So blicken US-Experten auf die neue Führung der US-Bischofskonferenz

"Zeigt Nähe zu Trump"

Nach der Wahl von Erzbischof Paul Stagg Coakley zum Chef der US-Bischofskonferenz erwartet der US-Theologe Massimo Faggioli schwierige Zeiten. Auch der Eichstätter Theologe Benjamin Dahlke sieht darin ein deutliches politisches Signal.

Paul Coakley, Erzbischof von Oklahoma City (USA), am 28. September 2023 im Petersdom im Vatikan. / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Paul Coakley, Erzbischof von Oklahoma City (USA), am 28. September 2023 im Petersdom im Vatikan. / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Nach der Wahl des Erzbischofs von Oklahoma City, Paul Stagg Coakley, zum neuen Vorsitzenden der US-amerikanischen Bischofskonferenz rechnet Kirchenhistoriker Massimo Faggioli mit Spannungen in der Führung der katholischen Kirche Amerikas. 

Coakley setzte sich am Dienstag bei der Herbstvollversammlung der US-Bischöfe mit 128 zu 109 Stimmen gegen Bischof Daniel Flores aus Brownsville durch. Flores wurde anschließend zum Vizepräsidenten gewählt. "Unklar bleibt, ob und wie Coakley und Flores zusammenarbeiten werden - ihre Profile unterscheiden sich deutlich", sagte Faggioli am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Massimo Faggioli (privat)
Massimo Faggioli / ( privat )

Coakley und Flores verkörperten verschiedene Kulturen innerhalb des amerikanischen Katholizismus, die nur schwer miteinander zu versöhnen seien, warnt Faggioli. "Diese Wahl steht exemplarisch für die kulturellen und politischen Spannungen innerhalb der US-Kirche", sagte Faggioli weiter. 

Coakley gilt als Vertreter eines konservativen Flügels, der Papst Franziskus in der Vergangenheit mit Skepsis begegnet ist. Flores steht hingegen für einen stärker sozial orientierten Kurs und engagiert sich besonders für Migranten.

Verdeutlicht politische Ausrichtung der US-Kirche

Der Eichstätter Theologen Benjamin Dahlke sieht in der Wahl von Coakley eine Verdeutlichung über die politische Ausrichtung der US-Kirche. "Mit der Wahl von Coakley setzt sich fort, was seit 2016 zu beobachten ist: eine gewisse Nähe der amerikanischen Bischöfe zur Trump-Administration", sagte Dahlke am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). 

Die Entscheidung zeige, dass die konservativen Kräfte innerhalb der Konferenz derzeit den Ton angäben. Coakley sei noch unter Papst Johannes Paul II. zum Bischof ernannt worden, erklärte Dahlke. "Unter dem polnischen Papst kam eine ganze Generation von Kirchenführern ins Amt, die moraltheologisch konservativ und strikt auf Rom ausgerichtet war. Diese Bischöfe werden oft als 'culture warriors' bezeichnet."

Benjamin Dahlke / © Dr. Christian Klenk/KU Eichstätt-Ingolstadt
Benjamin Dahlke / © Dr. Christian Klenk/KU Eichstätt-Ingolstadt

Darüber hinaus verwies Dahlke auf Coakleys Verbindungen zu politisch konservativen Netzwerken: "In politischer Hinsicht ist interessant, dass Coakley in die Leitung des Napa Institute eingebunden ist. Diese privat finanzierte Stiftung stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen dem konservativen Katholizismus und der Republikanischen Partei dar." 

Hinzu komme, dass Coakley aus einem stark republikanisch geprägten Bundesstaat stamme. "Er muss nun gut überlegen, wie nahe er der Trump-Administration kommen möchte", so Dahlke weiter. "Eine zu große Nähe sollte nicht sein. Schließlich haben bei der letzten Wahl auch 44 Prozent der Katholikinnen und Katholiken für die Demokratische Partei gestimmt." Die Kirche müsse für alle Menschen da sein, betonte der Theologe.

Vizepräsident hat große Sensibilität für Sozialethik

Auch wenn Coakleys unterlegener Mitbewerber, Bischof Daniel Flores, keine liberale Alternative darstelle, verkörpert er laut Dahlke eine deutlich stärkere sozialethische Sicht. "Da seine Familie auch Wurzeln in Mexiko hat und er von Haus aus Spanisch spricht, hat er eine große Sensibilität für sozialethische Themen. Das gilt gerade für die Migration." Dahlke geht davon aus, dass die liberaleren Bischöfe deshalb für Flores gestimmt hätten, weil er ihnen annehmbarer erschien. Flores wurde schließlich zum Vizepräsidenten der Bischofskonferenz gewählt.

Trotz der konservativen Mehrheitsverhältnisse erwartet Dahlke, dass die US-Bischöfe die Migrationspolitik der Trump-Regierung wie schon zuletzt kritisch begleiten werden. Es bleibe jedoch festzuhalten: "Sonderlich progressiv sind die US-Bischöfe sicherlich nicht." Benjamin Dahlke ist Professor für Dogmatik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. 2024 veröffentlichte er ein Buch zur katholischen Theologie in den USA.

Quelle:
KNA