Wegen der Feuer sind weniger Pilger unterwegs nach Santiago

"Auch Teile des Jakobswegs sind verbrannt"

Nach den schweren Waldbränden in Spanien ist der Jakobsweg wieder offen. Trotzdem sind weniger Pilger unterwegs als im September üblich. Ein Herbergsvater berichtet, wie er die Feuer erlebt hat und wie viele Betten bei ihm belegt sind.

Autor/in:
Marcus Poschlod
Pilger blickt auf Santiago de Compostela am Ziel des Jakobswegs / © Armando Oliveira (shutterstock)
Pilger blickt auf Santiago de Compostela am Ziel des Jakobswegs / © Armando Oliveira ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Die letzten 100 Kilometer vor Santiago gelten als die bekanntesten des Jakobswegs. Ungefähr in der Mitte davon liegt Arzua. Wie ist die Lage dort?

Roger Böhler (Herbergsvater von "Los Tres Abetos" in Arzua): Wir haben wochenlang Rauch am Horizont gesehen, vor allem aus Ourense (ca. 100 Kilometer südlich von Arzua). Dort sind auch Teile des Jakobswegs verbrannt. Auch Las Medulas auf dem Camino de Invierno ist schwer verbrannt. Knapp zehn Kilometer von uns entfernt waren Feuer in Melide und in Santiso. Das waren aber im Vergleich zu Ourense kleine Feuer von 15 Quadratkilometern. Alle Feuer die jetzt noch aktiv sind, sind unter Kontrolle. Der Jakobsweg ist offen.

Camino de Santiago im Herbst. (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wie haben die Pilger denn auf die Feuer im August reagiert? 

Böhler: Am Anfang war es ein ständiges Hin und Her mit den Stornierungen. Viele Pilger haben aber oft sofort wieder gebucht. Telefonisch war natürlich die Hölle los. Viele haben angerufen und gefragt wie die Luftqualität ist und ob es in der Nähe Feuer gibt.

Roger Böhler

"Im August waren noch viele Pilger unterwegs."

DOMRADIO.DE: Hatten sie dann auch weniger Pilger in ihrer Herberge in Arzua?

Böhler: Ein großes Problem war, dass die Zugstrecke von Madrid nach Santiago unterbrochen werden musste. Deshalb konnten viele Pilger nicht anreisen. Unsere Herberge liegt näher an Santiago, deshalb merken wir erst jetzt im September, dass weniger Pilger unterwegs sind. Die Menschen brauchen ja ein paar Tage bis sie aus dem Süden bei uns ankommen. Unsere Nachbarherbergen haben die fehlenden Pilger also schon früher gemerkt als wir. Im August waren ja noch viele unterwegs.

DOMRADIO.DE: Was haben andere Herbergen am Camino berichtet?

Böhler: Die meisten Herbergen haben einfach die Pilger aufgenommen, die nicht weiter konnten. Zwischen Ponferrada und Astorga ist im Moment praktisch überhaupt nichts los. Da ist der Pilgerstrom quasi abgerissen. Ich kenne keine Herberge die wegen des Feuers schließen musste. Aber es gab Herbergen mit 100 Betten, die nicht mehr als 20 Pilger beherbergt haben. 

Roger Böhler

"Zwischen Ponferrada und Astorga ist der Pilgerstrom quasi abgerissen."

DOMRADIO.DE: Wie viele Pilger haben sie denn gerade in ihrer Herberge in Arzua?

Böhler: Die Lage ist ok. In der zweiten Hälfte des Septembers brechen die Reservierungen aber ein. Da sieht es im Moment ziemlich leer aus. Erst im Oktober ziehen die Reservierungen wieder an. Das alles ist aber auch schwierig einzuschätzen, weil viele Pilger wegen der Feuer jetzt kurzfristiger planen. 

Das Interview führte Marcus Poschlod.

Jakobsweg

Der Jakobsweg ist ein europaweites Netz von Straßen und Wegen. Seit dem neunten Jahrhundert führt er Pilger vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und schließlich Frankreich zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus ins spanische Santiago de Compostela. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem "heiligen Ort", an dem Reliquien verehrt wurden, zum nächsten.

 © Sonja Geus (DR)
© Sonja Geus ( DR )
Quelle:
DR

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