DOMRADIO.DE: Was bedeutet es denn für Sie persönlich und für Sie als Bewegung zur "Raising Hope for Climate Justice" Konferenz eingeladen worden zu sein?
Georg Sauerwein: Es zeigt eine große Wertschätzung für unseren Aktivismus und für jeglichen "Graswurzel-Aktivismus". Es gibt uns viele Möglichkeiten, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die sich weltweit – ähnlich wie wir oder auch auf andere Weise – für Klimagerechtigkeit einsetzen, um zusammen neue Wege zu finden.
DOMRADIO.DE: Sie haben den Papst getroffen. Wie war die Begegnung mit dem Heiligen Vater?
Miriam Strake: Wir haben ihn nicht wirklich getroffen, aber wir waren natürlich gestern auf der Eröffnungszeremonie mit allen anderen Konferenzbesucher:innen. Ich würde sagen, die Begegnungen und seine Ansprache waren durchweg positiv.
Er hat unterstrichen, wie sehr Klimagerechtigkeit ein katholisches Kernthema ist und dass Laudato Si nach den ersten zehn Jahren natürlich weitergehen wird. Das ist für uns eine unglaubliche Ermutigung und Bestätigung.
Sauerwein: Genauso hat er sehr deutlich gemacht, dass auf Regierungen Druck ausgeübt werden muss, damit mehr gemacht wird. Er hat betont, dass alle Menschen mitmachen müssen und politisch tätig werden sollten, um diesen Druck auszuüben. Das ist etwas, das uns als "Graswurzelaktivisten" sehr gefällt.
DOMRADIO.DE: "Graswurzelaktivisten": Was meint dieser Begriff?
Sauerwein: Wir sind sehr lose auf der niedrigsten politischen Ebene organisiert, um möglichst flexibel und entschieden für Klimagerechtigkeit handeln zu können. Wir haben wenige Strukturen, aber viele Menschen.
DOMRADIO.DE: Was versprechen Sie sich denn von Papst Leos? Wie wird das weitergehen?
Sauerwein: Wir hoffen, dass er weiter starke Zeichen für Klimagerechtigkeit setzt. Wir hoffen, dass er mit seiner Stimme gegen entgegengesetzt wirkende politische Kräfte eintritt. Ich glaube, das ist eine sehr begründete Hoffnung, dass das passieren wird.
Die katholische Kirche soll weiter wichtige Zeichen bei diesem Thema setzen – auch in Solidarität mit denen, die in dieser Krise betroffen sind. Gerade diese Menschen waren gestern Teil dieser Zeremonie. Da ist es besonders wichtig, wenn der Papst mit Geflüchteten, obdachlosen Menschen, indigenen Menschen und mit vielen anderen steht und seine Stimme nutzt.
Genauso müssen wir alle als Christ:innen versuchen, unsere Stimmen zu nutzen und mit diesen Menschen zusammenstehen. Das versuchen wir immer wieder, zum Beispiel als "Christians 4 Future" beim Thema 'Hitze und Obdachlosigkeit'.
DOMRADIO.DE: Wenn wir auf die Umfragezahlen schauen, sehen wir, dass Parteien wie die AfD stärker werden. Das sind Parteien, die zum großen Teil den Klimawandel leugnen. Ist das für Sie frustrierend, wenn man das wahrnimmt?
Sauerwein: Natürlich, das beschäftigt gerade sehr viele Leute mit Sorge. Deswegen braucht es diese Hoffnung, deswegen braucht es gerade diejenigen, die nicht diese Linie vertreten und die deutlich und laut werden.
Strake: Was man auf dieser Konferenz ganz stark merkt, ist, dass diese Hoffnung auch durch dieses Zusammenkommen und durch die Verbindung miteinander entsteht. Indem wir uns kennenlernen, Netzwerke knüpfen und so vielleicht etwas entgegensetzen können.
DOMRADIO.DE: Wie geht es in Rom für Sie jetzt weiter?
Strake: Wir sind noch bis zum Ende der Konferenz hier. Die läuft noch bis morgen. Der Papst war gestern da. Es gab heute schon einige sehr interessante Panels mit starken Sprecher:innen. Was sich für mich ein bisschen abzeichnet, ist, dass Laudato Si so oder so sehr lebendig in der katholischen Kirche ist.
Aber auch darüber hinaus, wie in der multireligiösen Arbeit und auf der ganzen Welt. In den letzten zehn Jahren ist durch dieses extrem starke Zeichen viel gewachsen, sodass da eine gute Grundlage für weitere Arbeit in Zukunft gelegt wurde. Die passiert halt nicht nur durch Papst Leo, sondern auch 'on the ground' in den Diözesen und Gemeinden.
Da habe ich schon das Gefühl gewonnen, dass da nach dem ersten Jahrzehnt eine sehr gute Basis da ist. Wir sind gespannt, wie viel wir davon mitbekommen, mit wem wir noch alles sprechen können und was wir davon für unsere Arbeit mitnehmen.
DOMRADIO.DE: Welche Zeichen der Hoffnung nehmen Sie vom Treffen mit Papst Leo mit?
Sauerwein: Für mich ist ein ganz besonderer Punkt, den ich oft bei globalen katholischen Konferenzen mitnehmen kann, dass man Leute von den pazifischen Inseln oder vom Amazonasgebiet kennenlernt. Die sind von der Klimakrise nochmal ganz anders betroffen. Diesen Menschen direkt zu begegnen, um Kontakte zu knüpfen. Daraus kann man viel Motivation mitnehmen, auch in Deutschland mehr zu tun und auch hier weiterzumachen.
Wir als "Christians 4 Future" nehmen da viel mit und werden das weitertragen und weiterentwickeln. Wir haben die christliche Initiative Klimagerechtigkeit e.V. gegründet, um unsere Graswurzenarbeit in Deutschland zu stärken. Das sind natürlich Sachen, wo wir sehr viele Verknüpfungen mitnehmen, und wir hoffen, dass wir die Motivation weitertragen können.
Das Interview führte Johannes Schröer.