Birgit Mock warnt vor Kräften, die Laien, Bischöfe und Rom gegeneinander ausspielen wollen. "Ich erlebe mit derzeit großer Beunruhigung (nicht nur rund um das Thema Segensfeiern) wenige aber starke und strategisch gut aufgestellte Kräfte, die versuchen, Keile zu treiben zwischen Laien und Bischöfe in Deutschland, zwischen die Bischöfe untereinander und zwischen die deutschen Bischöfe und Rom."
Das schreibt die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken am Donnerstag auf der theologischen Plattform feinschwarz.net. Sie hoffe, ihnen mit einer in Rom gelernten Strategie "den Wind aus den Segeln" zu nehmen.
Mock ist Teil des deutschen Reformprojekts Synodaler Weg und nahm im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz Ende Oktober bei einem Treffen internationaler Synodalteams mit Papst Leo XIV. in Rom teil. Gemeinsam mit acht Menschen aus der ganzen Welt habe sie dort geistliche Gespräche geführt.
Die Methode des "Gesprächs im Heiligen Geist" beinhaltet den Wechsel von Gebet, Bibelwort und Phasen der Stille sowie verschiedene Runden des inhaltlichen Austauschs.
"Was hier passiert ist, war aus meiner Sicht mehr als eine Methode. Es war ein Hinhören und Sehen, ein Einüben von Respekt und Offenheit, eine Entschleunigung", schreibt Mock. Erfahrungsgemäß könnten auch sehr kontroverse Debatten nach solchem Beginn "letztlich besser, vertrauensvoller und konstruktiver" geführt werden.
Das nehme sie mit nach Deutschland: "Sich mit Respekt zu begegnen, andere Meinungen auszuhalten, sich Zeit zu nehmen, zuzuhören, aber dann auch in wichtigen Fragen zu Entscheidungen kommen. Das haben wir in Rom ein stückweit eingeübt."
Dieses Vorgehen könne ein wichtiger Beitrag der Kirche für den Zusammenhalt der Gesellschaft sein, meint die Naturwissenschaftlerin und Organisationsentwicklerin. Wenn Populismus Menschen auseinandertreibe, könnten Christen zu Begegnung, Gespräch und konstruktiver Suche nach Lösungen beitragen.
Begegnung mit dem Papst
Papst Leo XIV. habe durch sein unauffälliges Erscheinen bei der Begegnung mit den Synodalen, sein zurückhaltendes und zuhörendes Auftreten und ausführliche, frei gesprochene und empathische Redebeiträge Akzente gesetzt, berichtet Mock. Er habe sich nicht um eine Positionierung in der kontrovers diskutierten Frauenfrage herumgedrückt, sondern hierzu besonders differenziert gesprochen.
Mock hat in Rom erfahren: "Der Synodale Weg in Deutschland ist kein Sonderweg." Es gebe weltweit viele synodale Wege und Uniformität werde auch in Rom nicht als Ziel angestrebt. Sie hoffe, dass bei der am Freitag beginnenden Sitzung des Synodalen Ausschusses in Fulda "der Dreischritt aus Beten, Beraten und Beschlussfassung" gelinge.
Auf der Tagesordnung des Gremiums stehe eine Satzungsvorlage für eine Synodalkonferenz, die Synodalität in Deutschland auf Dauer stellen wolle.
Erwartungen an Synodalen Ausschuss
Mit Blick auf die genannte Sitzung des Synodalen Ausschusses haben katholische Frauenverbände ihre Erwartungen formuliert: Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und der Katholische Deutsche Frauenbund forderten die Mitglieder des Gremiums auf, Synodalität als dauerhaftes Strukturprinzip der Kirche zu verankern.
Ulrike Göken-Huismann, kfd-Bundesvorsitzende, erklärte am Donnerstag in einer Mitteilung: "Der Synodale Weg hat bei vielen Gläubigen Hoffnung auf einen kirchlichen Aufbruch und dringend notwendige Veränderungen geweckt. Jetzt braucht es Verbindlichkeit, mutige Entscheidungen und den festen Willen, die bisherigen Ergebnisse in der Praxis umzusetzen."
Ähnlich äußerten sich 18 katholische Verbände, Gruppen und Initiativen in einem gemeinsamen Appell an die Bischöfe, den "Rückenwind der Weltsynode" zu nutzen und die katholische Kirche in Deutschland zu einer synodalen Kirche zu machen.
In einer von der Reforminitiative "Wir sind Kirche" am Donnerstag verschickten Mitteilung heißt es, nur so könne es gelingen, dem massiven Glaubwürdigkeitsverlust zu begegnen, den Missbrauch, Vertuschung und Reformstau verursacht hätten.
Die Unterzeichner fordern, zu den im deutschen Reformprozess Synodaler Weg erarbeiteten Positionen - etwa bezüglich der Rolle der Frauen in der Kirche, dem Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt, bezüglich Diensten und Leitungsformen sowie der Rolle des Pflichtzölibats - zu stehen, diese pastoral weiterzuentwickeln und kirchenrechtlich umzusetzen.