse der Weltklimakonferenz COP30. "Besonders die ärmeren Staaten werden von den Verursachern des menschengemachten Klimawandels, den reichen Industriestaaten, auch weiterhin buchstäblich im Regen stehen gelassen."
Als ermutigendes Signal würdigte Maier, dass bei der Weltklimakonferenz rund 80 Staaten einen Fahrplan zum Ausstieg aus Kohle und Erdöl vorgelegt hätten.
Ministerpräsident fordert weltweite Solidarität
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) fügte hinzu: "Nachhaltigkeit kennt keine Grenzen - und Verantwortung auch nicht." Die Menschen in Deutschland müssten ihr eigenes Land "sozial gerecht, wirtschaftlich stark und klimaneutral" gestalten und zugleich Verantwortung über die Landesgrenzen hinaus übernehmen.
"Brot für die Welt" startet in Karlsruhe
In der Vorweihnachtszeit und in den Weihnachtsgottesdiensten rufen die Kirchen traditionell zu Spenden für Hilfsprojekte weltweit auf. Dabei kommen Spendensummen in Millionenhöhe zusammen. Eröffnet werden die Aktionen an diesem ersten Adventssonntag. Neben dem Auftakt von Adveniat in Mainz startet die evangelische Aktion in Karlsruhe. Die Hilfsorganisation "Brot für die Welt" befasst sich dabei mit den Themen sauberes Wasser, Ernährungssicherheit und Klimagerechtigkeit.