Vatikan prüft Antisemitismusvorwurf gegen Schweizergardisten

Spuckgeste nach Bitte um Foto

Seit Tagen wird in Medien über einen möglichen antijüdischen Vorfall im Vatikan diskutiert. Ein Schweizergardist soll eine abfällige Spuckgeste in Richtung jüdischer Gäste gemacht haben. Nun äußerte sich der Vatikan.

Helme für die Schweizergarde
 / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Helme für die Schweizergarde / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Erstmals hat sich der Vatikan zu einem mutmaßlich antisemitischen Vorfall durch einen Leibgardisten des Papstes geäußert. 

"Die Päpstliche Schweizergarde hat eine Meldung über einen Vorfall erhalten, der sich an einem der Eingänge des Vatikans ereignet haben soll und bei dem Elemente festgestellt wurden, die als antisemitisch gedeutet werden könnten", erklärte Vatikansprecher Matteo Bruni am Montag auf Fragen von Journalisten. Nach einer vorläufigen Rekonstruktion beziehe sich die Meldung auf einen Streit, der im Zusammenhang mit der Bitte um ein Foto an dem betreffenden Wachposten entstanden sein soll, hieß es weiter.

Matteo Bruni, Direktor des Presseamts des Heiligen Stuhls / © Cristian Gennari (KNA)
Matteo Bruni, Direktor des Presseamts des Heiligen Stuhls / © Cristian Gennari ( KNA )

Der Vorfall sei Gegenstand eines internen Prüfverfahrens, das gemäß den Vorgaben bei Meldungen gegen Mitglieder der Garde eingeleitet worden sei. Das Verfahren werde "unter Wahrung der Grundsätze der Vertraulichkeit und Unparteilichkeit sowie in Übereinstimmung mit den geltenden Vorschriften durchgeführt", erklärte Bruni.

"Achtung, Würde, Nichtdiskriminierung"

"Die Päpstliche Schweizergarde bekräftigt im Rahmen ihrer jahrhundertealten Diensttradition ihr ständiges Bemühen, sicherzustellen, dass die Ausübung ihres Dienstes stets unter Achtung der Würde jeder Person sowie der grundlegenden Prinzipien der Gleichheit und der Nichtdiskriminierung erfolgt", betonte er abschließend. Die Schweizergarde ist seit über 500 Jahren damit beauftragt, Leib und Leben des Papstes zu schützen.

Laut Schilderung des in Salzburg lehrenden deutschen Theologen Gregor Maria Hoff in der österreichischen Kirchenzeitung "Die Furche" sowie einer jüdischen Delegations-Teilnehmerin soll ein Schweizergardist am 29. Oktober auf die Bitte um ein Foto in französischer Sprache und in abfälliger Weise "les juifs" (die Juden) gesagt haben. Anschließend habe er eine Spuckgeste in ihre Richtung gezeigt. Garde-Sprecher Eliah Cinotti bestätigte am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), der Vorfall werde untersucht, man stehe mit den Betroffenen in Kontakt.

Korporal Eliah Cinotti, Medienverantwortlicher der Schweizergarde / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Korporal Eliah Cinotti, Medienverantwortlicher der Schweizergarde / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der Zwischenfall ereignete sich demnach ausgerechnet am Rande einer Generalaudienz, bei der Papst Leo XIV. den Einsatz der katholischen Kirche gegen jede Form von Antisemitismus betonte. Anlass des Besuchs der jüdischen Delegation war ein dreitägiger Kongress in Rom zum Jubiläum des Konzilsdokuments "Nostra aetate" vom 28. Oktober 1965. In dem Text hatte die katholische Kirche ihre Beziehungen zum Judentum und zu anderen Religionen auf eine neue Grundlage des Respekts gestellt.

Schweizergarde

Die Schweizergarde ist die militärische Schutztruppe der Päpste. Hauptaufgabe der Garde mit ihrer Sollstärke von künftig 135 Mann ist, über die Sicherheit der Person und der Residenz des katholischen Kirchenoberhaupts zu wachen. Zudem begleiten Gardisten den Papst auf Reisen, kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr. Während ihrer mindestens 26-monatigen Dienstzeit sind die Gardisten Bürger des Vatikanstaates. 

Schweizergardisten / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Schweizergardisten / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA