Pilgerforum in Nürnberg bringt neue und erfahrene Pilger zusammen

"Der Jakobsweg ist nicht überlaufen!"

"Das Pilgern ist für mich Begegnung auf dem Weg: mit mir, mit Mitpilgernden, mit Menschen am Wegesrand", sagt Michael Kaminski vom Pilgerforum in Nürnberg. Gerade der Jakobsweg strahle für ihn eine ganz besondere Atmosphäre aus.

Autor/in:
Marcus Poschlod
Pilgern auf dem Jakobsweg / © Gabriel Luengas (shutterstock)
Pilgern auf dem Jakobsweg / © Gabriel Luengas ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Das Pilgerforum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern richtet sich an Menschen, die schon auf einem der Pilgerwege unterwegs waren und an alle, die es vorhaben. Wie kann ich mir denn das Pilgerforum vorstellen, wenn ich noch nicht dort gewesen bin?

Michael Kaminski (Pilgerbeauftragter der Evangelischen Kirche): Ins Pilgerforum kommen ganz viele Menschen, die begeistert sind vom Pilgern, und solche, die es werden wollen. Es gibt Stände, an denen man sich über die Wege und die Ausrüstung informieren kann. Und es gibt Menschen, die von ihren Wegen erzählen. Aber es gibt natürlich noch viel mehr. Beim Sternpilgern geht es beispielsweise um eine tiefere, spirituelle Ebene.

DOMRADIO.DE: An welche Pilgerinnen und Pilger richtet sich das Pilgerforum?

Kaminski: Es richtet sich an "neue" Pilger. Jene sind offen und haben sich noch kein Bild gemacht. Sie haben das alles noch vor sich. Ich freue mich aber auch über diejenigen, die zurückgekommen sind und deren Herzen voll sind. Sie sind begeistert und wollen erzählen. Sie haben vielleicht auch schon die Erfahrung gemacht, dass ihnen zu Hause niemand richtig zuhört. Wenn sie aber auf andere Pilger treffen, dann entsteht eine ganz besondere Atmosphäre, fast schon eine Pilgermagie.

DOMRADIO.DE: Noch nie sind dort so viele Menschen auf dem Jakobsweg gepilgert wie 2025. Was löst diese Nachricht in dir aus?

Kaminski: Mir bereitet der Mythos Sorgen, dass die Wege des Jakobwegs überlaufen seien. Das sehe ich überhaupt nicht so. Dort sind Menschen mit Geschichten und es lohnt sich, sie kennenzulernen. Ja, die Pilgerzahlen gehen hoch. Im Verhältnis zu den zwei Millionen Menschen, die jedes Jahr nach Altötting in Bayern pilgern oder den drei Millionen Menschen, die innerhalb eines Monats nach Mekka reisen, sind wir mit etwas mehr als einer halben Million Pilger in Santiago aber eher im unteren Bereich. Bis zu 400 Millionen Menschen haben im Frühjahr das "Kumbh Mela" am Ganges in Indien gefeiert. Das sind richtige Pilgermassen.

Michael Kaminski

"Wir sind mit etwas mehr als einer halben Million Pilgern in Santiago eher im unteren Bereich."

DOMRADIO.DE: Neben den Informationen und Begegnungen spielt beim Pilgerforum die Spiritualität eine große Rolle. Welche Bedeutung haben spirituelle Elemente wie Gottesdienste oder der Pilgersegen?

Kaminski: Der Segen ist für mich ganz zentral. Den Zuspruch - "Du bist auf deinem Weg nicht allein, sondern du bist begleitet von Gott" - halte ich für besonders wichtig.  Nicht nur beim Start, sondern auch am Ziel und bei der Rückkehr. 

Das Interview führte Marcus Poschlod.

Jakobsweg

Der Jakobsweg ist ein europaweites Netz von Straßen und Wegen. Seit dem neunten Jahrhundert führt er Pilger vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und schließlich Frankreich zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus ins spanische Santiago de Compostela. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem "heiligen Ort", an dem Reliquien verehrt wurden, zum nächsten.

 © Sonja Geus (DR)
© Sonja Geus ( DR )
Quelle:
DR

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