DOMRADIO.DE: Wer bestimmt, ob Feiertage eingeführt oder abgeschafft werden?
Dr. Antonius Hamers (Leiter des Katholischen Büros in Nordrhein-Westfalen): Das ist Ländersache. Die Länder haben eigene Feiertagsgesetze, in denen festgelegt ist, welche Feiertage gesetzlich geschützt sind, sprich arbeitsfrei sind. In Nordrhein-Westfalen haben wir insgesamt elf gesetzliche geschützte Feiertage, die arbeitsfrei sind. Weltliche Feiertage, wie der 1. Mai und der 3. Oktober sind natürlich dabei und viele kirchliche Feiertage.
DOMRADIO.DE: Werfen wir doch einen exemplarischen Blick auf den Reformationstag 2017. Anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation war er einmalig bundesweit ein gesetzlicher Feiertag. Der Reformationstag ist in mehreren protestantisch geprägten Bundesländern auch dauerhaft ein Feiertag. Gab es in Nordrhein-Westfalen Überlegungen, diesem Beispiel zu folgen?
Hamers: Das ist damals auch in Nordrhein-Westfalen diskutiert worden, man hat sich dann aber dagegen entschieden. Ich kann Ihnen nicht genau sagen, welche Gründe dafür oder dagegen gesprochen haben. Auch aus wirtschaftlichen Gründen hat man auf einen zusätzlichen Feiertag verzichtet, da Nordrhein-Westfalen mit elf Feiertagen bereits im Mittelfeld liegt.
DOMRADIO.DE: Pfingstmontag ist ein gesetzlicher Feiertag, der gleichermaßen von Katholiken und Protestanten gefeiert wird. Können Sie sich vorstellen, dass der in absehbarer Zeit abgeschafft wird?
Hamers: Bevor über die Abschaffung von Feiertagen aus wirtschaftlichen Gründen diskutiert wird, werde ich natürlich vorschlagen, darüber nachzudenken, ob man vielleicht auf ein oder zwei Urlaubstage verzichten kann, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Denn dass etwas geschehen muss, steht außer Frage. Die wirtschaftliche Situation ist sehr schwierig. Insofern müssen wir schauen, wie wir die Wirtschaft ankurbeln können, auch um Arbeitsplätze und Wohlstand zu sichern. Der Pfingstmontag ist insofern ein etwas schwieriger Feiertag. Liturgisch ist der Pfingstmontag katholischerseits bereits mit dem Konzil abgeschafft worden. Da ist kein kirchlicher Feiertag mehr und das gibt es auch in keinem Land der Welt. Wenn man insofern über einen kirchlichen Feiertag diskutieren will, dann wäre sicherlich der Pfingstmontag der Tag, der am ehesten dazu geeignet wäre, darüber zu diskutieren.
DOMRADIO.DE: Wie sieht es generell in NRW aus? Gibt es derzeit wirklich christliche Feiertage, die zur Diskussion stehen?
Hamers: Nein, im Moment wird diese Diskussion nicht geführt. Ich finde es immer interessant. Immer weniger Menschen haben eine christliche Bindung, aber unsere Feiertage wollen natürlich alle mitfeiern. Alle gehen auf die Barrikaden, sobald darüber diskutiert wird. Zunächst finde ich das natürlich positiv, dass damit eben auch von anderer Seite unsere Feiertagen mitgeschützt werden. Nur muss man sich natürlich darüber im Klaren sein, umso weniger Menschen da sind, für die dieser Feiertag auch eine religiöse Bedeutung hat. Umso geringer wird der Schutz natürlich und umso größer wird die Diskussion darum. Die Feiertage sind zwar gottgegeben, es ist aber nicht gottgegeben, dass diese Feiertagen arbeitsfrei sind.
DOMRADIO.DE: Es waren ja nun zuletzt zwei Politiker der CDU, die diese aktuelle Abschaffung von Feiertagen in die Diskussion geworfen haben. Wie passt das zur christlichen Ausrichtung der Partei?
Hamers: Es ist immer eine Frage der Verhältnismäßigkeit und wir müssen schauen, was wir uns angesichts der wirtschaftlichen Situation eben auch erlauben können, auch an freien Tagen. Oder wie man eben schauen kann, dass die Wirtschaft in einem guten Zustand ist. Auch das ist natürlich christliche Verantwortung ohne Frage. Ich würde der CDU deswegen nicht die Christlichkeit absprechen, nur weil sie angesichts einer immer säkulareren Gesellschaft in die Diskussion bringt, über Feiertage nachzudenken.
Das Interview führte Carsten Döpp.