Bischof Meier fand die katholische Messe als Kind aufregender

"Chapeau, vor überzeugten evangelischen Christen"

Die Mutter katholisch, der Vater evangelisch - Augsburgs Bischof Bertram Meier wuchs mit beiden Konfessionen auf. In einem Interview spricht er nun über Ökumene, die in seiner Kindheit nicht selbstverständlich gewesen sei.

Bertram Meier, Bischof von Augsburg / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Bertram Meier, Bischof von Augsburg / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der Augsburger Bischof Bertram Meier fand es nach eigenen Angaben als Kind in der katholischen Kirche unterhaltsamer als in der evangelischen. Meist sei er sonntags mit seiner katholischen Mutter in die Messe gegangen, manchmal aber auch mit seinem evangelischen Vater und den Großeltern in den evangelischen Gottesdienst, sagte Meier dem Fernsehsender katholisch1.tv. "Mir war's in der evangelischen Kirche zu langweilig, zu wortlastig", bekannte Meier.

"Und in der katholischen Kirche hat man viel, viel mehr Musik, mehr Glanz, mehr Liturgie", ergänzte der Bischof. "Man konnte auch mehr tun, auch als Kind wurde man da gebraucht. Ich war mit der Erstkommunionzeit bereits eifriger Ministrant. Ich bin also voll reingewachsen in die katholische Kirche." Aber Protestanten, die den Glauben ernst nähmen, machten auch ernst mit dem Evangelium, "also sie reflektieren oft mehr".

Papst Franziskus begrüßt Bertram Meier, Bischof von Augsburg im Vatikan. / © Vatican Media/ Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus begrüßt Bertram Meier, Bischof von Augsburg im Vatikan. / © Vatican Media/ Romano Siciliani ( KNA )

Meier betonte: "Hut ab, Chapeau, auch vor überzeugten evangelischen Christen." Er habe die Ökumene mit der Muttermilch aufgesogen, so Meier weiter.

Ökumene sei in seiner Kindheit nicht selbstverständlich gewesen. Er habe noch ein Dokument, das seine Mutter einst aus dem Ordinariat erhalten habe. Darin steht: "dass die Verantwortlichen im Bistum mit großer Sorge gesehen haben, dass sie, die Katholikin, einen evangelischen Mann geheiratet hat".

Bischof Maier über Luther und Ablasshandel

In Sachen Martin Luther fügte der Bischof hinzu, er und andere Reformatoren seiner Zeit hätten sicher die Aufgabe einer gewissen Korrektur der katholischen Kirche gehabt. Es habe genug Missstände gegeben, die mit dem Evangelium nicht vereinbar gewesen seien, etwa den Ablasshandel. Da habe es so eine Gestalt wie Luther gebraucht, der seine Finger in diese Wunden gelegt habe.

Martin Luther Denkmal in Dresden / © DunkelbuntStudios (shutterstock)
Martin Luther Denkmal in Dresden / © DunkelbuntStudios ( shutterstock )

Meier äußerte sich auch zum katholischen Glauben, dass Jesus Christus als Sohn Gottes in einer Hostie leibhaftig gegenwärtig ist, wenn sie in einer Messfeier von einem Priester konsekriert wurde. "Ich denke, wir Katholiken sind keine Kannibalen, keine Menschenfresser", so der Bischof.

Er führte aus, Jesus habe gesagt: "Nehmt und esst, nehmt und trinkt. Und das wird bei jeder heiligen Messe neu Wirklichkeit. Dass, wenn ein geweihter Priester diese sogenannten Einsetzungsworte spricht, hier Wandlung geschieht. Es bleibt äußerlich, sinnenhaft Brot und Wein. Aber durch die Worte eines geweihten Amtsträgers, sprich eines Priesters, geschieht Wandlung, und zwar nach dem Mandat, nach dem Auftrag Jesu, der gesagt hat: 'Tut dies zu meinem Gedächtnis.'"

Quelle:
KNA