Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Saarbrücker Ludwigskirche haben am Freitag die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit unter dem Motto "Zukunft durch Wandel" begonnen. Dabei haben die Kirchen zu mehr Zuversicht und Mut zu gemeinsamer Neugestaltung der Gesellschaft aufgerufen. "Wandel und Veränderung sind möglich", sagte der katholische Bischof von Trier, Stephan Ackermann, am Freitag bei einem ökumenischen Gottesdienst zum Auftakt der zentralen Feierlichkeiten in der Saarbrücker Ludwigskirche: "Veränderung ist gewollt. Sie öffnet uns den Weg in die Zukunft." In der saarländischen Landeshauptstadt finden in diesem Jahr unter dem Motto "Zukunft durch Wandel" die zentralen Feierlichkeiten zu 35 Jahren Deutscher Einheit statt.
Bischof Ackermann mahnte, auf alle Menschen zu achten und Überforderungen ernstzunehmen. Es gebe auch jene, die durch Prozesse der Veränderung in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft - national wie international - beunruhigt seien und das Gefühl hätten, nicht mehr mitzukommen. Allerdings sei der Wandel nicht abzuwenden. "Wo es kein Weiterwachsen, wo es keine Entwicklung mehr gibt, ist das Leben tot", sagte Ackermann.
Den Wandel annehmen
Der Präses der evangelischen Landeskirche im Rheinland, Thorsten Latzel, betonte im Gottesdienst das Gemeinsame in einer Gesellschaft: "Wir brauchen einen Geist, der anderen immer erst einmal das Beste unterstellt." Er appellierte, aktiv zu werden und zu handeln, um den negativen Wahrnehmungen etwas entgegenzusetzen. Es gehe darum, aus Zuversicht zu leben. Denn die Nachrichten über Krisen und Kriege seien oft kaum zu bewältigen.
Um das Motto ging es auch in drei Gesprächen, die Latzel mit zwei Saarländerinnen und einem Saarländer führte. Der Vorsitzende des Vereins "BergbauErbeSaar", Hans-Jürgen Becker, berichtete vom Ende des Bergbaus, Alyeh Sadat sprach über ihren Gottesglauben und die Klimaaktivistin Susanne Speicher über ihren Einsatz gegen den Klimawandel. Becker sagte, Wandel müsse angenommen werden: "Man muss versuchen, ihn selber mitzugestalten."
Politik vertreten
Neben dem Trierer Bischof Ackermann und dem Präses der evangelischen Landeskirche im Rheinland Latzel leiteten die pfälzische evangelische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und der katholische Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann den Gottesdienst. In einem Einspieler kamen Vertreterinnen und Vertreter der Synagogengemeinde Saar, des Islamischen Kulturzentrums Saarland, der alt-katholischen Pfarrgemeinde Saarbrücken, der Bahai-Gemeinde Saarland und der rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinde Saarbrücken zu Wort.
Das Saarland hat in diesem Jahr den Vorsitz im Bundesrat und richtet daher den traditionellen Festakt aus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) und die Bundesratsvorsitzende Anke Rehlinger (SPD) nahmen am Gottesdienst teil. Auch zahlreiche Vertreter der Bundesländer und des Bundestags waren in der Ludwigskirche. Zum Festakt erwartet wird zudem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
Hunderttausend erwartet
Bereits am Donnerstag startete ein dreitägiges Bürgerfest in Saarbrücken. Auf 20 Bühnen und Szeneflächen gibt es ein Kulturprogramm. Gefeiert wird bis Samstag und insgesamt werden mehrere Hunderttausend Menschen erwartet. Im kommenden Jahr ist Bremen für die Feier zur deutschen Einheit verantwortlich.
Anlass ist des Feiertages ist die Deutsche Wiedervereinigung vom 3. Oktober 1990, mit der vier Jahrzehnte staatlicher Teilung endeten. Infolge der friedlichen Revolution in der DDR im Herbst 1989 wurden die Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie der Ostteil Berlins Teil der Bundesrepublik Deutschland.